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Drohne zum Bevölkerungsschutz: Fluch oder Segen?

Aargauer Limmattal

Drohne zum Bevölkerungsschutz: Fluch oder Segen?

· Online seit 23.09.2022, 10:25 Uhr
Die Zivilschutzorganisation Wettingen-Limmattal plant die Anschaffung zweier Drohnen, die in der Region als Unterstützung für die verschiedenen Organisationen für die Bevölkerungssicherheit eingesetzt werden sollen. Ein teurer Spass, der sich gemäss Experten lohnt.
Corinne Bürki
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Die Zivilschutzorganisation Wettingen-Limmattal (ZSO Wettingen-Limmattal) möchte nächstes Jahr zwei Drohnen anschaffen – eine zur Reserve. Die Planung ist bereits voll im Gange: «Aktuell vergleichen wir noch verschiedene Geräte von verschiedenen Herstellern in der Region», so Ronny Wasem, Kommandant der ZSO Wettingen-Limmattal. «Die Kosten werden zwischen 20'000 und 40'000 Franken betragen», dabei seien die Ausbildungskosten der Piloten bereits eingerechnet.

Grosses Einsatzgebiet

Die Drohne käme bei verschiedenen Szenarien zum Einsatz. Zum einen könnte das Fluggerät, das mit einer Wärmebildkamera ausgestattet ist, Glutnester und Brandherde ausmachen, aber auch bei Stürmen oder Vermisstmeldungen könne sie sich als äusserst nützlich erweisen: «Man sieht alles aus der Vogelperspektive». Das heisst, wenn jemand vermisst wird, kann man zum Beispiel in kürzester Zeit ein grossflächiges Gebiet überfliegen, genauso wie wenn aufgrund eines Sturms viele Bäume umstürzen: «Der Forstwart muss sich durch den Einsatz der Drohne nicht selbst in Gefahr bringen», erklärt der Kommandant und betont die Wichtigkeit in Bezug auf die Arbeitssicherheit.

Das Gerät solle vor allem als Unterstützung dienen und von den fünf Feuerwehren, der Regionalpolizei Wettingen Limmattal (Repol), den zwei Forstrevieren und der ZSO Wettingen-Limmattal in der Region genutzt werden. «Es macht keinen Sinn, dass jede Organisation eine eigene Drohne besitzt.» Schliesslich werden mit den Flugkörpern hohe Kosten ausgelöst: «Diese will man für die Bevölkerung möglichst klein halten», so Wasem. Pro Feuerwehr sollen rund zwei bis fünf Leute als Piloten ausgebildet werden. Das Gelernte soll über Wiederholungskurse (WKs) jedes Jahr aufgefrischt werden.

Auch beim Grossbrand in Spreitenbach kamen Drohnen zum Einsatz

Beim Grossbrand in Spreitenbach Ende Mai hat die Feuerwehr ebenfalls Drohnen eingesetzt. Diese kamen jedoch von der Feuerwehr Brugg und brauchten somit um die 40 Minuten, bis sie beim Brandplatz ankamen. «Wenn wir sie von Wettingen herbekommen, dann wäre sie wahrscheinlich innert 20 Minuten nach der Alarmierung vor Ort – was wünschenswert wäre», sagt der Spreitenbacher Feuerwehrkommandant Daniel Wiederkehr. Die Herausforderung sieht er vor allem beim Organisatorischen. Wenn das Feuer deutlich ersichtlich brenne, dann brauche man die Drohne noch nicht, trotzdem müsse sie aber jeweils bestellt werden, damit sie zeitnah am Geschehen ankommt. Zudem weist er – wie Ronny Wasem – auf die Arbeitssicherheit hin: «Wenn unsere Leute in einem Gebäude sind, können wir sie mithilfe der Drohne lotsen, wenn gewisse Teile des Gebäudes eingestürzt sind.» Und Wasem ergänzt: «Es ist ein Arbeitsgerät, das uns schneller und sicherer arbeiten und das Schadenmass verkleinern lässt.»

Über die hohen Anschaffungskosten der Drohnen muss das Volk nun abstimmen – die Anschaffung ist auf Januar oder Februar geplant. Das Thema könnte zu Diskussionen führen. Angesprochen auf die hohen Kosten meint Ronny Wasem: «Ein Feuerwehrkommandant hat mir gesagt, er brauche das nicht, schliesslich habe er die letzten 20 Jahre auch ohne gearbeitet.» Er habe ihm dann geantwortet, dass sein Grossvater früher auch mit der Jeansjacke in die Flammen gelaufen sei – trotzdem habe man bereits mehrere Male neue Kleidung im Wert von mehreren hunderttausend Franken angeschafft, die sicherer ist.

veröffentlicht: 23. September 2022 10:25
aktualisiert: 23. September 2022 10:25
Quelle: ArgoviaToday

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