Quelle: ArgoviaToday/Leonie Projer
Kiloweise Steaks zum Frühstück, zum Mittag- und zum Abendessen. Wer sich der Carnivore-Diät verschreibt, hat mindestens dreimal täglich Fleisch auf dem Teller. Dabei ist es wichtig, dass keine Früchte, kein Gemüse und auch keine Kohlenhydrate gegessen werden. Rund 900 Gramm rotes Fleisch pro Tag, darunter viele Rindersteaks, sind scheinbar das Rezept zum Abnehmen. Doch das ist mehr als das Fünffache an Fleisch, was sonst im Durchschnitt von einer Person gegessen wird.
Jede Woche ein Kilo leichter
Seit bald vier Monaten schwärmt auch die 36-jährige Luna Courtney von der Carnivore-Diät. Auf ihrem Tiktok-Kanal behauptet die zweifache Mutter, ihr Körper habe sich sehr rasch an die Umstellung gewöhnt und brauche heute nichts anderes mehr ausser Tierprodukte: «Ich habe einen besseren Körperbau bekommen, ich schlafe besser, meiner Psyche geht es super, ich habe einen besseren Blutdruck erhalten und ich bin seit der Diät weniger anfällig für Krankheiten geworden.» Luna Courtney verbreitet ihren Glauben im Netz und bekommt dafür viel Bestätigung. 52'000 Follower hat die Amerikanerin so bereits auf Tiktok erworben. Wöchentlich teilt die Influencerin ihren Erfolg aufs Neue mit der Onlinewelt und hat so innert elf Wochen angeblich elf Kilo abgenommen.
Trend auch in der Schweiz spürbar
Eine stark tierisch betonte Ernährungsweise, ähnlich wie diejenige von Luna Courtney, ist auch bei uns in der Schweiz momentan im Trend. So wird beispielsweise die Ernährungsberaterin vom Kantonsspital Zofingen, Katrin Haas, oft auf die ketogene Ernährung angesprochen von ihren Kundinnen und Kunden. Eine einseitige Ernährung – wie es die Fleisch-Diät ist – führt aber langfristig fast immer zu einem Ernährungsmangel. Rotes Fleisch beispielsweise ist zwar eine super Quelle für Protein und Vitamin B12, und auch Eisen und Zink daraus gelten als sehr gut für das Immunsystem. Aber: «Kritisch zu sehen ist sicher die Zufuhr aller Stoffe aus der pflanzlichen Gruppe wie beispielsweise Vitamin C oder Nahrungsfasern», erklärt Haas.
Nicht Fleisch, sondern Gemüse macht glücklich
Auch Rachelle Hirsig, Ernährungsberaterin der Hirslanden Klinik Aarau, empfiehlt, dem Trend nicht zu folgen: «Wir essen aus einem bestimmten Grund mehrere Lebensmittelgruppen. Diese versorgen uns jeweils mit einer Reihe von Nährstoffen. Bei einer Ernährung mit ausschliesslich Tierprodukten fehlen beispielsweise Ballaststoffe, welche für die Darmgesundheit wichtig sind. Darüber hinaus wurde der Verzehr von viel Obst und Gemüse wissenschaftlich mit mehr Glück, Lebenszufriedenheit und Wohlbefinden in Verbindung gebracht.»
Rotes Fleisch fördert Krebserkrankungen
Zuviel verzehr von Fleisch, kann bei entsprechender Veranlagung auch Erkrankungen begünstigen, wie Katrin Haas bestätigt: «Tierische Lebensmittel enthalten Arachidonsäure, welche im Körper generell Entzündungen fördern können. Daneben ist die Zufuhr an Purinen über den hohen Fleischanteil erhöht und diese können die Entstehung von Gicht begünstigen. Auch wurde rotes Fleisch schon mit der Entstehung von bestimmten Krebserkrankungen in Verbindung gebracht.
320 Kilo Fleisch pro Jahr auf dem Teller
27 Kilo Fleisch pro Monat verdrückt Luna Courtney aktuell mit der Carnivore-Diät. Das sind umgerechnet mehr als 320 Kilo Fleisch pro Jahr. Selbst wenn beim Fleisch Herkunft und Haltung noch berücksichtigt werden, so ist der ökologische Fussabdruck doch deutlich höher als bei einer pflanzenbetonten Ernährung. Grundsätzlich ist es also eine sehr individuelle Entscheidung, mit welcher Diät man gegen seine Pfunde ankämpfen will.