Wenn es draussen kühler wird und die Nächte länger werden, beginnt für einige die gemütliche Lesezeit, andere hingegen stöbern bei jedem Wetter nach neuem Lesestoff. Egal zu welchem Typ du gehörst, am Wochenende finden in Brugg wieder die Literaturtage statt. Gleich acht Autorinnen und Autoren aus dem deutschsprachigen Raum lesen auf der Bühne. Daneben gibt es eine Literaturbar und viele weitere geplante Aktionen. Mehr zum Programm der 38. Literaturtage findest du hier.
Im Rahmen dieser Veranstaltungen haben wir uns in der Redaktion Gedanken über die besten Herbstbücher gemacht und warum diese so lesenswert sind. Falls du gerade auf der Suche nach neuer Literatur bist oder ein Geschenk brauchst, hier sind unsere liebsten (Herbst-)Bücher.
Tschick, Wolfgang Herrndorf
Für Andrea Moser, Programmgestalterin von Radio Argovia, ist Tschick eines ihrer absoluten Lieblingsbücher – obwohl es eigentlich eher ein Jugendbuch ist. Die Geschichte dreht sich um Maik und Tschick, zwei Jugendliche, die spontan einen Roadtrip durch die sommerliche deutsche Landschaft unternehmen. Tschick erinnere an die eigene Jugend und die Suche nach dem eigenen Weg und viel Abenteuerlust, sagt Andrea. Wenn man nach dem Lesen des Buchs noch mehr Lust auf die Geschichte hat, gibt es den gleichnamigen Film von Fatih Akin, der 2016 in die Kinos kam.
Game-Time, Biografie von Patrick Fischer
Unser Praktikant Niclas Zettergren ist grosser Eishockey-Fan und feuert regelmässig die Schweizer Nati an. Bis heute hadert er aber mit einer Entscheidung von Patrick Fischer beim Viertelfinal-Match gegen Deutschland bei der WM 2023: «Warum hat er einen Goalie eingesetzt, der kaum WM-Erfahrung auf dem Buckel hat und nicht den erfahrenen Spieler, der bei schweren Spielen über sich hinauswachsen kann?» Grund genug also für Niclas, um zu Beginn des Jahres Fischers Biografie zu lesen. Er habe das Buch eben nicht aus Fanbewunderung gelesen, sondern um seine oft schwer nachvollziehbaren Entscheidungen nachvollziehen zu können. «Doch das Buch bot mehr als sportliche Einblicke – es war eine Hymne an das Leben und den Mut, eigene Wege zu gehen. Die zentrale Botschaft: Alles ist möglich, wenn man es wirklich will. Man darf Pausen machen, sich dem Unbekannten stellen, unkonventionelle Pfade betreten, auch wenn sie keiner versteht. Besonders die Worte ‹Das Leben ist dein Freund, nicht dein Feind› hallen tief in mir nach.»
Alles von Sebastian Fitzek
Der deutsche Krimi-Autor Sebastian Fitzek schreibt Vanessa Landerts Lieblingsbücher. Die Argovia-Morgenshow-Moderatorin hat bisher jedes einzelne seiner veröffentlichten Bücher gelesen. Fitzek schreibe unglaublich gute Psychothriller, sagt Vanessa. Jedes neue Buch sei besser als das davor. «Die Geschichten sind packend, die Wendungen crazy und jedes Mal, wenn man glaubt, die Story durchschaut zu haben, ändert sich nochmals alles und Herr Fitzek lässt einen mit offenem Mund zurück. Aber Achtung: die Bücher sind nichts für schwache Nerven. Er beschreibt jeweils sehr detailliert, was geschieht.» Wer nun neugierig auf Fitzek ist, aber keine Psychothriller wie «Die Einladung» mag, kann nun aufatmen. Der Autor bewegt sich auch in anderen Genres und schreibt unter anderem auch Sachbücher.
Das Schönste, was ich sah, Asta Scheib
Dieses Buch passe wunderbar zum Herbst, sagt Karin Sommerhalder, Tele-M1-Mitarbeiterin und ergänzt: «Das Buch beschreibt den Lebensweg des berühmten Kunstmalers Giovanni Segantini.» Dieser malte auch die Schweizer Bergwelt, da er bis zu seinem Tod hierzulande lebte. Segantini hatte eine schwere Kindheit. So gut es ging, pflegte er seine Mutter, stahl Essbares und vieles mehr. Sein Vater versprach ihm, ihn nach deren frühem Tod zum Halbbruder mitzunehmen, liess ihn dann aber hocken. Am Ende landete er im Heim, wo man ihn zum Schuhflicker ausbilden wollte, was ganz und gar nicht zu seinen zeichnerischen Fähigkeiten passte.
«Sein Werdegang ist spannend mitzuverfolgen (Akademie-Ausbildung, Heirat in die Oberschicht Italiens), weil man so mitbekommt, wie sehr die Künstler damals ums Überleben kämpften und wie sehr sie ihren Galeristen ausgeliefert waren (wirklich bloss früher?). Dazu arbeitet er an einem ‹grossen› Werk, das im Buch namentlich genannt wird. Es macht Spass, das Bild nebenher zu googeln», so Karin weiter.
