Auf Facebook wird er bereits als «Veloschrottplatz» betitelt: Die Rede ist von den Fahrradparkplätzen am Bahnhof West neben dem Langhaus. Die vielen verlassenen Velos sorgen für ein Chaos. Für dieses will aber scheinbar niemand verantwortlich sein, wie unsere Recherche zeigt.
SBB und Stadt weisen sich gegenseitig die Zuständigkeit zu
Auf eine erste Anfrage bei der Stadt heisst es, dass sich die Ständer auf SBB-Boden befinden. Deshalb sei diese für das Entfernen der Velos zuständig. Das stimmt jedoch nicht, wie Sabrina Schellenberger, Mediensprecherin der SBB klarstellt. «Die Zweiradeinstellanlagen Süd und Nord des Bahnhofs Baden West liegen zwar auf unserem Boden. Es gibt aber ein Baurecht dazu. Gemäss vorhandenem Gemeindevertrag zwischen der SBB und der Stadt Baden erbringt die Stadt auf eigene Kosten die Instandsetzung, den Unterhalt sowie den Ordnungsdienst», schreibt Schellenberger.
Macht die Stadt etwas gegen das Chaos?
Eine erneute Anfrage bei der Stadt führt zu noch mehr Verwirrung. Die Abteilung Infrastruktur ist dafür nicht verantwortlich, schreibt Leiter Manfred Schätti. Er verweist auf die Abteilung Entwicklung und Ressourcen. Im Kompetenzbereich Stadtentwicklung und Strategie sei ein Velokonzept in Planung. Dort bestätigt man, dass die Verantwortung für die Plätze bei der Stadt liege. Aufgrund von Ferienabwesenheiten könne man aber erst Mitte August beantworten, was man gegen das Chaos am Bahnhof West unternehmen will.
Stadt zahlt für Taxiplätze
Das Durcheinander der Velos am Bahnhof West scheint ein Symbol für das gesamte Projekt zu sein. Wie eine anonyme Quelle der involvierten Stellen erzählt, besteht nämlich ein Problem beim Mietvertrag zwischen der Stadt und der SBB. Die Stadt habe den Platz ursprünglich gemietet, um Taxiplätze zu schaffen. Als man dann merkte, dass die Nachfrage für Veloständer grösser sei, habe man das Projekt aufgegeben. Im Mietvertrag seien aber immer noch die Taxiplätze vermerkt. Buchhalterisch gehe das zwar auf, man zahle aber für das falsche Gefährt, so die Quelle.
Polizei sammelt am Bahnhof keine Velos ein
Die Frage bleibt: Was wird gegen das Velo-Chaos gemacht? Die Stadtpolizei sammelt wöchentlich einsame Velos ein. Davon ausgenommen sei aber das SBB-Areal, so Stabschef Hansueli Bäbler. Genaue Zahlen, wie viele Velos die Stadtpolizei jeweils aufliest, könne man aufgrund von Ferienabwesenheiten momentan nicht machen. Monatlich gebe man aber circa drei Drahtesel an ihre ursprünglichen Besitzerinnen und Besitzern zurück. Die Velos, die nach sechs Monaten nicht abgeholt werden, spende man einer gemeinnützigen Stiftung.
Heisst: Die Stadt Baden und die SBB werden nach der Rückkehr aus den Ferien zur Klärung der Zuständigkeiten wohl bald einmal zusammensitzen müssen. Bis dahin stapeln sich die Velos beim Langhaus wohl aber weiter.
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(mbr/pro)