Erziehung entscheidend

«Rottweiler sind keine Prestigeobjekte»: Das fasziniert Aargauer Züchterin an den Listenhunden

· Online seit 04.03.2023, 12:54 Uhr
Schlagzeilen wie: «Rottweiler beisst Frau ins Gesicht» oder «Rottweiler richten Blutbad in Schafherde an» findet man immer wieder in den Nachrichten. Die Hauptzuchtwartin des Schweizerischen Rottweilerhunde-Clubs klärt auf und verrät, wie aus dem grossen, schwarzen Hund kein böser, blutrünstiger Vierbeiner wird.

Quelle: ArgoviaToday / Severin Mayer

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Céline Mülli aus Villigen ist mit Rottweilern aufgewachsen. 1992 haben ihre Eltern mit der Zucht der Vierbeiner unter dem Zwingernamen «Vom Holzbrünneli» begonnen. Inzwischen hat die Aargauerin die Zucht übernommen und seit 2022 das Amt des Hauptzuchtwartes des Schweizerischen Rottweilerhunde-Clubs inne. Neben ihrer Tätigkeit als Züchterin ist Céline mit ihren Rottweilern auch aktiv im Hundesport unterwegs. Dass die Rasse immer wieder für negative Schlagzeilen sorgt, findet Céline Mülli schade.

Für die Züchterin aus dem Aargau gibt es zwei wichtige Punkte, wie man Vorfälle mit Listenhunden vermeiden kann. Zum einen muss sich der Hundeführer richtig verhalten und dem Gegenüber auch gewisse Grenzen setzen. Fremde Menschen müssen aber auch fair auf die Hunde zu gehen. «Das bedeutet, dem Hund die Möglichkeit zu geben, von selbst zu kommen und nicht den Hund zu bedrängen», so Céline Mülli. Vergessen darf man auch nicht, dass «der Hund nie böse geboren wird».

Falls man Angst vor Hunden hat und man auf einen trifft, soll man mit dem Hundeführer oder der Hundeführerin sprechen. Ihm oder ihr zu sagen, dass man Angst hat, löse oftmals die grössten Probleme. Sie können dann den Hund an die Leine nehmen, den Platz zwischen Hund und der Person vergrössern oder weitere Massnahmen vornehmen. So könne eine unangenehme Situation vermieden werden. Davonzurennen sei eine schlechte Idee, denn so werde nur der Jagdtrieb des Hundes entfacht. Ein ruhiges, nicht bedrängendes Auftreten sei deshalb am besten.

Eine gute Erziehung ist das A und O

Für die Züchterin mit jahrelanger Rottweiler-Erfahrung ist klar, dass die Erziehung eine grosse Rolle spielt. Rottweiler sind Hunde, mit denen man arbeiten muss. Mit ein wenig Spazierengehen sei es nicht gemacht. Es brauche eine körperliche und geistige Auslastung des Hundes. Sei dies durch Velofahren, Suchspiele, Unterordnungsübungen oder Hundesport.

Dass ein Rottweiler nicht für jede und jeden der passende Hund ist, ist für die Hauptzuchtwartin des Schweizerischen Rottweilerhunde-Clubs klar. Gerade für Menschen, die das Tier als Prestigeobjekt ansehen, ist der Rottweiler nichts. Sie versteht, dass der Hund ein gewisses Erscheinungsbild hat und mit seiner selbstsicheren und wesensstarken Art eine gewisse Stärke ausstrahlt. Dies spricht diverse Hundehalter an. Der Beweggrund, einen Rottweiler zu halten, sollte aber ein anderer sein. Für Céline Mülli ist es beispielsweise der Charakter, der für sie ein ganz spezieller ist. Ausserdem mag sie die Herausforderung, mit den kräftigen und sensiblen Tieren zu arbeiten.

Über die Nasenspitze hinweg

Céline Mülli steht hinter ihren Hunden und ist froh, dass es noch nie zu einem Zwischenfall gekommen ist. Sie wünscht sich, dass der Rottweiler nicht gleich in eine Schublade gesteckt wird. «Über die Nasenspitze hinaus denken», sagt Mülli dazu. Stattdessen solle man jedem Individuum eine Chance geben, sich zu beweisen – auch wenn in den Medien viele negative Schlagzeilen grassierten. Und wer eine Schlagzeile lese, solle die ganze Geschichte und vor allem die Hintergründe betrachten. Nur so könne man sich ein Urteil bilden, wie es zu dem Vorfall gekommen ist. «Wenn der Hund korrekt gehalten wird, passiert so etwas nicht.»

veröffentlicht: 4. März 2023 12:54
aktualisiert: 4. März 2023 12:54
Quelle: ArgoviaToday

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