Es ist so weit: «Wir sind seit Januar 2023 nur noch Mieter im Gebäude», bestätigt Roberto Belci, Leiter der Credit Suisse Aargau, gegenüber ArgoviaToday. Das pittoreske Gebäude, in dem die Erfolgsgeschichte der Neuen Aargauer Bank vor über 200 Jahren begonnen hatte, ist also nicht mehr in den Händen der Bank, die vor zwei Jahren in der Grossbank Credit Suisse aufgegangen ist. Nachdem im Herbst bekannt geworden war, dass die Credit Suisse schweizweit 14 Filialen schliesst, stiess das Bekanntwerden des Gebäudeverkaufs in Aarau auf grosses Interesse unserer Userinnen und User. Schliesslich hatte die Bank bereits vorher den anderen Standort beim Aargauer Platz veräussert.
Das sagte CS-Aargau-Chef Roberto Belci im Herbst zum Verkauf der Liegenschaft
Quelle: ArgoviaToday / Lorenz Barazetti / Severin Mayer
Wie die Durchsicht beim Grundbuchamt zeigt, gehört das Gebäude an der Bahnhofstrasse 49 und damit das daran gebundene Verwaltungsgebäude am Apfelhausenweg nun der Firma 4Sports & Entertainment.
Für Mitarbeitende wird’s spannend – für Kunden bleibt vorerst alles gleich
Für die Kundinnen und Kunden der Bank ist das nicht spürbar, die Schalterhalle sieht gleich aus und wird auch nicht so schnell verändert, sagt Regionenleiter Roberto Belci. Hinter den Kulissen wird aber einiges verändert. So zieht die Belegschaft mit Büros im Hauptgebäude an der Bahnhofstrasse vorübergehend in das Verwaltungsgebäude am Apfelhausenweg. Das schafft Platz für Umbauarbeiten: Geplant ist eine Restrukturierung der Büroeinheiten im Hauptgebäude zu grösseren Räumlichkeiten mit Co-Working-Spaces und Sitzungszimmern. «Wir investieren jetzt einfach in das Haus, das uns nicht mehr gehört», sagt dazu Roberto Belci. Man wolle viel tun für die Mitarbeitenden. Das betreffe auch sein eigenes Büro. Er sitze lieber inmitten seiner Mitarbeitenden statt in einem grossen, einsamen Raum. Gerade auch in Zeiten, in denen es der Bank nicht so rund läuft und auch die Region Aargau mit Kundenabgängen zu kämpfen hat, sei das wichtig.
Belci blickt denn auch positiv in die Zukunft, das hebt er im Gespräch mehrmals hervor. Klar, die Bank und mit ihr die CS-Region Aargau macht harte Zeiten durch. Er zieht aber den Vergleich zum Sport: «Skifahren lernt man im Nebel, nicht bei schönem Wetter.» Auch er und sein Team lernen gerade viel und wappnen sich damit für die Zukunft. Und auch mit der Investition in das langfristig gemietete Objekt in Aarau setze man ein deutliches Zeichen, dass die CS nicht einfach plötzlich aus Aarau ausziehe.
Was hat die Firma mit dem Rest des Gebäudes vor?
Die Firma 4Sports & Entertainment ist bekannt für das Management von Eishockeyspielern und hat neben dem Sitz in Zug auch Vertretungen in Skandinavien und Nordamerika. Die Agentur kümmert sich nach eigenen Angaben um Cracks wie Sven Andrighetto von den ZSC Lions oder NHL-Überflieger Timo Meier von den San José Sharks.
Bei ihr ist die CS also nun Mieterin. Der hintere Gebäudeteil wird vorerst noch für fünf Jahre gemietet, der Vertrag kann ab 2025 aber gekündigt werden. Der Mietvertrag für den Zwischentrakt und den Hauptteil an der Bahnhofstrasse laufe erst einmal für zehn Jahre. Das sagt Marcel Aebi, Rechtsanwalt mit Kanzlei in Niederlenz, der die Firma in Aargauer Immobiliengeschäften vertritt.
Auf die Frage, in welche Richtung die Firma den hinteren Teil entwickeln will, kann Marcel Aebi noch keine abschliessende Antwort geben. Es könne sein, dass die Credit Suisse ein Dienstleistungszentrum von Zürich nach Aarau verlegt und damit den ganzen Gebäudekomplex belegen würde. Das wäre eine Option, die die Eigentümerin begrüssen würde. Allerdings sei eine Prognose derzeit unmöglich, das hänge allein von der Bank ab. Entschieden werden könne wohl Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres.