«Mir ist zum ersten Mal etwas passiert, dass ich so noch nie erlebt habe.» Mit dieser Aussage schockt Manuela Frey in einem Podcast-Gespräch. Wir haben bei der Aargauerin, welche durch ihren Sieg bei «Elite Model Look Switzerland» im Jahr 2012 bekannt wurde, nachgefragt, was genau passiert ist und wie es ihr heute geht.
«Plötzlich stand dieser Mann vor mir und rief meinen Namen.» Mit dieser Situation musste sich das Manuela Frey abgeben, als sie mit ihren Freundinnen ein schönes Wochenende in den Bergen von Arosa verbringen wollte. «Ich kannte den Mann nicht und wusste daher auch nicht, wie ich genau darauf reagieren sollte.» Erst als sie näher auf ihn einging und nach seiner Identität fragte, wurde ihr klar, um wen es sich bei dem noch Unbekannten handelt.
Wie die gebürtige Aargauerin gegenüber ArgoviaToday erzählt, stand sie mit dem Mann zuvor schon in Kontakt. «Er hat vor einiger Zeit auf meine Story auf Instagram reagiert. Geantwortet habe ich ihm darauf mit einem einfachen Dankeschön. Ich wollte damals nur nett sein.» Wie es scheint, erhoffte sich der Mann von der virtuellen Konversation mit dem Model allerdings mehr.
Von ihrem «Mädelsurlaub» hat die 26-Jährige auf Instagram ein Bild geteilt. «Er hat das gesehen und mich im Hotel in Arosa abgefangen.» Als er sie daraufhin fragte, ob sie noch zusammen in die Bar gehen, blockte sie sofort ab. Später erfuhr sie von ihren Eltern, dass der Stalker schon versuchte, mit ihnen in Kontakt zu treten: «Wahrscheinlich hat er meine Eltern im Telefonbuch gefunden», so das Model. Er rief mehrere Male bei ihnen zu Hause an.
Weniger öffentlicher Content im Netz
Anfänglich hat Frey nicht realisiert, was in dem Moment gerade vor sich geht. «Es war mir unglaublich unangenehm, weil ich nicht wusste, was er genau vor hat und was er von mir will. Man kann das einfach nie wissen, da immer etwas passieren kann.» Als sie realisierte, wie ernst die Situation war, kam sie ins Grübeln: «Man fängt an, sich andere Gedanken zu machen. Sei das auf dem Heimweg im Dunkeln oder in seiner eigenen Wohnung. Wenn mich dieser Mann so schnell ausfindig machen konnte, dann können das sicherlich auch andere.»
Um sich in Zukunft besser zu schützen, will das Model einige Vorsichtsmassnahmen treffen: «Ich stelle meinen Standort nicht mehr zeitgleich ins Netz. Zuvor dachte ich mir immer, dass sich nur weltbekannte Models und Stars mit solchen Situationen abfinden müssen.» Das ist jedoch nur eine Massnahme, welche Frey in Zukunft treffen wird, um sich vor aufdringlichen Fans zu schützen. «Ich will mich nie mehr so fühlen. Mittlerweile habe ich mich zum Glück von dem Schock erholt.» Das unter anderem mit der Hilfe ihrer Eltern. «Ich habe mich mit meinen Eltern über den Vorfall unterhalten. Auch meine Freundinnen habe ich informiert und mit ihnen gesprochen. Das hat mir sehr geholfen.»
«Die Opfer ziehen sich zurück»
Dass sich Frey in der Situation unwohl fühlte, ist auch für Susanne Nielen, Sozialarbeiterin bei Opferberatung Aargau, nachvollziehbar. Sie selbst steht im ständigen Kontakt mit Personen, welche Opfer von Stalking sind. «Meist handelt es sich dabei um Frauen. Wir vermuten jedoch, dass es bei den männlichen Opfern eine hohe Dunkelziffer gibt», so Nielen.
Über Briefe, SMS oder auch das persönliche Gespräch suchen Stalker den Kontakt zu ihren Opfern. «Es kann vorkommen, dass ein Stalker seinem Opfer über 100 Nachrichten am Tag zukommen lässt», berichtet Nielen. Vor allem der Gedanke daran sei unangenehm, dass man ständig von einer Person beobachtet wird. Wann, wie und wo, ist den Opfern meist nicht bekannt: «Die Stalker sind überall und doch nicht immer anwesend. Sie sind so in den Köpfen der Opfer verankert, dass sie manchmal denken, dass sie anwesend sind, obwohl das nicht der Fall ist», sagt Nielen. «Der Gedanke beeinflusst das ganze Leben der Opfer und dominiert ihren Alltag. Manchmal trauen sie sich nicht mehr, sich mit anderen Menschen zu treffen.» Betroffene fühlen sie oft so, als seien sie in ihrem eigenen Leben eingesperrt.
Betroffene werden paranoid
Zu Beginn sind die Opfer von Stalkern noch selbstbewusst und lassen sich von der Person nicht einschüchtern. Wie Nielen jedoch erwähnt, nimmt das mit der Zeit ab: «Die Betroffenen werden paranoid und fühlen sich bedrängt.» Laut der Expertin ist es dabei wichtig, dass man nicht auf ihre Nachrichten reagiere. «Jede kleinste Reaktion ist eine Bestätigung für die stalkende Person. Man sollte ihnen auf keinen Fall Aufmerksamkeit schenken.» Dabei gilt auch zu beachten, dass Verwandte und Angehörige auf den Stalker aufmerksam gemacht werden sollen. «Oft tritt der Fall ein, dass Stalker auch Personen aus deren näherem Umfeld kontaktieren», dieser Fall traf eben auch bei Frey ein. Auch bei ihnen gilt: Je weniger sie reagieren, desto kleiner wird das Interesse.
Auch Frey schenkte ihrem Stalker keine Aufmerksamkeit mehr. «Mir wurde geraten, den Mann zu ignorieren und ihm keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken», meint Frey. Seit dem Vorfall in Arosa suchte er keinen Kontakt mehr zu Frey.