Atomausstieg

Deutschland zieht letzten Kraftwerken den Stecker – das macht der Aargau

· Online seit 14.04.2023, 08:17 Uhr
Am 15. April schaltet unser Nachbarland seine drei letzten Atomkraftwerke endgültig aus. Was für das Nuklearforum Schweiz ein bedauerlicher und bedenklicher Entscheid ist, wird vom Bündnis NWA Schweiz als Schritt in die richtige Richtung gesehen.
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Andreas Fischer, Präsident von «Nie wieder Atomkraftwerke Schweiz» (kurz NWA Schweiz) und  Grossrat für die Grünen im Kanton Aargau sagt gegenüber ArgoviaToday: «Für uns ist es eine gute Nachricht. Es zeigt den Weg auf, wie Europa in der Atomfrage weitermachen sollte.»

Risiko soll möglichst minimiert werden

Dass die Politik in Deutschland so auf die Abschaltung gedrängt hat, habe vor allem auch mit dem immer grösser werdenden Risiko zu tun. «Die Politik wollte in erster Linie auch das Risiko für einen grösseren Unfall minimieren. Je älter diese Anlagen werden, desto mehr steigt auch das Risiko für einen grösseren atomaren Unfall.» Ein zweites Fukushima müsse auf jeden Fall verhindert werden, so Fischer.

Nuklearforum bedauert Entscheid

Eine andere Sicht vertritt das Nuklearforum Schweiz. «Wir bedauern die Entwicklung in Deutschland und den Entscheid der Bundesregierung, der letztlich den Ausschlag gegeben hat», so Stefan Diepenbrock, Kommunikationsleiter des Nuklearforums gegenüber ArgoviaToday. «Vor allem angesichts der nationalen Energiekrise, die ja ganz offensichtlich ist, bedauern wir die Abschaltung der letzten Kraftwerke.»

Die drei betroffenen Kernkraftwerke hätten sich in der Vergangenheit als äussert leistungsstark und sicher erwiesen und seien noch immer topmodern, so Diepenbrock. Der Entscheid sei auch aus gesellschaftlicher Sicht nicht ganz leicht und recht emotional, denn: Durch die Abschaltung verlieren zahlreiche Fachkräfte ihren Job.

Einfluss auf die Schweiz gering

Dass die Abschaltung der deutschen Kraftwerke Einfluss auf oder Konsequenzen für die Schweiz haben könnten, halten sowohl Stefan Diepenbrock als auch Daniel Fischer für unrealistisch. Diepenbrock gibt allerdings zu bedenken: «Die Schweiz ist ja bekanntlicherweise gerade im Winter auf ausländische Stromimporte angewiesen. Diese kommen oder kamen teilweise auch aus Deutschland. Man wird sehen, wie sich die Situation durch die Abschaltung verändern wird.»

Seit wann gibt es Atomkraftwerke im Aargau?

Laut Informationen der Internationalen Atomenergie-Organisation ging in der Schweiz im Jahr 1968 das erste Atomkraftwerk in Lucens ans Netz, dabei handelte es sich allerdings um ein Versuchskraftwerk. Danach folgten Beznau (1969), Mühleberg (1971), Gösgen (1979) und Leibstadt (1984).

Mit neuen Bauentscheiden gab es auch immer wieder Proteste gegen die Kraftwerke. Der berühmte Aufkleber mit der Aufschrift «Atomkraft? Nein, danke» tauchte auf einem Foto der Agentur Keystone (siehe Galerie oben) in der Schweiz erstmals im Jahr 1978 auf.

In den letzten Monaten und Jahren gab es immer wieder Stimmen für die Atomenergie. Bürgerliche wollten gar das Bauverbot von AKWs wieder aufheben. Ein entsprechender Antrag lehnte der Nationalrat im März ab.

veröffentlicht: 14. April 2023 08:17
aktualisiert: 14. April 2023 08:17
Quelle: ArgoviaToday

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