Strommangellage

Blackout für alle? Wie die Aargauer Energieversorgerin AEW das Netz im Ernstfall abschaltet

· Online seit 14.10.2022, 19:09 Uhr
Bei Stromabschaltungen in Gebieten, in denen ein Spital oder ein Medikamentenproduzent ansässig ist, würden die Anwohner drumherum profitieren. Denn eine einzelne Abschaltung nach Unternehmen ist nicht möglich.
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Ein Szenario, dass man sich in der verwöhnten Schweiz gar nicht vorstellen kann: Das man auf Befehl vom Staat das Licht ausschalten muss und kein Computer mehr in Betrieb sein darf. Was aber, wenn es im betroffenen Gebiet ein Spital oder einen Medikamentenproduzenten gibt, der den Betrieb unbedingt aufrechterhalten muss?

Dann würden in diesem Gebiet auch Anwohnende davon profitieren, erklärt René Soland, Stellvertretender CEO der AEW Energie AG, dem Tele M1 am Beispiel einer Lichterkette: «Sie können die Lichterkette hinter dem gewollten Lämpchen trennen, aber die Lämpchen vorneweg werden dann immer noch leuchten. Das heisst, wenn das Lämpchen das Spital ist, dann sind natürlich alle Trafostationen vor dem Spital auch noch versorgt.»

Mit anderen Worten, es ist technisch gar nicht möglich, ein einzelnes Unternehmen mit Strom zu versorgen, während alle rundherum keinen mehr geliefert bekommen.

Sterbende Patienten wären Konsequenz

Für ES-Gruppe CEO Markus Blocher, der Wirkstoffe für Medikamente produziert, eine schwierige Situation – nicht nur, weil eine Abschaltung einen Verlust in Millionenhöhe mit sich bringen würde: «Wenn Sie zwischendurch einen Unterbruch haben, das Produkt nicht mehr regulatorisch konform ist, kann man es wegschmeissen. Und dann fällt monate- oder jahrelang die Versorgung von Medikamenten weg. Das hat wiederum die Konsequenz, dass Patienten sterben.»

Auf die Behörden kommen in jedem Fall schwierige Zeiten zu, denn sie werden wohl eine Ungleichbehandlung der Bürger in Kauf nehmen müssen, wenn einzelne Unternehmen tatsächlich durchgehend mit Strom versorgt werden sollen.

AEW rechnet nicht mit Stromabschaltungen

Beim Kanton Aargau und seinem Energielieferant AEW Energie AG wartet man auf Anweisung von ganz oben, wie man die 27 Unterwerke mit ihren 200 Stromleitungen programmieren soll. «Schlussendlich wird der Bund entscheiden, welches Lämpchen in dieser Lichterkette noch brennen soll oder nicht mehr brennen soll. Es wird unsere Aufgabe sein zu optimieren, damit wir möglichst viele dieser Lämpchen noch brennen lassen können», so René Soland.

Er rechne aber nicht mit Stromabschaltungen, da die Schweiz mit dem Ausland verbunden ist und man so etwas europaweit koordinieren müsste und weil die Abschaltungen Auswirkungen auf unser zentrales Leben hätte – Handynetz, Wasserpumpwerke etc.

(crb)

veröffentlicht: 14. Oktober 2022 19:09
aktualisiert: 14. Oktober 2022 19:09
Quelle: ArgoviaToday

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