In Würenlos leben seit Ostern Turmfalken in einem Nistkasten im Hasel. Bis dahin war es aber ein schwerer Kampf für die Familie, denn der ausgewählte Nistplatz der Turmfalken wurde bereits von einer Rassetaube besetzt. Mit Erfolg konnten sie ihren gewünschten Nistplatz erobern und die Rassentaube vertreiben. Alles, was sie hinterliess, waren ihre zwei Eier.
Das Turmfalken-Mami hat sich kaum für die Taubeneier interessiert. Eines liess sie im Nest liegen, das andere schmiss der Vater raus. Platz gab es nur noch für die eigenen fünf Turmfalken-Eier. Am 21. Mai erblickte dann das erste Turmfalken-Kind das Licht der Welt, am 30. Mai war die Familie komplett.
Im Live-Stream konnte man das Geschehen mitverfolgen:
Wetterbedingungen erschwerten die Nahrungssuche
Mittlerweile sind knapp zwei Wochen vergangen, seit die Turmfalken-Kinder geschlüpft sind. «Den Kleinen geht es sehr gut. Sie sind schon voller Flaum», so Walter Schneider, Präsident von Natur- und Vogelschutzverein Würenlos gegenüber ArgoviaToday.
Das ist laut Schneider jedoch nicht selbstverständlich: «In den letzten Tagen hat es sehr oft geregnet und die Bauern konnten die Wiesen deshalb nicht mähen. Oft kommt es dann vor, dass die Mutter zu wenig Futter findet.» Im schlimmsten Fall hätten die Turmfalken-Kinder verhungern können.
Die Taube hat sich von ihrem Schock erholt
Doch wie geht es dem rausgeschmissenen Gast? Seit der Nistplatz-Übernahme der Turmfalken-Familie liegt das Ei der Taube stets im Nistplatz. Eine Adoption der zwei Tauben-Eier wäre für die Turmfalken-Familie keine Option gewesen: «Der Tauben-Nachwuchs hätte bei den Turmfalken nicht überleben können, sie haben eine unterschiedliche Ernährungsweise.»
Das Rassetauben-Mami hat sich laut Schneider jedoch mittlerweile vom Schock erholt. Es hat bereits einen neuen Nistplatz gefunden und diesen höchstwahrscheinlich auch bereits mit neuem Nachwuchs gefüllt: «Tauben legen jeweils nur zwei Eier aufs Mal und haben deswegen mehrmals pro Jahr Nachwuchs.»
Erster Flugversuch steht noch aus
Als Nächstes müssen die Turmfalken lernen, wie sie sich selbst versorgen können. Die ersten Schritte haben sie bereits gemacht: «Die Turmfalken-Kinder halten sich fast nur noch im vorderen Bereich des Nistkastens auf, dort können sie den ausgewachsenen Turmfalken zuschauen und lernen.» Auch mit den Flügeln wackeln die Falken-Kinder schon ein wenig.
Bis die Turmfalken das Nest verlassen, geht es aber noch eine Weile: «Die Turmfalken-Kinder fliegen erst aus, wenn sie ihr volles Federkleid besitzen.» Zwar haben die fünf Mini-Turmfalken bereits einzelne Federn, vollständig wird das Federkleid aber erst in 15-17 Tagen sein.
(mbr)