Als Stefan Baumann vor über zehn Jahren die Feuerwehr der ukrainischen Stadt Uschhorod besuchte, fiel die Entscheidung: Er wollte helfen. «Ich habe da die spartanische Ausrüstung gesehen, mit der die Feuerwehrleute arbeiten mussten. Das Material war einfach irgendwie zusammengewürfelt.» Zurück in der Schweiz begann Baumann, Spenden zu organisieren. Selber seit 26 Jahren in der Feuerwehr Brugg hatte er sich ein grosses Netzwerk aufgebaut und fing an, ausrangiertes Material von Feuerwehren in der Schweiz zu sammeln. «Das Material ist noch in top Zustand, darf in der Schweiz aber nicht mehr eingesetzt werden.» Wenn er also hört, dass irgendwo ein Korps neu eingekleidet wird, greift Baumann zum Telefon und sammelt das überschüssige und aussortierte Material.
Aargauer Feuerwehren mit grossem Spenderherz
Nach Ausbruch des Kriegs intensivierte Baumann seine Sammelaktionen nochmals. Er schrieb sämtliche Feuerwehren des Kantons an und rannte offene (Material-)Türen ein: «Es haben so gut wie alle mitgemacht», sagt Baumann erfreut. Atemschutzmasken, Brandschutzhosen und -jacken, Helme und vieles mehr kam in den letzten Wochen zusammen. 34 Palette stehen in einem Lagerraum der Feuerwehr Brugg, bereit zum Transport in die Ukraine.
Aber nicht nur das, auch zwei Aargauer Löschfahrzeuge warten darauf, bald in der Ukraine im Einsatz zu stehen. Eines wurde von der Feuerwehr Regio Heiterberg-Reusstal gratis zur Verfügung gestellt. Ursprünglich hätte das Fahrzeug eigentlich verkauft werden sollen, weil der Ertrag aber nicht beträchtlich gewesen wäre, wird es nun gespendet. Ein zweites Feuerwehrauto konnte sich Baumann ebenfalls sichern. 15'000 Franken hat er dafür bezahlt, das Geld hat er dank eines Crowdfundings zusammenbekommen.
Die Lieferung ist die Knacknuss
Nun hat Baumann aber ein Problem: Wie soll das ganze Material transportiert werden? «Wegen des Kriegs können die Ukrainer nicht selber kommen, wie normalerweise», sagt er. Seine ukrainischen Kollegen hätten deshalb versucht, ein Transportunternehmen zu organisieren. «Wir hatten sogar schon einen Termin für die Abholung. Aber just ab diesem Tag war die Zufahrtsstrasse zum Lager in Brugg gesperrt, weil sie renoviert wird.» Mittlerweile ist die Strasse zwar wieder offen, doch Material und Löschfahrzeuge warten noch immer auf den Transport.
Selber darf Baumann zwar Löschfahrzeuge fahren, aber nur in der Schweiz und nicht im Ausland. Deshalb ist er nun dringend auf der Suche nach einem Spediteur, der das ganze Material in die Ukraine bringen kann. «Es wäre natürlich schön, wenn sich ein Aargauer Unternehmen bereit erklären würde, das ganze Material und die beiden Löschfahrzeuge an die ukrainische Grenze zu fahren.» Ziel ist die Stadt Uschhorod, direkt an der Grenze im Dreiländereck zwischen Ungarn, der Slowakei und der Ukraine.
In der Ost-Ukraine ist Feuerwehrmaterial rar
Im bisher vom Krieg weitgehend versehrten Westen der Ukraine, wo Uschhorod liegt, wird Feuerwehrmaterial gesammelt und von da weiterverteilt. Besonders im umkämpften Osten des Landes fiel viel Material der hiesigen Feuerwehren dem Krieg zum Opfer. Ersatz wird dringend benötigt, sagt Baumann, der im ständigen Kontakt mit seinen Kameraden der ukrainischen Feuerwehr steht.
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