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Drogen-Hotspot Bahnhof: Brugg sucht nach Lösungen

Drogenszene

Drogen-Hotspot Bahnhof Brugg: Deshalb dauert es so lange, bis eine Lösung steht

· Online seit 14.09.2024, 13:45 Uhr
Brugg ist in den letzten Jahren zu einem Drogenhotspot im Aargau geworden. Eine wirkliche Lösung dafür gibt es derzeit nicht. Passiert ist aber einiges. Ideen wurden vorgeschlagen, Lösungen diskutiert und einiges wurde unternommen. Hier eine Übersicht.
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Die Drogenproblematik rund um den Bahnhof Brugg beschäftigt seit Jahren die kommunale und kantonale Politik und die Bevölkerung. Den Problemen ist man sich bestens bewusst. Wirkungsvolle Massnahmen und eine Lösung, die für alle Beteiligten zielführend ist, hat bis jetzt aber noch niemand gefunden.

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So ergab sich in den letzten Jahren immer wieder die Frage, was denn der richtige Lösungsansatz sei. «Es scheint oft unterzugehen, dass es sich bei dieser Szene auch um Menschen in äusserst prekären Lebensumständen handelt. Man fokussiert sich mehr auf die Störung, die im öffentlichen Raum entsteht, und ignoriert in diesem Moment, dass es für eine Lösung viel mehr braucht als Polizeieinsätze», sagte der Psychiater und Co-Chefarzt des Arud Zentrum für Suchtmedizin, Thilo Beck, im vergangenen November gegenüber ArgoviaToday.

Wenn es um offene Drogenszenen geht, sind dem Experten zufolge geschützte Konsumräume ein essenzieller Teil der Problemlösung. Mit dieser Ansicht ist er nicht allein. So kritisierte beispielsweise SP-Grossrätin Luzia Capanni, dass die Säule der Schadensminderung und Risikominimierung im Kanton Aargau kaum berücksichtigt werde. 

Anders zu dieser Thematik äusserte sich damals SVP-Grossrat Miro Barp. Ihm zufolge würde ein Konsumraum in Brugg Windisch zwar die Gesundheit der Menschen unterstützen, das Problem an sich jedoch nicht lösen.

Wegweisung ist kein gangbarer Weg

Im Mai dieses Jahres zeigte sich, was bei Wegweisungen vom Bahnhof passieren kann. Drogenkonsumierende Personen wichen ins Amphitheater Vindonissa aus. Das Problem: Die Jungwacht/Blauring führte dort ihre Gruppenstunden durch. Diese wurden damals wegen der Drogenszene eingestellt.

Wegweisungen gibt es laut Severin Dommann, Leiter Arbeitsgruppe Sicherheit am Bahnhof Brugg. immer noch mehrmals in der Woche. Man sei sich einig, dass die Vertreibung dieser Menschen von einem Ort zum anderen nicht die Antwort auf die Situation sei. Die öffentliche Sicherheit wird dadurch zwar gewährleistet, doch den Suchtkranken wird damit nicht geholfen. Repressiv vorzugehen sei aber die einzige Möglichkeit, da es zurzeit schlicht und ergreifend keine anderen Angebote gebe. «Natürlich ist das unbefriedigend. Aber wir arbeiten mit all unserer Kraft an Lösungen, die sowohl für die suchtkranken Menschen als auch für den Rest der Bevölkerung stimmt.»

Bis diese Lösungen konkret werden, wird es deshalb noch viele weitere Wegweisungen geben. Seit dem 1. Juli 2024 patrouilliert zudem die «Sicherheitspatrouille Gesellschaft» täglich an den Hotspots der Gemeinden Brugg/Windisch. Der Stadt zufolge sind die Meldungen aus der Bevölkerung seither spürbar zurückgegangen. Daraus lässt sich schliessen, dass sich das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung massgeblich verbessert habe.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Mitte 2023 wurde die Arbeitsgruppe «Sicherheit am Bahnhof Brugg» ins Leben gerufen. Sie besteht aus Vertreterinnen und Vertretern der Regional- und Kantonspolizei, der Sektion Gesundheitsförderung und Prävention des Kantons Aargau, der Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG), der Fachhochschule Nordwestschweiz Campus Brugg-Windisch, der Transportpolizei SBB, der Suchtberatung ags Brugg sowie den Gemeinden Windisch und Brugg. Geleitet wird sie von der Abteilung Gesellschaft der Stadt Brugg.

Ende 2023 beauftragte die Arbeitsgruppe die Schweizerische Koordinations- und Fachstelle Sucht, Infodrog aus Bern, «mit einer Bedarfsanalyse zur von der Bevölkerung als kriminalitäts- und problembelastet wahrgenommenen Situation am Bahnhof». Dazu führte Infodrog eine Befragung von 90 Fachpersonen und Einwohnenden sowie von 40 Betroffenen durch. Inzwischen liegt der 62-seitige Schlussbericht vor.

Die Ergebnisse der Befragungen sowie die Rückmeldungen aus der Fokusgruppe zeigen, dass die Hauptprobleme im Zusammenhang mit dem Konsum von Kokain, insbesondere der rauchbaren Form Crack und Freebase, stehen. Ein weiteres Problem ist der exzessive Alkoholkonsum einer Gruppe, die sich an einem anderen Ort als die Drogenszene aufhält.

Der Bericht beinhaltet zwei wesentliche Massnahmeempfehlungen:

  • Die Schaffung einer Kontakt- und Anlaufstelle mit Konsumraum im Raum Brugg/Windisch mit Begleitmassnahmen wie aufsuchender Sozialarbeit und Mahlzeitangebot.
  • Der Aufbau einer Notschlafstelle und Ausbau des betreuten Wohnangebots für verschiedene Zielgruppe.

Langer Weg zur Umsetzung

Aktuell prüft die Arbeitsgruppe die Resultate der Bedarfsanalyse und die Möglichkeiten zur Umsetzung der empfohlenen Massnahmen. Bis etwas davon Wirklichkeit wird, kann es aber noch Jahre dauern, wie Severin Dommann auf Anfrage von ArgoviaToday sagt.

Das habe unter anderem damit zu tun, dass es im Kanton Aargau keine gesetzlichen Grundlagen gebe, wer die Angebote im Bereich der Schadensminderung finanziert. Laut Dommann will man aber Tempo machen. «Wir versuchen, politischen Druck aufzubauen, damit wir schneller eine Lösung finden. Da ist aber noch nichts spruchreif», sagt er weiter.

Langfristig gesehen sei es das Ziel, dass der Bahnhof Brugg einerseits zu einem attraktiven Ort wird, an dem sich alle sicher fühlen. Andererseits soll es für suchtkranke Menschen Angebote geben, in denen sie unter menschenwürdigen Umständen leben können.

veröffentlicht: 14. September 2024 13:45
aktualisiert: 14. September 2024 13:45
Quelle: ArgoviaToday

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