Obergericht Aargau

Überraschende Wende im Brandstifter-Fall «Casa Loca»: Beschuldigte akzeptieren Urteil

21.06.2021, 17:08 Uhr
· Online seit 21.06.2021, 13:12 Uhr
Im Februar 2019 soll ein Wirtepaar bei der Brandstiftung in ihrem Lokal «Mi Casa Loca» involviert gewesen sein. Die Beschuldigten zogen das Urteil des Bezirksgerichts Bremgarten weiter. Heute akzeptierten sie es jedoch vor dem Obergericht - aus Angst vor einer noch höheren Strafe.
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Vor dem Obergericht beteuern der 51-jährige Italiener und die gleichaltrige Dominikanerin am Montag einmal mehr, sie hätten mit dem Brand in ihrem Restaurant «La Casa Loca» in Villmergen nichts zu tun. Wie bereits vor dem Bezirksgericht schildert der Zellengenosse des Beschuldigten als Zeuge detailliert den Tatablauf. Der Wirt habe ihm in der U-Haft erzählt, wie er zwei Männer beauftragte, sein Restaurant durch einen Brand zu zerstören. Er habe diesen dafür 5'000 Euro bezahlt und Benzin besorgt.

Beschuldigter vergiesst vor Gericht Krokodilstränen 

«Alles gelogen», behauptet der Hauptbeschuldigte am Montag unter Tränen. Statt ihm glaube man einem Kriminellen. Man habe ihm mit der Haftstrafe zwei Jahre seines Lebens gestohlen. Auch seine Frau, die erstinstanzlich wegen Beihilfe zur Brandstiftung verurteilt wurde, streitet am Montag jegliche Vorwürfe ab.

Abrupte Kehrtwende

Kurz nach dem Mittag dann plötzlich die grosse Wende: Die beiden Verteidiger des Wirtepaars verkünden überraschend, dass ihre Klienten die Berufung zurückziehen. Damit akzeptieren die beiden nun doch das letztjährige Urteil des Bezirksgerichts.

Für Staatsanwalt Werner Burkhard kommt diese Kehrtwende hingegen nicht unverhofft:

Offenbar sei dieses Risiko zu gross gewesen.

Die Vorgeschichte: Restaurant brannte lichterloh

In der Nacht auf den 26. Februar 2019 brannte das Restaurant «Mi Casa Loca» an der Duriolstrasse in Villmergen praktisch komplett aus. Für die Brandermittler war bereits am Tag darauf klar, dass es sich um Brandstiftung handelte. Der Verdacht fiel rasch auf das Wirtepaar, welches darin verwickelt gewesen sein soll.

«Aufgrund der Ermittlungen müssen wir von Brandstiftung ausgehen», bestätigte die Kapo Aargau bereits am Folgetag gegenüber Tele M1, wie der Bericht vom 26. Februar 2019 beweist:

Quelle: TeleM1

Das Wirtepaar hatte den Brand jedoch nicht selber gelegt. Auf einer Italienreise soll der Wirt zwei Männer für 5'000 Euro dafür angeheuert haben. Die Anklage stützte sich auf einen Zeugen, der mit dem Italiener in der U-Haft sass. Der Beschuldigte habe dem Zeugen alles detailliert erzählt.

Wirtepaar zog erstinstanzliches Urteil weiter

Wegen Anstiftung zur Brandstiftung stand das Wirtepaar bereits im Juni 2020 vor Gericht. Das Bezirksgericht Bremgarten verurteilte den heute 51-jährigen Italiener damals wegen Brandstiftung, versuchten Betrugs und Irreführung der Rechtspflege zu vier Jahren Gefängnis. Er erhielt zudem einen Landesverweis von zehn Jahren.

Seine Frau, eine gleichaltrige Dominikanerin, kassierte wegen Gehilfenschaft zur Brandstiftung, Betrugs und versuchten Betrugs eine Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren, wovon sie die Hälfte der Strafe absitzen musste. Sieben Jahre wurde sie des Landes verwiesen.

Tele M1 berichtete am 4. Juni 2020 auführlich vom Prozess in Bremgarten:

Quelle: TeleM1

(red.)

veröffentlicht: 21. Juni 2021 13:12
aktualisiert: 21. Juni 2021 17:08
Quelle: ArgoviaToday / Tele M1

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