«Es bleibt einem wie für eine Sekunde das Herz stehen. Man realisiert es zuerst gar nicht richtig. Ich bin dann am Meer in den Sand gesessen und habe den Moment einfach kurz für mich genossen.» So schildert Susanne Küng den Moment, als sie von ihrem WM-Aufgebot für diesen Sommer erfahren hat. Die 35-Jährige verbrachte kurz vor Jahresende gerade ihre Ferien im Oman. Immer im Hinterkopf, dass das WM-Aufgebot nächstens eintreffen müsste, sollte sie zusammen mit ihren Teamkolleginnen an die WM reisen dürfen. «Da schaut man natürlich immer wieder nervös aufs Handy, ob etwas gekommen ist», sagt die Aargauerin lachend. In einer Trainingspause kam dann die erlösende Nachricht: «Es ist eine Bestätigung für die Arbeit, welche man über mehrere Jahre erbracht hat. Dies habe ich zuerst einfach für mich alleine genossen.»
«Ich will meine beste Leistung abrufen in Australien»
Für die Aargauerin, welche in Muri aufgewachsen ist, ist es bereits die zweite Fifa Frauen-Weltmeisterschaft in Serie. Bereits 2019 durfte die Linienrichterin in Frankreich mit ihrem Team antreten und 2020 packte sie ihre Fahne für das Olympische Fussballturnier in Tokio ins Gepäck. Nun folgt bereits diesen Juli die WM in Australien und Neuseeland. «Unser Ziel ist sicher, dass wir in Topverfassung dort antreten», sagt Küng. Dazu hat sie extra mit einem Personal Trainer einen strikten Trainingsplan zusammengestellt: «Im Moment arbeite ich vor allem an den Sprints, also dass ich möglichst schnell bin», verrät sie. Dazu kommen tägliche Ausdauer- und Kraftübungen. Eine Wunschpartie, bei welcher sie die gelbe Fahne schwingen möchte, hat sie nicht. «Für mich ist das Wichtigste, dass ich meine beste Leistung abrufen kann und das steht für mich im Zentrum. Nicht wer gegen wen auf dem Platz steht.»
Aargauer Bodenständigkeit hilft ihr im Schiedsrichterinnen-Job
Weltweit wurden nur gerade 55 Schiedsrichterassistentinnen von der Fifa aufgeboten für die WM in Australien und Neuseeland. Eine einzige davon aus der Schweiz, aus dem Kanton Aargau: «Ich trage die Werte meines Kantons vermutlich in mir drin. Die Bodenständigkeit, sich nicht in den Vordergrund spielen zu wollen. Das hilft sicher enorm in der Schiedsrichterei. Wenn ein Schiri-Team im Hintergrund bleiben kann, zeigt das indirekt doch immer, dass wir gute Arbeit leisten auf dem Platz.»
... doch eigentlich wollte sie gar nie Schiedsrichterin werden
Susanne Küng sagt lachend: «Ja, das war mehr ein Freundschaftsdienst. Meine beste Kollegin wollte immer einen Schiedsrichterkurs besuchen, aber sie wollte da nicht alleine hingehen. Als ich mir mit 17 Jahren dann das Kreuzband gerissen hatte und sowieso eine Weile nicht mehr Fussball spielen konnte, entschied ich mich, den Kurs mit ihr zusammen zu besuchen.» Seit da steht die Aargauerin jedes Wochenende auf dem Platz und schwingt die gelbe Fahne. Bald schon auch an der Fifa Frauen-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland – wo sie dann sicherlich von ihrer damaligen Schiri-Kurs-Kollegin über den TV unterstützt wird.