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Museum Langmatt: Bilder von Cézanne aus Baden für über 40 Millionen Franken versteigert

Kritische Versteigerung

Bilder von Cézanne aus Baden für über 40 Millionen Franken versteigert

10.11.2023, 20:09 Uhr
· Online seit 10.11.2023, 05:59 Uhr
In der Nacht auf Freitag sind in New York drei Bilder des Badener Museums Langmatt versteigert worden. Mit dem Erlös soll das Museum saniert und für die Zukunft gesichert werden. Tatsächlich wurde das Ziel von 40 Millionen Franken sogar etwas übertroffen.
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Drei Gemälde des Museums Langmatt in Baden sind in der Nacht auf Freitag in New York verkauft worden. Die Auktion von Christie's brachte dem Badener Museum 44,8 Millionen US-Dollar, also 40,3 Millionen Franken ein, Ziel waren 40 Millionen, wie es in einer Mitteilung heisst. «Mit dem erzielten Erlös kann das Stiftungskapital saniert und aus der Rendite die Zukunft des Museums Langmatt langfristig gesichert werden. Stiftung und Museumsdirektion zeigen sich entsprechend erleichtert», heisst es weiter. Auch die Stadt Baden beteiligt sich an der Sanierung, das Stimmvolk hatte einem Kredit von 10 Millionen Franken zugestimmt. «Alle Grundlagen für eine erfolgreiche bauliche und betriebliche Zukunft dieses einzigartigen und identitätsstiftenden Badener Kulturguts sind nun geschaffen», schreibt die Stadt am Freitagmorgen.

Mit dem Erlös aus dem Verkauf der drei Werke von Paul Cézanne soll das Museum saniert und für die Zukunft gesichert werden. Baustart ist auf Frühling 2024 geplant, die Wiedereröffnung auf 2026.

Bild mit problematischer Herkunft

Nachforschungen bei Christie's haben kurz vor der Versteigerung ergeben, dass das Cézanne-Stillleben «Fruits et pot de gingembre», das nun für knapp 30,3 Millionen Franken versteigert wurde, eine problematische Herkunft hat. Vor bereits eineinhalb Jahren entschied die Leitung des Museums Langmatt in Baden, einige Gemälde der Sammlung genauer untersuchen zu lassen. Dabei stand vor allem die Frage im Vordergrund, ob die Bilder eine problematische Herkunft haben. Unter den zu untersuchenden Bildern waren auch die drei von Paul Cézanne, welche in der Nacht in New York angeboten wurden. Erste Ergebnisse zeigten Hinweise auf, dass eines der Bilder eine problematische Herkunft haben könnte.

Christie's nahm nun weitere Nachforschungen vor. Eine Karteikarte gab dazu den entscheidenden Hinweis, sagte Museumsdirektor Markus Stegmann gegenüber «SRF 2 Kultur». Diese lieferte den Beweis, dass Cézannes «Fruits et pot de gingembre» einst dem jüdisch-deutschen Kunsthändler Jakob Goldschmidt (1882 - 1955) gehörte. Es sei wahrscheinlich, dass dieser das Gemälde deshalb verkaufen musste, weil seine Geschäfte wegen der Verfolgung durch die Nazis nicht mehr gut liefen, heisst es weiter.

Das Bild ist nun für 33,5 Millionen Dollar, also knapp 30,3 Millionen Franken, versteigert worden. Die Auktion war bei 20 Millionen gestartet, der Wert war auf 35 bis 55 Millionen Dollar geschätzt worden. Die Erben des früheren Mitbesitzers sollen einen Anteil des Erlöses erhalten. Das Werk «Quatre Pommes et un couteau» wurde für 8,7 Millionen Dollar (7,9 Millionen Franken) versteigert, «La mer à l'Estaque» brachte 2,6 Millionen Dollar (2,3 Millionen Franken) ein. Die Käufer der drei Werke sind nicht bekannt.

Museum schliesst Vergleich

Stegmann betont jedoch, dass das Museum Langmatt auf Goldschmidts Erben zugegangen sei und noch vor der Versteigerung einen Vergleich geschlossen habe. Zur Höhe des Vergleichs will sich der Museumsdirektor allerdings nicht äussern. Woher das Geld für den Vergleich kommt und wie das finanziell angeschlagene Museum das stemmen will, dazu äussert sich Stegmann bei SRF nicht direkt. Nur so viel, die Zahlung soll zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen – also nach der Versteigerung.

Seit einigen Jahren hat das Museum zwei offene Baustellen. Das Museum muss Sanierungen vornehmen. Einerseits wird die Sicherheit optimiert, Wasserrohrleitungen ersetzt, andererseits entsteht für die Besuchenden ein Café, ein Lift für Gehbehinderte und einige interaktive Attraktionen. Zudem braucht die Stiftung Geld, um weiter bestehen zu können.

veröffentlicht: 10. November 2023 05:59
aktualisiert: 10. November 2023 20:09
Quelle: ArgoviaToday

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