Während in höheren Regionen noch immer Schnee fällt, hält im Mittelland allmählich der Frühling Einzug. Wenn die nächtlichen Temperaturen langsam wieder über den Nullpunkt steigen und wie in den letzten Tagen noch Regen hinzukommt, sind das die perfekten Bedingungen für zahlreiche Amphibien, sich auf ihre alljährliche Reise zu begeben. Schweizweit wandern laut Pro Natura in dieser Zeit rund fünf Millionen Frösche, Kröten und Molche von ihren Winterquartieren zu ihren Laichgewässern. Dabei legen sie Strecken von mehreren hundert Metern bis einigen Kilometern zurück – vielfach unumgänglich ist dabei das Queren von Strassen, und das tun sie in Massen.
Amphibienzäune retten Leben
«Egal, ob Strassen den Weg zerschneiden – Amphibien können nicht anders, sie folgen ihrem Instinkt», sagt Matthias Betsche, Geschäftsführer von Pro Natura Aargau, gegenüber ArgoviaToday. Darum zeigt sich derzeit vor allem auf vielbefahrenen Landstrassen ein häufiges Bild: mit toten Fröschen zugekleisterte Strassenabschnitte. Um dies zu verhindern oder zumindest zu verringern, stellen freiwillige Tierfreunde an besonders viel befahrenen Hotspots von Anfang Februar bis Ende März Amphibienzäune auf, sammeln die Frösche, Kröten und Molche ein und laden sie an ihrem Laichplatz ab. Auch in Baden bereitet man sich zurzeit auf die diesjährige Amphibienwanderung vor. Zusätzlich zeigt eine Karte die bisher 110 Standorte an, wo im Kanton Aargau besonders viele Amphibien eine Strasse queren.
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Was tun, begegnet man einem Froschzug auf der Strasse?
Auch wenn einige Hotspots schon abgedeckt sind, gibt es noch immer viele Strassen, die über keine solchen Schutzmassnahmen wie Zäune und helfende «Verkehrslotsen» verfügen. Darum empfiehlt Matthias Betsche, «wenn Autofahrende bemerken, dass eine grosse Anzahl Amphibien auf einer Strasse überfahren werden, ist es eine grosse Hilfe, wenn sie diese Situation sofort der für den Aargau zuständigen Amphibienberatungsstelle melden». Weiter sollten Verkehrsteilnehmende während der Wanderzeiten – wenn möglich – Abschnitte mit Amphibienwanderungen meiden oder diese bestenfalls mit Schritttempo oder mit unter 30 km/h zu passieren.
Quelle: Infofauna / Ariana de Angelis / Petra Lohmann
Sind die Amphibien mal auf die Strasse gelangt, ist das Überfahren häufig nur schwer verhinderbar. Mit tieferer Geschwindigkeit sinkt aber das Risiko, dass nicht überrollte Tiere durch den Fahrtwind verletzt werden.
Klimawandel beeinflusst Amphibienwanderung
Laut Pro Natura bringt der Klimawandel den Rhythmus der Amphibien aus dem Gleichgewicht. Im Schnitt dauert die Wanderungszeit im Mittelland von Mitte Februar bis Ende März, diese Periode verschiebt sich aber mit der Klimaerwärmung nach vorne.
Der Wandel gefährdet nicht nur die Amphibien, sondern erschwert auch die Hilfsarbeit. «Mit der Klimaerwärmung wird es zunehmend schwieriger, den Zeitpunkt der Amphibienwanderung vorauszusagen und zu planen», erklärt Matthias Betsche. Dies sei für viele Freiwillige mit einem grossen Mehraufwand verbunden.
Jährlich werden schweizweit 150'000 bis 320'000 Amphibien von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern über die Strasse sicher ans Laichgewässer getragen. Die Datenbank der Amphibienmigration wird laufend erweitert. Damit ein Strassenabschnitt in die Datenbank aufgenommen wird, müssen an dieser Stelle regelmässig über fünf Tiere pro Nacht überfahren werden. Aktuell werden im Aargau noch an fünf Zugstellen freiwillige Helfer gesucht.