Tagesstrukturen

Baden will 60 Mitarbeitende von Privaten übernehmen

· Online seit 27.05.2023, 10:04 Uhr
Badens Stadtrat will einen Wechsel zum Modell der schulintegrierten Tagesstrukturen. Dazu will er ab dem Schuljahr 2025/2026 Mitarbeitende von privaten Vereinen übernehmen. Doch nun hat der Verein Taba die bestehende Leistungsvereinbarung mit der Stadt bereits auf den 31. Juli 2024 gekündigt.
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Die nächste Sitzung des Badener Einwohnerrats ist reich befrachtet. So reich, dass es am 30. und 31. Mai womöglich zu einer Doppelsitzung kommt, falls nicht alle Traktanden am ersten Abend abgehandelt werden können.

Im Zentrum steht etwa die Rechnung 2022, aber auch die Sanierung des Schulhauses Ländli. Ein weiteres Thema im Schulbereich betrifft eine neue Trägerschaft für die Tagesstrukturen der Badener Schulen.

Diese werden zurzeit in einer gemischten Trägerschaft von zwei privatrechtlichen Organisationen (Verein Taba, Verein ABB Kinderkrippen) sowie von der Volksschule der Stadt selbst (Tagesschulen Rütihof und Ländli) und vom Verein Tagesfamilien erbracht.

Bessere Verzahnung von Schule und Betreuung

«Die Stadt Baden verfügt an allen Schulstandorten über ein gut genutztes Angebot an schulergänzender Kinderbetreuung (Tagesstrukturen)», steht in der Botschaft an den Einwohnerrat. Doch der Stadtrat möchte in einem nächsten Entwicklungsschritt Unterricht und Betreuung, sprich Schule und Tagesstrukturen, besser verzahnen.

Bei der Frage, ob es überhaupt eine engere Zusammenarbeit von Schule und Betreuung brauche, seien sich die Fachpersonen in Baden mehrheitlich einig: Die engere Verzahnung von Unterricht und Betreuung würde einen bedeutsamen Mehrwert bringen und käme letztlich den Kindern und deren Familien zugute.

Dazu soll von der aktuell gemischten Trägerschaft zum Modell der schulintegrierten Tagesstrukturen gewechselt werden. Künftig würde also alles unter einem Dach – dem Dach der Volksschule – geführt. Damit könnten die Lehrpersonen und die Betreuenden in den Strukturen in einem engen Schulterschluss zusammenarbeiten.

Überführung in städtisches Anstellungsverhältnis

Mit anderen Worten: Die Stadt will die Angestellten der privaten Organisationen übernehmen. «Auf der Basis der gemeldeten Personaldaten vom 2. Semester 2022 und unseren Schätzungen für Turgi rechnen wir mit rund 50 bis 60 Personen, welche in ein städtisches Anstellungsverhältnis überführt werden sollen», heisst es vonseiten der Stadt. Das entspricht 35 bis 40 Vollzeitstellen.

Vom Verein ABB Kinderkrippen wären es, Stand 2022, 11 Mitarbeitende, vom Verein Taba 39. Dazu kämen fünf Mitarbeitende für die Tagi Turgi und zwei in übergeordneten Positionen.

Der Stadtrat schreibt dazu: «Der Schritt basiert auf den bestehenden städtischen Leitlinien für die familienergänzende Betreuung und setzt die strategisch-planerischen Arbeiten der vergangenen Jahre um.» Er bringe einen pädagogischen und organisatorischen Mehrwert für Kinder und Eltern und stärke den Standort Baden als Ganzes.

Die Stadt betont, dass es sich um keinen Stellenausbau handelt, dass es alle Stellen bereits heute schon gibt und dass sie ihre Pläne den Mitarbeitenden bereits kommuniziert hat. Die Stadt Baden habe aufgrund der hohen Qualität der Betreuung ein sehr grosses Interesse daran, das Personal der externen Leistungserbringer übernehmen zu können.

Der Wechsel von der gemischten Trägerschaft zu den schulintegrierten Tagesstrukturen verursacht für die Stadt Mehrkosten. Die jährlich wiederkehrenden Folgekosten betragen 160'000 Franken, die Einmalkosten rund 240'000 Franken. Der Modellwechsel soll auf den Schuljahresbeginn 2025/2026 erfolgen. «Zu diesem Zeitpunkt enden die bestehenden Leistungsvereinbarungen mit den privatrechtlichen Organisationen», schreibt der Stadtrat.

Taba löst Vereinbarung ein Jahr früher auf

Der Tagesbetreuung für Kinder Baden (Taba) geht das aber nicht schnell genug. Der Verein hat die bestehende Leistungsvereinbarung mit der Stadt bereits auf den 31. Juli 2024 gekündigt, wie er in einer Mitteilung schreibt.

Der Verein Taba arbeitet seit seiner Gründung 2012 mit einer Leistungsvereinbarung der Stadt Baden und hat an mehreren Standorten die heute bestehenden Tagesstrukturen für Schulkinder aufgebaut.

Der Taba-Vorstand sehe bei einer Integration des Betreuungsangebots in den Schulbetrieb Chancen, «wir sind uns aber auch bewusst, dass diese Veränderung Herausforderungen mit sich bringen wird», heisst es in der Mitteilung. Taba fordert «schnellstmöglich eine Verzahnung von Betreuung und Schule mit den vorliegenden Qualitätsrichtlinien der Stadt».

Erfolgte der Modellwechsel erst 2025, würde die Entwicklung der Betriebe stillstehen, was Auswirkungen auf die Qualität der Betreuung haben würde, so Taba. Zudem bestünde ein erhöhtes Risiko einer Fluktuation von Mitarbeitenden, was beim heutigen Fachkräftemangel fatale Auswirkungen auf die Qualität der Betreuung haben würde.

«Eine Übergangszeit von zwei Jahren führt zu Unsicherheit beim Personal», sagt Taba-Präsident Christian Schmid auf Nachfrage. Auf die vorzeitige Kündigung der Leistungsvereinbarung habe der Stadtrat noch nicht reagiert, sagt Schmid. Er sei gespannt auf die Diskussion an der Einwohnerratssitzung. «Aber ich traue es der Stadt zu, dass sie unsere Mitarbeitenden ein Jahr früher übernehmen kann.»

(Andreas Fretz, Aargauer Zeitung)

veröffentlicht: 27. Mai 2023 10:04
aktualisiert: 27. Mai 2023 10:04
Quelle: Aargauer Zeitung

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