Pirouetten und Beats

Die besten Breaker der Schweiz liefern sich packende Tanzduelle

13.06.2022, 13:49 Uhr
· Online seit 13.06.2022, 13:48 Uhr
Am grössten Turnier der Schweizer Breaking-Szene mass sich die Elite der Tänzerinnen und Tänzer in Baden. Die 20 Teilnehmenden überboten sich mit athletischen Tricks und demonstrierten reichlich Hip-Hop-Groove. Über 800 Zuschauende feuerten sie an.
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«Nehmt eure Füsse von der Tanzfläche», ruft der Moderator den über 800 Zuschauerinnen und Zuschauern zu, die sich gestern Sonntag zum wichtigsten Event der Schweizer Breakingszene (landläufig auch als Breakdance bekannt) in der Badener Trafohalle versammelt haben. Zwei Stunden tanzen die zwanzig besten Breaker des Landes am Schweizer Finale des «Red Bull BC One» bereits gegeneinander – eins gegen eins im K.-o.-System.

Zum alles entscheidenden Duell sitzen nun auch viele der ausgeschiedenen Tänzerinnen und Tänzer in der untersten Reihe der Arena. Der DJ legt los. Für die erste Runde hat er ein funkiges Musikstück ausgesucht. Deijva und Baby OG – so die Künstlernamen der beiden Breaker – stehen sich gegenüber, tigern auf und ab. Deijva – Mütze, helles Polohemd, schwarze Jeans – nimmt den Takt als erster auf.

Tanz auf Händen und Füssen

Er startet mit einer längeren Tanzeinlage. Dann steht er plötzlich auf dem Kopf, die Füsse in der Luft. Schon wechselt die Musik. Jetzt ist Baby OG – rotes Kopftuch, dazu passende Retro-Trainerhosen und weisse Sneakers – an der Reihe. Er tanzt zunächst betont locker. Hüpfend auf einem Bein gibt er seinem Gegner Handzeichen, als ob er gähnen muss.

Doch schon ist auch Baby OG am Boden, im Handstand. Da bleibt er aber nur für den Bruchteil einer Sekunde. Er holt Schwung, springt von einer Hand auf die andere, dreht kopfüber Pirouetten. Die Menge johlt. Zweite Runde. Jetzt steht Deijva auf den Händen, schwingt die Beine um den Körper. Baby OG doppelt nach. Statt auf den Händen dreht er sich auf dem Rücken und auf dem Kopf, in schwindelerregendem Tempo. Dritte und letzte Runde. Noch einmal je 30 Sekunden, dann ist das Duell besiegelt.

Nicht nur die Athletik zählt

Die drei Jurorinnen und Juroren steigen jetzt aus dem Publikum zu den Tänzern runter in die Arena. Sie sind internationale Breaking-Profis und haben Runde für Runde entschieden, wer im Tanzduell das bessere Gesamtpaket gezeigt hat. Dabei zählt nicht nur, wie gut den Breakern ihre Tricks gelingen, sondern wie sie diese spontan auf die Musik abstimmen und ihren persönlichen Stil reinbringen.

Auch das Finalduo der Frauen, Jazzy Jes und Becca, steht nun auf der Bühne. Das Publikum zählt den Countdown. Auf eins hält das Jury-Team die Hand der Siegerin und des Siegers in die Luft. Es sind dies der Zürcher Saul Hernandez, alias Baby OG, und die Thunerin Jessica Rieben, alias Jazzy Jess. Sie dürfen die Schweiz am Weltfinale des «BC One» in New York, dem grössten internationalen Wettkampf im Breaking, vertreten.

Ursprünglich in den 70ern als Partytanz und Teil der Hip-Hop-Kultur entstanden, entwickelt sich Breaking immer mehr zum Leistungssport. Durch Turnierformate wie das «BC One», das 2004 erstmals durchgeführt wurde, ist das Interesse am spektakulären Tanzstil stark gewachsen – auch hierzulande. Das Schweizer Finale im Trafo haben zusätzlich zu den 800 Zuschauerinnen und Zuschauern vor Ort rund 10’000 Menschen im Livestream verfolgt.

Vom Partytanz zur Olympia-Disziplin

Nun feiert Breaking als erste Tanzsportart überhaupt 2024 in Paris Olympia-Premiere. Das Format ist das gleiche wie beim «BC One». Der einzige Unterschied: Der Sieger im Tanzduell soll durch ein Bewertungssystem mit Punkten erkoren werden.

Jessica Rieben, die Siegerin des Schweizer «BC One», tanzt seit sie elf Jahre alt ist. Heute führt sie eine eigene Breakingschule in Thun. Der zunehmenden Popularität des Einzelwettkampfformats steht Rieben positiv gegenüber. Persönlich mache sie so die grössten Fortschritte. Die 33-Jährige sagt:

Dennoch stehe für sie die Hip-Hop-Kultur nach wie vor an erster Stelle. Rieben findet es deshalb wichtig, eine gute Balance zwischen Kultur und Wettkampf zu finden.

(Aargauer Zeitung/Rahel Künzler)

veröffentlicht: 13. Juni 2022 13:48
aktualisiert: 13. Juni 2022 13:49
Quelle: Aargauer Zeitung

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