Das Kantonsspital Baden bereitet sich auf eine gewaltige Veränderung vor: Im Herbst soll das komplette Spital samt Personal und Patienten umziehen. Während der Neubau Agnes derzeit auf den Betrieb vorbereitet wird, neigt sich die Lebensdauer des Hauptgebäudes dem Ende zu: Jetzt liegt das entsprechende Baugesuch für den Rückbau öffentlich auf.
Vorgesehen ist, das alte Spital in den Jahren 2025 und 2026 dem Erdboden gleich zu machen. Auf dem frei werdenden Areal soll später eine Grünzone geschaffen werden. Die Kosten für den Rückbau betragen gemäss Baugesuch 17 Millionen Franken. Die Unterlagen können noch bis zum 2. April auf der Abteilung Bau an der Rathausgasse 5 eingesehen werden. Projektverfasser ist die Spiegel + Partner AG aus Zürich.
Das Hauptgebäude verfügt über zwei Untergeschosse, ein Erdgeschoss, 13 Obergeschosse und ein Dachgeschoss. Erstellt wurde es im Jahr 1978 – zu einer Zeit, in der Asbest wegen seiner Hitze- und Säurebeständigkeit noch als Wunderfaser betitelt wurde. Dass Asbest krebserregend ist, wurde erst später klar. Ab 1991 wurde der Einsatz asbesthaltiger Materialien verboten. In Gebäuden, die vor diesem Verbot erstellt wurden, muss mit Asbestvorkommen gerechnet werden – also auch beim KSB.
In der ersten Phase wird das Spital von Altlasten befreit
Den Dokumenten liegt deshalb ein umfassendes Schadstoffgutachten der Carbotech AG aus Zürich bei. Die Firma sollte abklären, ob und wo im Gebäude asbesthaltige Baumaterialien und PCB/CP-haltige Fugendichtungsmassen sowie weitere Bauschadstoffe vorhanden sind. Dafür wurden zahlreiche Proben genommen und ausgewertet. Das Fazit dieser Untersuchungen: In diversen Komponenten des Hauptgebäudes wurde Asbest verwendet.
In erster Linie seien Asbest-Baustoffe wie Leichtbauplatten und Fensterkitt sowie Asbest-Dichtungen gefunden worden, heisst es im 106-seitigen Gutachten. Diese gelte es fachgerecht zu entsorgen. Der Umgang mit Bauschadstoffen erfolge gemäss den Richtlinien der Eidgenössischen Koordinationskommission für Arbeitssicherheit (Ekas) beziehungsweise den jeweiligen Suva-Factsheets.
Mehrere Kräne im Einsatz
Die belasteten Materialien werden «unter Berücksichtigung der nötigen Schutzmassnahmen für Mensch und Umwelt» ausgebaut und entsprechend entsorgt. Die Gefahren werden dabei auf ein Minimum reduziert, heisst es in den Unterlagen. Dieser Arbeitsschritt, die Gebäudeschadstoffsanierung, bildet zusammen mit dem inneren Rückbau die erste Phase.
Das Sockelgebäude wird so vorbereitet, dass in der zweiten Phase möglichst nur noch die Betonkonstruktion steht. Vom 6. bis zum 13. Obergeschoss erfolgt der Rückbau geschossweise mithilfe von Abbruchrobotern und hydraulischen Betonscheren. Zwei Kräne werden die anfallenden Abbruchmaterialien zum Boden befördern, wo sie zerkleinert und anschliessend abtransportiert werden. Der Rückbau des 1. Untergeschosses bis zur Decke über dem 5. Obergeschoss erfolgt konventionell mit Abbruchbaggern.
Neue Baupiste: Dafür müssen Bäume weichen
Wie viele LKW-Fahrten vorgesehen sind, um die unzähligen Tonnen Material wegzuschaffen, ist nicht ausgewiesen. Gemäss Nutzungsvereinbarung beträgt die maximale tägliche Verkehrslast zirka 300 Fahrzeuge. Fakt ist: Der Schutt muss weg. Deshalb liegt gleichzeitig mit dem Baugesuch für den Rückbau ein Rodungsgesuch auf. Für den Abtransport soll nämlich eine neue Baupiste angelegt werden – quer durch den Wald.
Im Zusammenhang mit dem Neubau wurde schon 2018 eine Baupiste durch das westlich des KSB-Campus liegende Waldareal zwischen Dättwil und der Fislisbacherstrasse in Birmenstorf erstellt. Diese soll möglichst wiederverwendet können. Ein entsprechendes Gesuch für die Verlängerung der bewilligten Nutzungsdauer werde noch eingereicht.
Das neue Teilstück ist 235 Meter lang und führt in einer direkten Linie vom Kubus-Gebäude am Neubau vorbei zur bestehenden Baupiste. Wie es im beiliegenden technischen Bericht heisst, reduziere diese Variante Emissionen auf dem Spitalareal und erhöhe die Sicherheit von Personal und Patienten. Dies, weil der Verkehr nicht entlang dem künftigen «Spitalgarten» geführt wird.
Weil die Baupiste an gleicher Lage wie der bereits bestehende Waldweg erstellt werde, müssten nur geringfügige Eingriffe in den Baumbestand erfolgen. Das östliche Teilstück der bestehenden Baupiste könne dadurch ausserdem bereits rückgebaut und wieder der ursprünglichen Nutzung zugeführt werden. Ist das Hauptgebäude erst einmal abgerissen, soll auch die restliche Baupiste aufgehoben und die Ersatzaufforstung vorgenommen werden. Erstellt werden soll sie noch im laufenden Jahr.
(Sarah Kunz/Aargauer Zeitung)