Ende 2021 hiess es zunächst, die Praxis im wenige Kilometer westlich von Stuttgart gelegenen Pforzheim sei nur vorübergehend geschlossen; sie machte ihre Tore aber nicht mehr auf, schreibt die Zeitung «Badische Neueste Nachrichten». Die Frau war demnach rund sechs Jahre dort tätig. Über ihr Verschwinden wunderte sich auch die zuständige Staatsanwaltschaft. Diese ermittelt wegen Abrechnungsbetrugs im Rahmen von rund 760'000 Euro. Die Summe stamme aus Honoraren von 2017 bis 2020, die ein Ausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung der Region errechnet hatte und zurückforderte.
Von Abu Dhabi nach Olten
Zwischenzeitlich meldete sich die Dermatologin aus Abu Dhabi und sagte, sie erhole sich von den Langzeitfolgen einer Covid-Erkrankung. Die Frau arbeite inzwischen aber in einem Schweizer Spital als Oberärztin, schreibt die Zeitung weiter. Wo genau, wird nicht klar. Nun zeigen Recherchen der Today-Redaktion: Beim Arbeitgeber handelte es sich um die Pallas-Kliniken in Olten. Richtig gehört, handelte. «Inzwischen arbeitet die Ärztin allerdings nicht mehr bei uns, sie ist in gekündigter Stellung», schreibt Pallas-Kommunikationschefin Daliah Kremer auf Anfrage. Die Ärztin habe ihre Stelle gekündigt, einen Zusammenhang mit den Betrugs-Untersuchungen gebe es von Seiten der Klinik nicht.
Man habe erst nach der Einstellung der Ärztin vom Verfahren in Deutschland erfahren, schreibt Kremer weiter. Diese sei «unverzüglich in einer formellen Befragung mit den Anschuldigungen konfrontiert» worden, in welcher sie schriftlich ihre Unschuld beteuert habe. Aus Sicht der Klinik gelte in diesem Fall die Unschuldsvermutung. Und es wird festgehalten, «dass die medizinische Qualität der Ärztin einwandfrei war» und Patientinnen sowie Patienten mit der Behandlung zufrieden gewesen seien.
Ermittlungen dauern an
Gegen die Dermatologin seien bereits 2018 Anzeigen eingereicht worden. In dem Verfahren werden nun einige Tausend Vorgänge geprüft, heisst es bei der Staatsanwaltschaft Pforzheim laut der «Badische Neueste Nachrichten». «Inwieweit sich allerdings auch tatsächlich ein strafrechtlich relevanter Schaden ergeben hat, ist derzeit noch Gegenstand der laufenden Ermittlungen», sagte ein Sprecher gegenüber dem Blatt weiter. Sollte sie sich tatsächlich strafbar gemacht haben, drohe ihr eine Strafe von bis zu zehn Jahren, heisst es in dem Bericht weiter. Die Tätigkeit der Ärztin in der Schweiz sei nicht Gegenstand der Ermittlungen, sagt Sprecher Henrik Blassies auf Nachfrage der Today-Redaktion. Ob tatsächlich Anklage gegen sie erhoben wird, sei noch offen.
(sur/lba)