Fertig Homeoffice-Pflicht! Weg mit 2G! Grossbritannien und Dänemark haben es schon getan, die Schweiz soll nachziehen. Alle Coronamassnahmen sollen von einem Tag auf den anderen aufgehoben werden. Diese Forderung nach einem Freiheitstag, einem Schweizer «Freedom Day» wird immer lauter.
Nachdem Bundesrat Alain Berset am Freitag bei einem Treffen mit dem Aargauer Gesundheitsdirektor, Regierungsrat Jean-Pierre Gallati, Lockerungen der Coronamassnahmen in Aussicht gestellt hatte, diskutiert nun auch der Gesamtbundesrat in seiner Sitzung am Mittwoch wieder über eine mögliche Lockerung der Coronamassnahmen. Den Begriff «Freedom Day» mochte der Bundesrat aber nicht in die Hand nehmen, er erinnere zu stark an Kriegsrhetorik. Wir haben bei den Parteipräsidentinnen und Parteipräsidenten der Aargauer Parteien nachgefragt, wie sie zu einer Aufhebung aller Massnahmen.
Andreas Glarner, Parteipräsident der SVP Aargau
Die Massnahmen müssen sofort aufgehoben werden – dieser Meinung ist Andreas Glarner. «Lieber heute als morgen», meint er dazu. Die Massnahmen seien nicht mehr notwendig, ist Glarner überzeugt: «Die Durchseuchung ist erreicht, die Durchimpfung ist erreicht, es ist ‹gnueg Heu donde›». Der Zeitpunkt für eine Auflösung aller Massnahmen sei überfällig.
Daniel Hölzle, Parteipräsident der Grünen Aargau
Auch der Parteipräsident der Grünen Aargau, Daniel Hölzle, findet, es sei an der Zeit, Massnahmen zu lockern. «Ich wünsche mir eine Normalisierung», sagt Hölzle. Es gebe Massnahmen, die keinen Sinn mehr ergeben. «Ein Datum festzulegen, an dem man alles auf einmal lockert, mach aber wenig Sinn», so Hölzle weiter. Lockern könnte man seiner Auffassung nach etwa die Massnahmen an Schulen. «Gerade die Maskenpflicht an der Primarschulen gehört aufgehoben». Die Ansteckungen seien trotz Massnahmen da, eine Weiterführung sei deshalb wenig zielführend. Auch das Zertifikat sei bei der Durchimpfung nicht mehr sinnvoll. «Entscheidend ist für mich die Auslastung der Spitäler, und da sieht es im Moment nicht schlecht aus», argumentiert Daniel Hölzle. Beibehalten sollte man seiner Meinung nach hingegen die Maskenpflicht für Erwachsene.
Sabina Freiermuth, Parteipräsidentin der FDP Aargau
Etwas anders sieht das Sabina Freiermuth, die Präsidentin der Aargauer FDP. «Die Forderung nach einem Freedom Day ist eine verfrühte Forderung.», so Freiermuth. Die Spitäler seien zwar glücklicherweise nicht überlastet, die Fallzahlen seien aber nach wie vor hoch. «Wichtig ist mir aber, dass der Bundesrat eine langfristige Perspektive bekannt gibt», fordert Freiermuth weiter. Es soll klar definiert werden, welche Massnahmen in welcher Reihenfolge gelockert werden. Je nach Situation soll der Bundesrat dann Lockerungen beschliessen. «Anfangen sollte man jetzt mit der Homeoffice-Pflicht, die dürfte wirklich langsam fallen», sagt Freiermuth.
Marianne Binder, Parteipräsidentin der Mitte Aargau
Marianne Binder betont hingegen, dass es nicht die Politik alleine ist, die über das Ende von Massnahmen entscheiden soll: «Ich finde es schwierig, wenn nicht medizinisches Fachpersonal die Pandemie für beendet erklärt!», sagt Binder. «Man muss immer aufpassen, dass sich die Wirtschaft nicht gegen die Gesellschaft stellt.» Aber auch sie wünsche sich, dass die Massnahmen bald verschwinden. Zuerst müsse man allerdings die Pandemie bekämpfen: «Mir ist es lieber, dass die Pandemie endlich beendet wird, als dass alle Massnahmen aufhören, und dann die nächste Welle kommt.» meint Binder weiter. Die Massnahmen auflösen soll man also erst, wenn es die Situation erlaubt.
Gabriela Suter, Parteipräsidentin der SP Aargau
In diese Kerbe schlägt auch die Präsidentin der SP Aargau, Gabriela Suter. «Es wäre toll, könnten wir die Pandemie einfach per Stichtag beenden. Leider funktioniert das nicht», sagt sie. Eine vorsichtige, punktuelle Lockerung, die auf Erkenntnissen der Taskforce basiert, sei aber vertretbar. «Auch der Bundesrat geht ja in Richtung Lockerungen, etwa mit der Homeoffice-Pflicht, das scheint mir vernünftig.», so Suter weiter. Es müsse ein Gleichgewicht gefunden werden, mit dem erreichte Fortschritte nicht aufs Spiel gesetzt werden.