Verrücktes Hobby

Aus Schreck wurde Faszination: der Sirenenspotter

07.02.2024, 13:48 Uhr
· Online seit 16.05.2022, 07:01 Uhr
Nicht Weihnachten, nicht der Geburtstag und auch nicht Ostern. Für Sirenenspotter ist der erste Mittwoch im Februar der wichtigste Tag im Jahr. Dann findet in der Schweiz der jährliche Sirenentest statt. Aber auch das Jahr durch dreht sich für die Sirenenspotter alles um das Geheule.
Anzeige

«Angefangen hat es, als ich fünf Jahre alt war», erklärt Stefan. «Am 4. September 1985 – dazumal gab es noch jedes Halbjahr einen Sirenentest. Völlig ahnungslos spielte ich in meinem Zimmer, die Fenster waren an diesem warmen Septembertag geöffnet, die Sirene stand rund 200 Meter entfernt auf dem Schulhaus. Diese hat dann pünktlich um 13.30 Uhr losgeheult und ich bin brutal erschrocken. Und dann weinend zu meiner Mutter ins Wohnzimmer gerannt. »

Aus diesem Schreck entstand dann die Faszination für Sirenen. Heute ist Stefan Sirenenspotter. Das heisst, er versucht jede Sirene in der Schweiz (Zivilschutz und Feuerwehr) zu fotografieren, welche er dann in eine interaktive Karte einfügt, bei der man technische Infos und den Standort der jeweiligen Sirene sieht. Dazu macht Stefan auch noch Youtube-Videos.

«Karte zu 90 Prozent gefüllt»

Mittlerweile gibt es nur noch einmal im Jahr einen Sirenentest. Stefan und seine Sirenenspotter-Freunde der «Siren Brothers Switzerland» sind trotzdem das ganze Jahr auf Achse. «Ein guter Freund hat vor vier Jahren begonnen eine Karte mit Sirenenstandorten zu erstellen», erklärt Stefan. «Ich habe ihm dann immer mitgeteilt, wenn ich einen neuen Sirenenstandort entdeckt habe. Zu Beginn waren es gut 100, heute haben wir die Karte zu 90 Prozent gefüllt, also über 5700 Standorte sind da festgehalten.» Und das nur in der Schweiz. «Damit wollen wir auch anderen Spottern helfen. Auf der Karte tragen wir auch immer Typ, Hersteller, Leistung, Steuergerät und sonstige wichtige Infos und die Fotos der Sirene ein.»

Der Sirenentest-Tag

Für die Sirenenspotter ist er wie Geburtstag, Weihnachten und Ostern zusammen: der erste Mittwoch im Februar. Da findet der alljährliche Sirenentest statt. «Wir bereiten uns schon Wochen im Voraus auf diesen Tag vor», sagt Stefan. «Wir haben eine Whatsapp-Gruppe. Da sprechen wir uns ab, wer wohin geht und welche Sirene an diesem Tag filmt.»

Im Moment liege der Fokus vorallem auf den älteren Sirenen. «Die Umrüstung von den Alten zu den Neuen ist voll im Gange. Ich bin dieses Jahr extra in den Thurgau gefahren, weil es da genau noch eine alte pneumatische Sirene gibt.» Wenn die Sirenen um 13:30 Uhr losheulen, geht das Sirenenspotter-Herz auf, auch das von Stefan: «Und wie. Vorallem bei den älteren. Die neuen elektronischen Sirenen klingen alle praktisch identisch. Die alten pneumatischen haben alle ihren eigenen Charakter – genau das lässt unser Herz aufgehen und gibt mir eine freudige Hühnerhaut.»

veröffentlicht: 16. Mai 2022 07:01
aktualisiert: 7. Februar 2024 13:48
Quelle: ArgoviaToday

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch