Kehricht

Aargauer Verbrennungsanlagen importieren Müll aus Deutschland

· Online seit 07.03.2023, 08:08 Uhr
Mehr als 230’000 Tonnen Siedlungsabfälle werden im Aargau jährlich eingesammelt. Verbrannt werden sie in Buchs, Oftringen oder Turgi. Dort landet seit Jahren auch Müll aus Deutschland.
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Im Jahr 2021 sind in den 210 Aargauer Gemeinden insgesamt 238’560 Tonnen Siedlungsabfälle eingesammelt worden. Das macht im Durchschnitt 344 Kilogramm pro Kopf – und fast ein Kilo Abfall pro Tag. Wobei die Pro-Kopf-Menge je nach Gemeinde stark variiert. Von der Gesamtsumme entfallen 159 Kilogramm, sprich etwas über 50 Prozent, auf die Kehricht- und Sperrgutsammlung. Die restlichen 185 Kilogramm entstehen durch Grüngut, Papier, Glas oder Metall.

Mit 344 Kilogramm weist der Aargau in seiner Abfallstatistik eine deutlich tiefere jährliche Pro-Kopf-Zahl aus als der Bund (698 Kilogramm). Das liegt daran, dass in den Aargauer Zahlen PET, Batterien, Textilien und elektronische Geräte nicht enthalten sind.

Im Vergleich zum Vorjahr haben die Siedlungsabfälle im Aargau zugenommen. Dies ist allerdings vor allem auf das Bevölkerungswachstum zurückzuführen. Die Pro-Kopf-Menge hat sich nicht verändert.

Ausländische Anlieferer bezahlen besser

Verbrannt wird der Kehricht aus dem Kanton Aargau grösstenteils in den drei Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) in Buchs, Oftringen und Turgi. Der von den Gemeinden gelieferte Abfall entspricht knapp 30 Prozent der gesamten KVA-Menge. Mehr als die Hälfte der Abfälle lieferte das Gewerbe und die Industrie direkt an.

Angeliefert wird nicht nur innerhalb der Kantonsgrenzen: Auch aus Luzern, Nidwalden und Obwalden wurde im Jahr 2021 Abfall in den Aargau gekarrt.

Lukrative Zusammenarbeit mit Deutschland

Ein Teil des verfeuerten Mülls stammt zudem aus dem grenznahen Ausland. Momentan verbrennen alle drei KVA Abfall aus Deutschland – in unterschiedlich grossen Mengen. In Buchs sind es jährlich zwischen 5 bis 10 Prozent des Gesamtvolumens, wie Betriebsleiter Harald Wanger auf Anfrage erklärt. Aus Sicht der KVA ist die Zusammenarbeit mit Deutschland aus mehreren Gründen lukrativ: Zum einen könne die Anlage durch diese «Lückenfüller» optimal ausgelastet und die Dampfleistung konstant hochgehalten werden.

Ein Teil dieses Dampfs, der durch die Brennöfen entsteht, wird für Fernwärme eingesetzt, der Rest wird in elektrischen Strom umgewandelt und ins öffentliche Netz eingespeist. Zum anderen bietet sich der Import von Abfällen aus dem nahen Ausland auch deshalb an, weil diese Anlieferer höhere Preise bezahlen als inländische.

Die KVA profitieren umgekehrt davon, dass sie einen Fünftel der anfallenden Schlacke auch in Deponien in Deutschland vergraben können. Diese entsteht aus dem Verbrennungsprozess – in den drei KVA im Aargau waren es im Jahr 2021 insgesamt 67’088 Tonnen.

(Livia Häberling, Aargauer Zeitung)

veröffentlicht: 7. März 2023 08:08
aktualisiert: 7. März 2023 08:08
Quelle: Aargauer Zeitung

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