Vortritt missachtet

Aargauer Polizeien stellen zum Schulstart über 300 Bussen aus

· Online seit 15.09.2021, 09:05 Uhr
Die Aargauer Regionalpolizeien ziehen eine gemischte Bilanz zur Aktion «Schulbeginn 2021». Die Anzahl der Bussen sei viel zu hoch, sagt René Lippuner, Präsident der Regionalpolizeien.
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Es gab im Vergleich mit dem Vorjahr im Bereich der Aargauer Schulanlagen deutlich weniger Geschwindigkeitsübertretungen. «Nur» knapp 2400 Lenkerinnen und Lenker von Motorfahrzeugen wurden von den Regionalpolizeien im Zug der «Aktion Schulbeginn 2021» dafür gebüsst, berichtet die «Aargauer Zeitung». Im August 2020 mussten noch über 5500 Ordnungsbussen ausgesprochen werden. Doch: «Während den zwei Wochen unserer Aktion Schulbeginn, vom 9. bis 20. August 2021, mussten wir kantonsweit 337 Bussen aussprechen, weil Motorfahrzeuglenkerinnen oder -lenker Fussgängern am Zebrastreifen den Vortritt verweigert haben. Das ist eindeutig zu viel», sagt René Lippuner, Chef der Regionalpolizei Zurzibiet und Präsident der Aargauer Regionalpolizeien (VAG). Besonders nachdenklich stimmt ihn, dass von diesem rücksichtslosen Verhalten primär am Zebrastreifen stehende Schulkinder betroffen gewesen sind.

Zu deren Schutz ist die mittlerweile traditionelle Präventivaktion auch dieses Jahr durchgeführt worden. 650 Einsatzstunden haben die Polizistinnen und Polizisten der 15 Repol-Korps in diesen zwei Wochen geleistet. Wie in den Vorjahren waren sie dabei an gefährlichen Kreuzungen und Übergängen vermehrt präsent und überwachten den Verkehr. Weiter wurden im Bereich von Kindergärten und Schulanlagen Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt und bei Fussgängerstreifen das Vortrittsrecht überwacht. Die Zielgruppe der rad- und mofafahrenden Schülerinnen und Schüler wurde dabei mit verstärkter Patrouillentätigkeit in die Aktion miteinbezogen.

Weniger Anzeigen, aber immer noch zu viele Elterntaxis

Positiv für Lippuner ist die rückläufige Anzahl von Anzeigen: «Wir mussten gegenüber dem Vorjahr weniger schwere Verkehrsdelikte verzeichnen.» Ebenfalls erfreulich gewesen seien die vielen konstruktiven Gespräche, die mit Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern hätten geführt werden können. «Bei unserer Aktion standen auch dieses Jahr nicht die Bussen im Vordergrund, sondern die Prävention. Unser primäres Ziel war es, sowohl Schulkinder wie auch erwachsene Verkehrsteilnehmer zum richtigen und rücksichtsvollen Verhalten anzuleiten.» In diesem Sinne gelte der Dank der Regionalpolizeien an die überwiegende Mehrheit der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, die sich rücksichtsvoll verhalten würden.

Weiterhin ein Problem für die Regionalpolizeien sind die Elterntaxis: «Davon gibt es immer noch zu viele. Die Eltern erweisen ihren Kindern damit in zweifacher Hinsicht einen Bärendienst. Zum einen erhöht das Fahrzeug-Gedränge vor den Schulhäusern die Gefahr von Unfällen. Zum andern lernen die Schülerinnen und Schüler so nicht, sich auf ihrem Schulweg mit den Tücken des Strassenverkehrs vertraut zu machen», sagt René Lippuner.

Wie aus den Bilanzen der einzelnen Korps hervorgeht, gab es noch ein paar weitere unerfreuliche Vorkommnisse: Unter anderem Velos auf den Trottoirs, Eltern die sich als schlechte Vorbilder erwiesen und sich danach im Gespräch mit den Polizistinnen und Polizisten uneinsichtig zeigten oder solche, die ihre Kinder als Mitfahrer auf dem E-Trottinett zur Schule brachten. «Leider haben viele Eltern ein verzerrtes Bild von der Gefährlichkeit des Strassenverkehrs», meldete beispielsweise die Repol Wettingen-Limmattal.

Insgesamt ist die Aktion der Regionalpolizeien in der Bevölkerung erneut auf ein gutes Echo gestossen, wie das Fazit aus dem Oberen Fricktal belegt: «Gespräche mit Eltern, Grosseltern und anderen Begleitpersonen im Bereich der Schulhäuser zeigten, dass die Aktion sehr präsent ist, gut ankommt und sie insbesondere auch mit der BFU-Kampagne ‹Kinder überraschen› in Verbindung gebracht wird.»

(red.)

veröffentlicht: 15. September 2021 09:05
aktualisiert: 15. September 2021 09:05
Quelle: ArgoviaToday

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