Nicht nur für den Gemeinderat interessieren sich zu wenige Einwohnerinnen und Einwohner Mülligens. Dem «Walddorf an der Reuss» fehlen auch diverse Kandidierende für die Finanz- und die Steuerkommission. «Es ist leider zu vermuten, dass die Gemeinde Mülligen damit einen Negativ-Rekord für den ganzen Kanton Aargau aufgestellt hat», schreibt der Gemeinderat in den Gemeindenews vom Montag. Zwei Sitze sind in der Gemeinde heute schon vakant. Der Gemeindesegen hängt also schief. Das klingt in dem Schreiben auch dort heraus, wo es um den möglichen Zusammenschluss der Birrfelder Gemeinden geht. Dazu hatte der Gemeinderat eine Umfrage im Dorf gestartet. Die Resultate werden in den kommenden Tagen erwartet. «Gemeinden, die nicht gewillt und in der Lage sind, ihre Regierung zu bestellen, sollten fusionieren», schreiben Gemeindeammann Ueli Graf und das verbleibende Ratskollegium dazu. Und: «Wir sind gespannt, ob das Umfrageresultat aus der Gemeinde Mülligen kongruent zur katastrophalen Anmeldesituation bezüglich Gesamterneuerungswahlen ausfällt.»
Abtretender Gemeindeammann ist ratlos
Dabei sei seine Gemeinde eigentlich attraktiv, sagt der ratlos wirkende Gemeindeammann Ueli Graf zu Radio Argovia. Das Dorf habe schönen Naherholungsraum, die Autobahn in der Nähe und man sei finanziell gut aufgestellt. «Wir haben keine Missstimmung, wir haben es gut im Gemeinderat. Wir haben gute Leute auf der Verwaltung, ein gutes Team. Ich weiss wirklich nicht, woran es liegt.»
Und nun wird die Zeit knapp. Nach Ablauf der Nachmeldefrist für Kandidierende am Dienstag hat die Gemeinde zwar noch jemanden für die Steuerkommission gefunden. Die freien Sitze in der Exekutive kann sie aber immer noch nicht komplett besetzen. Hat Mülligen nach dem zweiten Wahlgang immer noch keinen vollständigen Gemeinderat, droht die Übernahme durch einen Sachwalter des Kantons.
Demokratisch luxuriöse Situation in Magden
Von den knapp 4000 Einwohnerinnen und Einwohnern in Magden im Bezirk Rheinfelden stellen sich für die nächste Legislatur acht Kandidierende zur Verfügung. Sitze zu verteilen gibt es aber nur fünf. Neben den eingesessenen Parteivertreterinnen und -vertretern kommen drei Parteilose auf den Wahlzettel. Eine fast schon luxuriöse Situation für die Wählerinnen und Wähler also. Dafür gibt es laut André Schreyer verschiedene Gründe:
Hinzu kommt die stabile finanzielle Situation der Gemeinde: «Wir sind finanziell relativ gut unterwegs. Der Gemeinderat muss nicht nur schauen, wo er sparen kann. Er kann entscheiden, welche Entwicklungsschritte die Gemeinde machen soll», sagt Schreyer. Dieser Handlungsspielraum fehle anderen Gemeinden. Darin sieht er einen möglichen Grund für die ausbleibende Bereitschaft in anderen Gemeinden, sich zu engagieren.
Das Teilzeitamt werde in Magden ausserdem fair entschädigt, auch wenn es das Freizeit-Engagement nicht ganz decke. Einer der Kandidierenden habe ihm gesagt, nach früherer politischer Tätigkeit wolle er sich nun auch an seinem Wohnort engagieren. Dann gebe es auch Interessensvertretungen wie beispielsweise aus Turnvereinen oder der Elternvereinigung, die gewisse Anliegen im Gemeinderat vermehrt vertreten sehen wollen.
Am 26. September finden die Gemeinderatswahlen in den beiden Gemeinden statt. Bereits jetzt sicher ist: Der 73-jährige Mülliger Ammann Ueli Graf tritt nicht mehr zur Wahl an. André Schreyer will in Magden für die FDP eine weitere Legislatur anhängen. Und als Einziger die zusätzliche Würde des Ammanns übernehmen.