Der Fall zieht immer weitere Kreise und beschäftigt sowohl die Schweizer als auch die deutschen Behörden. Eine Frau (43) aus der Ukraine erschlich sich für mehrere Monate eine Anstellung im Klinikum Hochrhein in Waldshut-Tiengen. Nach ihrem Auffliegen suchte sich die Frau neue Jobs in der Schweiz.
Karriere erschwindelt
Die Liste an gefälschten Dokumenten der Beschuldigten ist lang: Das Facharztdiplom einer norditalienischen Universität, Approbationsurkunde des Regierungspräsidiums Stuttgart, ein Arbeitszeugnis des Klinikums Hochrhein und zuletzt die Anerkennungsbestätigung des Schweizer Bundesamt für Gesundheit. Mit den gefälschten Urkunden und Diplomen reimte sie sich wohl ihre gesamte Laufbahn zusammen und versuchte nicht nur die deutsche Medizinbranche hinters Licht zu führen. Die Beschuldigte war dazu noch monatelang als Pflegehelferin in Zürich tätig und bewarb sich mit den Dokumenten auch im Aargau als Ärztin, wie Adrian Schuler, Mediensprecher der Staatsanwaltschaft des Kantons Aargau, gegenüber ArgoviaToday sagte.
Der Schwindel flog allerdings erst auf, als die 43-Jährige versucht hatte, ihre Urkunden und Diplome bei der Medizinalberufekommission (MEBEKO) einzureichen. Die MEBEKO hat daraufhin Ungereimtheiten in den Unterlagen bemerkt und diese der zuständigen Staatsanwaltschaft Muri-Bremgarten gemeldet. Diese hat die Frau nun mit einem rechtskräftigen Strafbefehl bestraft.
Bedingte Geldstrafe von fast 10’000 Franken
Wegen mehrfacher Urkundenfälschung und Erschleichung einer falschen Beurkundung wurde sie mit einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 80 Franken auf Bewährung sanktioniert. Die 9600 Franken werden bei einer Probezeit von zwei Jahren bedingt aufgeschoben. Dazu muss die Frau 2000 Franken Busse und 1200 Franken Kosten für den inzwischen rechtskräftigen Strafbefehl bezahlen.
Der Entscheid gegen die Beschuldigte wurde im Strafregister eingetragen und an das Amt für Migration im Kanton Aargau gemeldet, wo die falsche Ärztin zuletzt wohnte, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.
Ennet der Grenze wird auch ermittelt
Die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen hat am Freitag mitgeteilt, dass sie einen Strafbefehl wegen Urkundenfälschung und gewerbsmässigen Betrugs gegen die 43-jährige Frau bei Gericht beantragt hat, wie der «Südkurier» berichtet.
Wie aus dem Strafbefehl weiter hervorgeht, hat die Beschuldigte beim Stadtammannamt Zürich 2 eine Urkunde zur Beglaubigung vorgelegt. Diese Urkunde bescheinigte, dass ihr angeblich an einer süditalienischen Universität absolviertes Medizinstudium EU-konform gewesen sei. Die zuständige Beamtin in Zürich erkannte die Fälschung nicht und beglaubigte am Ende die Fälschung.
Einen Tag nach der erhaltenen Beglaubigung reichte die 43-Jährige beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Bern ein Gesuch ein, wie es weiter heisst. Die zuständige Kommission im BAG erkannte das angebliche Diplom aus Süditalien als echt an. Anschliessend wurde die vermeintliche Medizinerin als staatlich anerkannte Ärztin in das offizielle Register für Medizinalberufe eingetragen. Dort wurde sie mittlerweile wieder gelöscht.
(red.)