Stell dir vor, du bestellst Kleider aus dem Internet und könntest das Verpackungsmaterial einfach aus dem Fenster schmeissen, ohne dabei die Natur zu schädigen. Klingt unmöglich? Genau das will Jessica Farda ändern. Sie ist Gründerin der Firma Noriware, welche ihren Hauptsitz in Lupfig hat.
Ihre Vision ist es, ein Verpackungsmaterial aus Algen auf den Markt zu bringen, welches «egal, wo es landet», der Umwelt keinen Schaden zufügt. Bei dieser Idee müsste die junge Unternehmerin doch offene Türen einrennen? Nein. Denn der Anfang war alles andere als leicht, erzählt die junge Unternehmerin.
Die Idee
«Algen wachsen extrem schnell, ohne dass sie irgendwelche Inputs brauchen. Also weder frisches Wasser, noch Dünger oder geschweige denn Land, um sie anzupflanzen», erklärt Farda. Doch nicht nur das: Die Algen haben sogar während des Wachstums einen positiven Effekt auf die Umwelt. «Sie absorbieren enorm viel CO2 und filtern Stickstoff aus dem Wasser», erklärt sie weiter.
Sowohl der Anbau als auch das Endprodukt würden der Umwelt also einen Gefallen tun. Ihre Ursprungsidee war nämlich nicht, wie man ein nachhaltiges Verpackungsmaterial herstellt, sondern: «Wie man Algen industriell verwenden kann, sodass es zu mehr Algenwachstum kommt, um die Ozeane und Atmosphäre zu säubern». Sie überlegte sich also ein Produkt, das Algen enthält, um eine Nachfrage zu generieren.
Die Voraussetzungen
Doch der Anfang sei aus diversen Gründen schwierig gewesen. «Ich musste das Material überhaupt erst verstehen, denn ich bin weder Biologin, Chemikerin, Materialwissenschaftlerin oder Ingenieurin», erzählt Farda weiter. Die 25-jährige studiert Internationale Beziehungen.
Dass Start-up-Gründer und -Gründerinnen ursprünglich aus anderen Branchen kommen, ist aber nichts Ungewöhnliches. Das wohl bekannteste Beispiel ist Apple-Gründer Steve Jobs. Er begann zuerst ein Kalligrafie-Studium. Farda musste zuerst viel einstecken. «Ich war eine Bachelorstudentin ohne Berufserfahrung. Mir fehlten die richtigen Kontakte», erklärt sie.
Die Schwierigkeiten
Es sei schwierig gewesen, jemanden zu finden, der die Expertise hat, aber eben auch an die Vision glaubt. Viele sagten ihr, es sei egal, wie nachhaltig das Material ist. Das Einzige, das zähle, sei der Preis. «Sogar bei der Marktforschung sagten sie mir, dass all die neuen, nachhaltigen Produkte sich nicht durchsetzen werden. Plastik sei einfach billiger», berichtet Farda. Unter diesen Bedingungen sei auch die Suche nach Investorinnen und Investoren eine grosse Hürde gewesen.
Davon liess sich die Unternehmerin aber nicht unterkriegen. Heute sehe das nämlich ganz anders aus. Die «Awareness» sei viel grösser, die Regulierungen strenger und Unternehmen werden zur Verantwortung gezogen. «Aber man muss viele taffe Gespräche führen und bekommt immer wieder Schläge ins Gesicht».
Das Durchhaltevermögen
Der ganze Prozess sei ein grosses Learning für die Unternehmerin gewesen, trotzdem würde sie im Nachhinein nichts anders machen. «Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viel gelernt». Es habe Tage gegeben, die viele Tränen kosteten. «Viele Menschen, auch vom engsten Umfeld, haben mir geraten, aufzuhören weil die Hürden zu gross waren», sagt sie weiter. Doch Farda glaubt an ihre Vision. Sie ist davon überzeugt, dass bei der richtigen Einsetzung eine langfristige und vollumfänglich nachhaltige Industrie entwickelt werden kann.
Und der Einsatz scheint sich endlich zu lohnen. Mit Ertan Wittwer und weiteren Investoren, ist eine erste Finanzierungsrunde für das Algen-Start-up gelungen. Wittwer erregte unter anderem mit dem Verkauf seines Zahnkorrektur-Unternehmens Bestsmile schweizweit Aufsehen und hat erst gerade einen Start-up-Fonds über 30 Millionen Franken lanciert.
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