2 Jahre Pandemie

Bist du der Lance Armstrong unter den Corona-Getesteten?

· Online seit 18.03.2022, 07:11 Uhr
Nachdem in den letzten Wochen die meisten Coronamassnahmen gefallen sind, steigen die Neuansteckungen rasant an. Trotzdem gibt es noch Menschen, die noch nie infiziert wurden. Sind die einfach von Natur aus immun? Wir haben beim Chef-Infektiologen des Kantonsspitals Aarau nachgefragt.
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Zwei Jahre Coronapandemie – und immer noch nie positiv getestet? Es klingt ein wenig nach Lance Armstrong während seiner aktiven Zeit als Radrennfahrer. Erst lange Zeit nach seiner Karriere wurde dem amerikanischen Über-Gümmeler systematisches Doping nachgewiesen. Erst kürzlich war bekannt geworden, dass im Aarauer Alterszentrum Walthersburg weder Bewohnende noch Mitarbeitende je positiv getestet worden sind. Kann denn das wirklich sein, dass man sich während dieser zwei Jahre Pandemie, und insbesondere seit der Abschaffung der meisten Massnahmen in diesem Winter, tatsächlich nie mit Corona infiziert hat?

Impfschutz und eingegangenes Risiko sind wichtige Faktoren

«Das hängt ganz von der Person und ihrem Verhalten ab», sagt Christoph Fux, Chefarzt Infektiologie und Infektionsprävention am Aarauer Kantonsspital KSA. Ausschlaggebend ist dabei unter anderem natürlich der Impfschutz, der kurz nach der Impfung laut dem Experten rund 90 Prozent beträgt, sofern die Person weder alt noch immungeschwächt ist. Da der Impfschutz mit der Zeit aber abnimmt, kommen weitere Faktoren wie das Risikoverhalten einer Person dazu.

Sprich: Ob sie sich einer möglichen Ansteckung ausgesetzt hat, zum Beispiel durch Besuche von Veranstaltungen. Ausserdem verlaufen Infektionen nicht selten unbemerkt, sagt Christoph Fux. An einer am KSA durchgeführten Serologie-Testung von Ungeimpften hätten acht Prozent der Getesteten eine unbemerkte Infektion vor Auftreten von Omikron-Antikörpern aufgewiesen, präzisiert er. «Diese Rate ist mit der ansteckenderen, aber häufiger asymptomatischen Omikron-Variante, der Reduktion von Schutzmassnahmen sowie dem breiteren Angebot von Sozialkontakten sicher deutlich angestiegen.»

Die Möglichkeit herauszufinden, ob man sich unbewusst bereits mit Corona angesteckt hat, gibt es übrigens durchaus: Für Ungeimpfte ist es einfach, sagt Infektiologe Fux. Ist eine Messung der Anti-Spike-Antikörper positiv, so hat sich die Person bereits mit Corona angesteckt. Da man solche Antikörper auch als Geimpfter hat, braucht es einen anderen Test. Dieser ist aber gemäss Christoph Fux einige Monate nach einer Infektion nicht mehr aussagekräftig. Bei asymptomatischen Infektionen sei der Nachweis von sogenannten Anti-Nukleokapsid-Antikörpern noch etwas schwieriger, da die Möglichkeit besteht, dass für einen Nachweis zu wenige dieser Antikörper gebildet wurden, führt er aus.

«Jedes Immunsystem hat genetisch fixierte Stärken und Schwächen»

Aber gibt es denn tatsächlich Menschen, die von Natur aus gegen Corona immunisiert sind? Dazu sagt Christoph Fux: «Jedes Immunsystem hat genetisch fixierte Stärken und Schwächen: Es gibt Erreger, welche effizient abgewehrt werden, während andere schwierig kontrollierbar sind. So kann ein Kind immer Mittelohrentzündungen gehabt haben, als Erwachsener eine HIV-Erkrankung aber so gut kontrollieren, sodass über Jahrzehnte keine Tabletten nötig sind.» Auch wisse man beispielsweise, dass die Ansteckungswahrscheinlichkeit für SARS-CoV2 etwa von der Blutgruppe abhängig ist. Diese Unterschiede seien aber rein statistisch und liessen sich im Individualfall nicht nutzen.

Dass sich eine Person also noch nie mit Corona infiziert hat, ist also durchaus möglich, wird aber von diversen Faktoren wie dem Kontakt-Risiko mit dem Virus beeinflusst. Nicht bemerkte Infektionen sind dabei nicht selten. Und durch die ansteckendere Omikron-Variante sowie den wenigen Schutzmassnahmen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die wenigen Glücklichen, die sich noch nie infiziert haben, vom Virus noch heimgesucht werden.

(lba/pro)

veröffentlicht: 18. März 2022 07:11
aktualisiert: 18. März 2022 07:11
Quelle: ArgoviaToday

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