Gescheiterter Telefonbetrug

«Er sagte, er sei von der Kantonspolizei Aarau, da wusste ich, dass etwas nicht stimmte»

· Online seit 06.03.2023, 14:07 Uhr
Telefonbetrüger versuchen im Aargau immer wieder ihr Glück, gutgläubige Menschen über den Tisch zu ziehen. Ein 84-jähriger Aarauer erhielt ebenfalls einen Anruf eines falschen Polizisten. Doch er liess sich nicht lumpen.
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Ob Schockanrufe, falsche Polizisten oder Enkeltrick: Betrüger kennen unterschiedliche Maschen, um ahnungslose Opfer am Telefon Geld abzuknöpfen. Die Kantonspolizei Aargau warnt immer wieder vor solchen Betrügereien. Am Samstagmorgen haben es Unbekannte bei einem 84-jährigen Aarauer versucht. «Etwa um 9 Uhr hat sich ein Herr in bestem Schriftdeutsch gemeldet», erzählt er gegenüber Radio Argovia. Er habe sich als Kantonspolizist ausgegeben und erklärt, dass sie bei einer Autokontrolle in der Nähe zwei Rumänen gefasst hätten, welche die Adresse des Rentners dabei gehabt hätten. Darauf sei angeblich vermerkt gewesen, dass er viel Bargeld und Gold im Haus habe. «Ich habe dann erklärt, dass das überhaupt nicht stimme, woher er das denn habe.»

Der Mann am anderen Ende hakte nach, ob der 84-Jährige Kontakt zu Rumänen habe. Als er verneinte und fragte, was der Mann wolle, habe dieser gesagt, er glaube, die Männer wollten vorbeikommen und sich das Geld beschaffen. «Ich sagte, das sei kein Problem, dann lagern wir das Geld aus.» Daraufhin habe der Mann am Telefon erklärt, er melde sich nochmals.

Die echte Polizei hörte mit

Nachdem der Anrufer aufgelegt hatte, blieb der Aarauer nicht untätig. Er meldete sich sofort bei der Kantonspolizei. Während er mit der echten Polizei am Telefon war, meldete sich der Betrüger wieder. Dieser gab an, er wolle den 84-Jährigen mit seinem Vorgesetzten verbinden. Der echte Kantonspolizist hörte bei diesem Anruf über das Handy mit. Der Anrufer wollte wissen, wie viel Gold und Geld der Aarauer zu Hause hat. Er bot gar an, ihn zur Bank zu fahren, um das Geld in Sicherheit zu bringen. Der Rentner erklärte, dass er dazu keine Angaben machen könne und dass es in den nächsten Minuten von einem Freund abgeholt werde.

Der Anrufer wollte daraufhin die Adresse des Freundes, doch der 84-Jährige rückte sie nicht heraus. Daraufhin wurde das Telefonat beendet. Noch immer in der Leitung war allerdings der echte Polizist, der dem Aarauer erklärte, dass es sich um einen Betrugsversuch handelt. «Er sagte, dass die nicht einbrechen werden. Wenn sie das Geld nicht bekommen, probieren sie es beim Nächsten. Angst müsse ich keine haben.»

Details verrieten die Betrüger

Der echte Polizist lobte den 84-Jährigen für sein Verhalten. Denn dieser war nicht auf den Kopf gefallen. Einige Details verrieten die Betrüger. «Erstens einmal sprach er Schriftdeutsch. Und dann fragte ich, ob er von der Kantonspolizei Aarau sei, da sagte er ‹Ja›. Da merkte ich, da ist etwas nicht in Ordnung.» Daraufhin habe er sich locker gegeben und immer eine Antwort gehabt. Er habe ohnehin kaum Geld zu Hause.

Trotzdem kann der Aarauer nachvollziehen, dass nicht jeder die Masche durchblickt. «Er konnte in so kurzer Zeit ein solches Vertrauensverhältnis aufbauen. Ich verurteile niemanden, der diesen Typen auf den Leim geht, das war so gekonnt.»

Polizei rät: Nicht unter Druck setzen lassen

Das weiss auch die Polizei, wie Corina Winkler, Sprecherin der Kantonspolizei Aargau, bestätigt. Man betreibe sehr viel Präventionsarbeit, und dennoch: «Es ist ein Phänomen, bei dem Betrüger und Betrügerinnen immer wieder zum Erfolg kommen und Opfer um ihr Geld bringen.» Die Polizei rät, solche Anrufe sofort zu beenden, egal wie dringlich sie klingen. Bargeld solle zudem nie einer fremden Person übergeben werden. «Die Polizei meldet sich nie auf diese Art und Weise und verlangt Geld oder Schmuck.» Bei Unsicherheiten soll man sich lieber unter der Notrufnummer 117 melden. «Seien Sie immer kritisch, wenn jemand nach Wertgegenständen, Geld oder Daten fragt. Die Polizei ist sich bewusst, dass die Betrüger clever vorgehen, da muss man sich auch nicht schämen.» Wer Opfer eines Betrugs geworden ist, soll sich bei der Polizei melden.

veröffentlicht: 6. März 2023 14:07
aktualisiert: 6. März 2023 14:07
Quelle: ArgoviaToday

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