Quelle: ArgoviaToday / Michelle Brunner & Mario Fuchs
Bio, Fair und regional. Das ist seit rund fünf Jahren das Motto vom «Unverpackt»-Laden in Aarau. Sein Ziel ist es, dem Verpackungsmüll entgegenzuwirken, indem die eigenen Behälter und Beutel mitgenommen und die Menge einkauft werden kann, welche man auch wirklich isst. Doch wie Nicole Widmer, Mitarbeitende im «Unverpackt» Aarau, gegenüber ArgoviaToday erzählt, kommt das bei den Leuten nicht mehr so gut an wie noch vor ein paar Jahren. Über Facebook muss das Unternehmen deshalb mitteilen: «Wir müssen unsere Türen schliessen.»
«Wir machen zu wenig Umsatz»
Es schien fast so, als ständen die Bioläden und plastikfreien Verkaufsstellen vor einem Durchbruch. An insgesamt drei Standorten im Aargau waren sie zu finden. Doch dann kam die Corona-Pandemie sowie der Ukraine-Krieg. Die momentanen Geschehnisse in der Welt wurden dem «Unverpackt» in Aarau zum Verhängnis: «Das Umweltbewusstsein hat sich wieder etwas verlagert. Zuvor gab es eine grosse Sensibilisierung, das ist jedoch mittlerweile nicht mehr der Fall.» So achten die Leute laut Widmer vermehrt auf günstigere Angebote, da die Strompreise rasant nach oben steigen, die Leute wollen deshalb sparen. «Es ist nicht so, dass die Leute nicht auf die Umwelt achten wollen. Neben den höheren Kosten muss man in solchen ‹Unverpackt› Läden auch mehr Zeit investieren. Das haben die Leute heutzutage einfach nicht mehr. Es muss einfach alles schnell gehen.»
Weiter erzählt Widmer, dass durch Corona viele ihrer Stammkunden im Homeoffice waren und dadurch nicht in Aarau einkauften. Die Folge: Dem «Unverpackt» fehlt es an Kundinnen und Kunden. «Wir machen mittlerweile einfach zu wenig Umsatz», so Widmer. Ihnen fehlt es schlicht an der Laufkundschaft, welche die Non-Food-Produkte mit grosser Marge kaufen.
Grosser Aufwand, kleiner Ertrag
Im vergangenen Januar musste der «Unverpackt» in Aarau als Folge die Öffnungszeiten einschränken. Dazu kam, dass sich die Trägergenossenschaft im April auflöste und keine Nachfolger mehr fand. Bis zur letzten Sekunde hoffte sie darauf, dass sich noch eine Lösung ergibt, das war jedoch nicht der Fall, der «Unverpackt» geht Ende September definitiv zu. «In dieser Branche kann man einfach nichts verdienen. Es ist ein reines soziales Engagement, wirtschaftlich funktioniert es aber nicht.»
Doch weshalb schaffen es andere «Unverpackt»-Läden, wie beispielsweise in Baden der «ohne» oder die «Auffüllbar» in Lenzburg, sich über Wasser zu halten? Laut Widmer habe das einen einfachen Grund: «In Baden beispielsweise kann man neben dem Einkaufen von Lebensmitteln und Kosmetik im Restaurant nebenan Kaffee und Kuchen konsumieren. Das Café ist für sie die Haupteinnahmequelle.» Und auch in der «Auffüllbar» kann man im Restaurant gemütlich einen Kaffee schlürfen – in Aarau war das jedoch nicht der Fall.
Alles muss raus!
Mit einem Totalausverkauf an der Aarauer Milchgasse zwischen dem 2. und 17. September, will der «Unverpackt» die Räumlichkeiten bis auf das letzte Reiskorn leeren. Doch auch das Mobiliar, wie auch das Inventar, muss raus. Und das Interesse ist gross: «Wir waren überrascht, wie schnell das ging. Neben den anderen ‹Unverpackt›-Läden konnten wir Teile des Inventars vor allem an andere Unternehmen verkaufen, wie beispielsweise an eine Stoffzentrale», so Widmer.
Wer Interesse daran hat, noch das ein oder andere Regal aus dem «Unverpackt» in Aarau abzustauben, der hat bis am nächsten Samstag noch die Chance. Auch die Lebensmittel und die Kosmetikprodukte müssen alle raus, es gibt einen Rabatt von 20 Prozent auf alle Produkte.
(mbr)