Aargauer Kunsthaus

195 Millionen für einen Warhol – wie viel liegt für Schweizer Kunst drin?

11.05.2022, 08:28 Uhr
· Online seit 11.05.2022, 08:24 Uhr
Für satte 195 Millionen Dollar wechselte ein Portrait von Andy Warhol an einer Auktion in New York den Besitzer. Wo liegen die Preise im Schweizer Kunstmarkt? Silja Burch vom Aargauer Kunsthaus gibt eine Einschätzung.
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195 Millionen Dollar. Das sind knapp 194 Millionen Schweizer Franken. Oder: 12 Bugatti La Voiture Noire – das aktuell teuerste Auto der Welt. 195 Millionen Dollar: Das ist auch die Summe, für welche das Marilyn-Monroe-Portrait von Andy Warhol am Montag in New York den Besitzer wechselte. Kein Bild aus dem 20. Jahrhundert brachte je mehr Geld ein. Für Nicht-Kunsthistoriker und Normalverdienerinnen ist das eine kaum greifbare Summe. Für Kenner und Kunsthistorikerinnen hingegen kam dieser Verkauf wenig überraschend. «Ich hätte mit einem noch höheren Preis gerechnet», zeigt sich Silja Burch, Geschäftsleitungsmitglied des Aargauer Kunsthauses, unbeeindruckt. «Der Schätzpreis lag noch höher – bei rund 200 Millionen Dollar.» Vor ihrer Zeit in Aarau arbeitete sie viele Jahre für verschiedene Galerien im Kunstraum Zürich, war selber bei zahlreichen Auktionen dabei – sowohl als Käuferin als auch als Verkäuferin.

Teuerstes Gemälde in Saudi Arabien

Dass Burch sich im Kunstmarkt auskennt, mag auch die unbeeindruckte Reaktion über den New Yorker Rekordverkauf erklären. Denn: Klar, 200 Millionen Dollar sind selbst im internationalen Kunstmarkt eine Ausnahme. Dass Kunstwerke zu horrenden Preisen die Besitzer wechseln, ist aber keine Seltenheit. Das mit über 450 Millionen Dollar aktuell wertvollste Gemälde der Welt stammt übrigens aus dem 16. Jahrhundert von Leonardo Da Vinci. «Salvator mundi» – ein kleines Ölgemälde auf einer Walnusstafel – wurde 2017 von Mohammed bin Salman, dem Kronprinz Saudi-Arabiens, ersteigert und befindet sich seither in Privatbesitz.

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis

Zurück in die Schweiz. Summen im dreistelligen Millionenbereich seien in der Schweiz undenkbar, sagt Burch. Trotzdem dürfe man den Schweizer Markt nicht unterschätzen. Gerade in der modernen und der zeitgenössischen Schweizer Kunst könne es schon zu hohen Verkaufspreisen kommen. Konkret: «In Aarau haben wir auch Kunstwerke – von Ferdinand Hodler oder Albert Anker zum Beispiel – die bei einem Verkauf im ein- oder zweistelligen Millionenbereich liegen.» Allerdings stehen die Werke im Kunsthaus nicht zum Verkauf. «Wir sammeln und pflegen nur. Wie viel die Werke bei einem Verkauf bringen würden, können wir nur anhand von Versicherungswerten schätzen.»

Man könne den Schweizer Kunstmarkt aber nicht vergleichen mit Weltgrössen wie Andy Warhol, der als einer der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts gilt. Dass solche Werke ein Vielfaches mehr erzielen als Werke von Schweizer Künstlern, sei klar. «Im Schweizer Kunstmarkt gibt es vielleicht 25 bis 30 Künstlerinnen und Künstler, welche die Hälfte des Umsatzes aller Auktionsresultate ausmachen.» Eine ganz kleine Anzahl von Künstlern also, welche diese Spitzenwerte erreichen. Der Grossteil bewegt sich im Tausender- oder Zehntausender-Bereich.

(noë)

veröffentlicht: 11. Mai 2022 08:24
aktualisiert: 11. Mai 2022 08:28
Quelle: ArgoviaToday

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