Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) teilte am Dienstag mit, dass es schweizweit im Vergleich zu den vergangenen zehn Jahren einen Weinernteausfall von 36 Prozent gab. So kamen 2021 nur 61 Millionen Liter Wein zusammen; gegenüber der bereits mageren Ausbeute 2020 sank der Ertrag um nochmals knapp 23 Millionen Liter. Im Kanton Aargau war der Ernteausfall noch gravierender als im Landesdurchschnitt.
«Wir haben im Aargau einen Ernteausfall von 62 Prozent»
Wie Pascal Furer, Geschäftsführer des Branchenverbands Aargau Wein, gegenüber ArgoviaToday erklärt, lag die Ernte im Kanton Aargau 62 Prozent unter dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre: «Wir konnten im Argovialand 958‘822 Kilogramm Trauben ernten, woraus wir 6‘904 Hektoliter Wein herstellen konnten.» Das entspricht gerade einmal 900‘000 Flaschen Wein à 0.75 Liter. «Mengenmässig ist das eine historisch kleine Ernte», so Furer. Die Qualität der Trauben litt jedoch nicht unter dem schlechten Wetter. "Dank des schönen Herbstes war die Qualität der Trauben sehr gut. "Somit dürfen wir uns auf einen sehr fruchtigen Wein freuen.
Unter dem Ernteausfall litten auch die Winzer der Weinstern Wettingen AG, erklärt Marco Bieri, Geschäftsleiter: «Weinstern Wettingen hatte aufgrund der schlechten Weinernte einen Verlust von rund 70 Prozent.» Sie mussten deshalb auf den Wein aus dem Keller zurückgreifen, der noch von den Jahren vor 2021 übrig blieb. «Während der Corona-Pandemie konnten wir keinen Wein an die Restaurants verkaufen. Mittlerweile wurden die Massnahmen stark gelockert und die Nachfrage nach dem regionalen Wein steigt wieder.» Die Kundinnen und Kunden mussten sie darüber informieren, dass in diesem Jahr weniger Wein aus dem Betrieb zum Verkauf steht. «Das macht sich sicherlich auch in den Finanzen bemerkbar.» Wie gross das finanzielle Loch ausfallen wird, lasse sich derzeit nicht beziffern.
Ernteausfall aufgrund des schlechten Frühlingswetters
Schuld an der schlechten Traubenernte sind laut Geschäftsführer Furer die schlechten Wetterbedingungen im letzten Jahr: «Wegen des sehr nassen Sommers war der Pilzdruck, insbesondere durch den vor etwa 150 Jahren eingeschleppten ‹falschen Mehltau›, sehr hoch.» Bei dieser speziellen Pilzart handelt es sich um einen «Schlechtwetterpilz». Er liebt Feuchte und befällt Nutzpflanzen, wie beispielsweise die Weinreben. Durch den starken Niederschlag konnte sich dieser gut auf den Blättern absetzten und sich hartnäckig daran festhalten.
Hinzu kam, dass durch die Witterung der Pflanzenschutz erschwert wurde. «Das führte zu vielen starken Infektionen und dadurch zu dem Ernteausfall», wie Furer weiter erzählt. In manchen Regionen kam noch starker Hagel dazu, der die Reben beschädigte. «Viel dagegen machen konnten wir nicht, da wir das Wetter nicht beeinflussen können», wie Furrer erwähnt.
Weinbauer hoffen auf ein besseres 2022
Dass im Jahr 2022 eine bessere Ernte ausfällt, ist laut Bieri notwendig: «Wir könnten es finanziell nicht tragen, wenn es in diesem Jahr erneut eine so schlechte Ernte gäbe. Unsere Existenz würde sicherlich darunter leiden oder es könnte sogar eine Schliessung zur Folge haben.» Wie die Weinernte in diesem Jahr ausfallen wird, kann man nicht sagen, da die Reben noch nicht ausgeblüht sind. «Erst dann kann man sehen, wie viele Knospen die Pflanzen aufweisen und wie stark die Auswirkungen des Pilzbefalls waren.» Bieri rechnet damit, dass die Reben nicht 100 Prozent ihres Potenzials ausschöpfen werden.
Furer ist da zuversichtlicher. Er glaubt, dass es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass das Jahr 2022 genauso schlecht ausfallen wird wie das letzte Jahr. «Die Weinhersteller sollen mit Optimismus in die Zukunft blicken.» Schlussendlich komme es bei regionalem Wein nicht nur auf die Quantität, sondern auch auf die Qualität an.
(mbr)