Oberrohrdorf

Einschulungsklasse wird aufgelöst – was passiert mit den Kindern?

04.04.2022, 08:21 Uhr
· Online seit 04.04.2022, 06:35 Uhr
Nach den Sommerferien wird es in Oberrohrdorf keine Einschulungsklasse mehr geben, weil der Kanton Aargau mit der Neuressourcierung vor zwei Jahren andere Voraussetzungen geschaffen hat. Was passiert nun mit den betroffenen Kindern?
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Seit über 20 Jahren gibt es in Oberrohrdorf eine Einschulungsklasse, in der auch Kinder aus den umliegenden Gemeinden unterrichtet werden. In dieser Klasse können Kinder, die nach dem Kindergarten den Anforderungen der ersten Klasse noch nicht gewachsen sind, in einer kleinen Gruppe gezielt gefördert werden. Der Lernstoff der ersten Klasse wird dabei auf zwei Schuljahre verteilt. Danach werden diese Kinder in die Regelklasse überführt.

Auf Ende Schuljahr wird die EK aufgelöst

Früher hat der Kanton Aargau die nötigen Ressourcen zur Verfügung gestellt, wenn eine Gemeinde eine Einschulungsklasse (EK) geführt hat. Neu erhält aber jede Schule vom Kanton eine bestimmte Anzahl an Lektionen, welche von den Schulleitungen auf die einzelnen Klassen verteilt werden müssen.

Das Problem: Diese Lektionen reichen in Oberrohrdorf für den Erhalt der EK nicht aus. Die Schule könnte sich eine Einschulungsklasse nur noch leisten, wenn die umliegenden Gemeinden mehrere Lektionen pro Kind an die Schule Oberrohrdorf abtreten würden. Diese Lektionen werden jedoch an den jeweiligen Schulen selbst benötigt. Aus diesem Grund wurde beschlossen, die Einschulungsklasse in Oberrohrdorf per Ende Schuljahr aufzulösen. Die betroffenen Kinder werden ab dann integrativ in den Regelklassen in ihrem jeweiligen Wohnort unterrichtet.

Die Schule bedauert die Auflösung dieser «pädagogisch wertvollen Einrichtung» sehr, aber die veränderten kantonalen Bedingungen würden keine Weiterführung zulassen. «Wir wollen schon eine Einschulungsklasse, aber wir können es uns nicht leisten», so Christof Zehnder, Schulleiter der Schule Oberrohrdorf. Der Kanton Aargau räumt zwar ein, dass es an kleineren Schulstandorten aus organisatorischer Sicht nicht immer sinnvoll und möglich sei, eine Einschulungsklasse zu bilden. Aber: «Der Kanton Aargau hat die Einschulungsklassen nicht abgeschafft. Jede Schulgemeinde entscheidet, ob sie eine EK allein oder im Verbund mit anderen führt», so Simone Strub Larcher, Leiterin Kommunikation des Aargauer Bildungsdepartements.

Lernrückstände mit individualisiertem Unterricht ausgleichen

Ausserdem sieht der Kanton Aargau auf Anfrage von ArgoviaToday auch Vorteile, wenn die Kinder in der Regelklasse zur Schule gehen. «Bei der integrativen Schulung in der Regelklasse können mit individualisiertem Unterricht nach Lehrplan und individuellen Lernzielen Lernrückstände auch über mehr als zwei Jahre ausgeglichen werden», erklärt Simone Strub Larcher. Zudem würden regelmässige Standortgespräche helfen, die schulische Entwicklung der Kinder zu prüfen und bei Bedarf auf andere Lerngefässe auszuweichen.

Die Schule Oberrohrdorf setzt alles daran, den Schülerinnen und Schülern aus der Einschulungsklasse einen reibungslosen Übergang in die Regelklassen zu ermöglichen. «Wir möchten verhindern, dass es dadurch zu Benachteiligungen kommt», so Christof Zehnder weiter. Die Lehrpersonen seien sich aber eine heterogene Schülerschaft gewohnt und seien geschult darin, wie diese Kinder abgeholt werden müssen. Das Bildungsdepartement ist sich der anspruchsvollen Aufgabe der Lehrpersonen bewusst. Allerdings habe eine Umfrage bei Lehrerinnen und Lehrern gezeigt, dass die Mehrheit die integrative Form begrüsst.

Weniger Einschulungsklassen im Aargau

Oberrohrdorf ist mit der Auflösung der Einschulungsklasse aber nicht allein. Die Anzahl Klassen hat in den letzten Jahren leicht abgenommen, wie Strub Larcher bestätigt. Während im Jahr 2015 noch 1085 Schülerinnen und Schüler in 86 Einschulungsklassen unterrichtet wurden, sind es zurzeit nur noch 61 Abteilungen mit 717 Kindern.

veröffentlicht: 4. April 2022 06:35
aktualisiert: 4. April 2022 08:21
Quelle: ArgoviaToday

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