Der Juni 2024 ist noch lange hin, doch ein vierköpfiges Ruderteam im Raum Baden-Brugg trainiert jetzt schon für die Überquerung des Pazifiks im Rahmen der «Pacific-Challenge 2024». Das Besondere: Alle vier Ruderer werden bei Antritt des Wettbewerbs über 70 Jahre alt sein.
Mit 66 fängt das Leben erst an
Die Reise geht von Kalifornien bis nach Hawaii – das sind rund 4500 Kilometer. Der Pazifik ist zudem der tiefste Ozean der Welt. Dazu kommt der Schlafrhythmus, der auf hoher See maximal 90 Minuten am Stück bedeutet, denn die Rentner werden jeweils zwei Stunden rudern, zwei Stunden ausruhen und dann wieder zwei Stunden rudern. Das während rund zwei Monaten, sieben Tage die Woche, jeweils über die ganzen 24 Stunden. Auch in jungen Jahren schon ein Wahnsinnsprojekt – für die Rentner erst recht.
Man wolle mit dem Projekt vor allem ein Statement setzen, sagt Rolf Düggelin, der den Aufruf für die Rudergruppe tätigte: «Ich arbeite als Wirtschaftsmediator und Konflikt-Manager in verschiedenen Unternehmen und mir fällt immer wieder auf, wie oft Arbeitnehmer über 50 Jahre – überspitzt gesagt – aussortiert werden.» Das treffe ihn und er möchte einen Beweis liefern: «Man kann auch im hohen Alter noch viel leisten.» Ganz nach dem Motto «Mit 66 Jahren fängt das Leben erst an», wie es Udo Jürgens einst sang.
Die mentale Stärke ist die grösste Herausforderung
Das Team «Wise Swiss Rowers» besteht nun seit drei Monaten. Sie trainieren bis zu 15 Stunden in der Woche auf dem Wasser, im Fitnesscenter und zu Hause auf dem Hometrainer. «Das Training findet vor allem am Rudergerät statt. Im Wasser trainieren wir zusammen mit dem Ruderclub Baden», so Düggelin. Auch Yoga sei ein Thema, das vor allem das Mentale stärke. Dort liege die grösste Herausforderung des gesamten Projektes, auch weil man die Zeit auf hoher See auf engstem Raum zusammen verbringe.
Es habe sich in der kurzen Zeit bereits eine Freundschaft unter den vier Pensionierten gebildet. «Ich würde sofort, schon morgen, mit den Herren über den Pazifik rudern», sagt Düggelin und lacht. Das Vertrauen untereinander sei gross und man habe sich in den letzten Monaten schon oft getroffen.
Sie möchten für den Notfall gewappnet sein
Das Budget der vier Männer liegt bei 280'000 Franken und werde aus eigener Tasche bezahlt. «Im Gegensatz zu früheren Teams, die die Überquerung gewagt haben, sind die Kosten gestiegen», meint Düggelin. Das sei wahrscheinlich eine Konsequenz der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges.
Deshalb hoffen die Ruderer nun, Sponsoren für ihr Projekt zu gewinnen: «Dafür kämen zum Beispiel Unternehmen infrage, die Produkte oder Dienstleistungen für Ältere anbieten», aber auch Privatpersonen seien als Sponsoren willkommen: «Man weiss, dass es ältere Menschen gibt, die viel Geld haben. Vielleicht findet unser Projekt jemand so toll, dass er uns unterstützen möchte», hofft Rolf Düggelin von den «Wise Swiss Rowers».
Die Reaktionen auf ihr Vorhaben waren bisher allesamt positiv. «Wir hatten keine einzige negative Rückmeldung», das motiviere die Truppe umso mehr.
Da sie nicht mehr die Jüngsten sind und auf alles vorbereitet sein möchten, suchen sie aktuell noch nach zwei bis drei Personen über 65 Jahre, die bei den Vorbereitungen für die «Pacific-Challenge 2024» mitmachen möchten, damit man im Notfall einen Ersatz hätte.
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