Das Lied von Eis und Feuer, George R. R. Martin
Die Bücher von Fantasy-Autor George R. R. Martin dürfen natürlich auf keiner Empfehlungsliste fehlen. Warum? Das verrät Radio-Argovia-News-Redaktor Manuel Fasol gleich selbst in einem (sehr langen) Text: «Den meisten dürfte dieses epische Werk als Fernseh-Serie von HBO mit dem Namen ‹Game of Thrones› bekannt sein. Die Vorlage für den Welterfolg lieferte der Autor Martin mit der Bücherserie ‹Das Lied von Eis und Feuer›. Und die, man glaubt es kaum, ist NOCH VIEL BESSER als die Fernseh-Serie. Zugegeben: Es ist ziemlicher Nerd-Stuff. Drachen, Zauberer, Ritter, Herrscherinnen, Zwerge, Untote. Und trotzdem eignet sich diese Buch-Reihe auch für Fantasy-Anfänger oder für Leserinnen und Leser, die normalerweise nichts mit feuerspeienden Riesenechsen am Hut haben.
Warum? Erstens: Martin versteht es derart gut, diese unsäglich verworrene Geschichte mit dutzenden Protagonistinnen und Protagonisten so strukturiert, flüssig und vor allem ungemein spannend zu erzählen, dass man regelmässig den Gedanken hat: ‹Ach komm, nur noch ein Kapitel›. Zweitens schafft es Martin wie nur wenige andere, eine lebendige, in sich geschlossene und sinnige Fantasy-Welt zu erschaffen. Man taucht so tief darin ein, wie man es sonst nur von Fantasy-Grössen wie J. K. Rowling (‹Harry Potter›) oder J. R. R. Tolkien (‹Herr der Ringe›) kennt. Drittens: Im Gegensatz zur Fernsehserie sind die Bücher weniger explizit, sowohl was Gewalt als auch Erotik angeht. Dadurch wirken sie weniger als aufmerksamkeitsheischende Exzesse. Dafür erhält man Einblick in die Gedankenwelt verschiedenster Protagonisten, die vorzüglich gebaut und entwickelt werden. Und viertens schliesslich der wichtigste Punkt: Man kann allen, die nur die TV-Serie gesehen haben, unter die Nase reiben, dass die Bücher eh viel besser sind und vor allem kein so desaströs schlechtes Ende haben.»
Stolz und Vorurteil, Jane Austen
Die britische Schriftstellerin Jane Austen starb vor über 200 Jahren und bis heute haben ihre Bücher nicht an Reiz, Charme und Interesse verloren. Auch die Filmwelt weiss um den Schatz, den Austen verfasst hat, und dreht munter Filme auf Grundlage ihrer Werke, wie Sinn und Sinnlichkeit, Emma, Überredung und Stolz und Vorurteil. Letzteres gehört auch zu den Lieblingsbüchern von ArgoviaToday-Volontärin Timea Meier. «Ich finde, es ist eine äusserst fesselnde Liebesgeschichte, die verdeutlicht, dass Liebe keine gesellschaftlichen Schranken kennt. Also perfekt als gemütliche Herbstlektüre», empfiehlt Timea.
Liebes Arschloch, Virginie Despentes
Vroni Fehlmann ist Produzentin und Ausbildungsleiterin bei ArgoviaToday und hat gleich mehrere Buchvorschläge eingereicht. Da jeder allerdings nur eins nennen darf, weil es sonst den Rahmen sprengen würde, sparen wir uns die zwei weiteren Vorschläge für die nächsten beiden Listen auf. (Schliesslich kommt Weihnachten immer näher). Warum das Buch der französischen Autorin Virginie Despentes so lesenswert ist – und nicht nur wegen des Titels - hat Vroni auch noch geschrieben. «Ein spannendes ‹Streitgespräch› zwischen einer Schauspielerin, einem Schriftsteller und einer feministischen Social-Media-Aktivistin. Themen wie #MeToo, Feminismus oder Machtmissbrauch werden hier auf eine interessante Art diskutiert. Es geht um Unterdrückung der Frauen, öffentliche Pranger und Toleranz. Nicht nur für feministisch interessierte Frauen ein Lesetipp.»
Vom Ende der Einsamkeit, Benedict Wells
«Melancholie gehört für mich zum Herbst dazu», sagt Simone Brändlin, ArgoviaToday-Produzentin. Dieser Übergang vom Sommer in den Winter, von warm zu kalt, laut zu leise berge etwas Magisches, verbunden mit Sehnsucht, etwas Trübsal und Nachdenklichkeit. Und genau diese Mischung bringt der deutsch-schweizerische Autor Benedict Wells in seinen Büchern zusammen. «Würde ich Bücher schreiben, hätte ich gerne seinen Stil», sagt Simone. «Vom Ende der Einsamkeit» ist ein trauriges Buch, das den Lesenden aber glücklich entlässt. Wells erzählt in seinem Buch vom Verlust und Gewinn des Lebens und der Liebe. Gleichzeitig lädt er ein, über die Frage nachzudenken, warum ein Leben so verläuft, wie es verläuft. «Sehr zu empfehlen!»
Dass der Aargau auch schreiben kann, zeigt die Nominationsliste für den Schweizer Buchpreis 2024. Die Aargauer Schriftstellerin Michelle Steinbeck und der Aargauer Autor Martin R. Dean stehen auf der Liste. Die wichtigste Auszeichnung für Schweizer Autorinnen und Autoren sowie für die Schweizer Buchbranche wird am 17. November 2024 in Basel verliehen.