Verkehrsplanung

Die Mittlere Dorfstrasse in Suhr könnte zum Streitpunkt werden

· Online seit 22.04.2022, 07:35 Uhr
Der Gemeinderat hat rund 200 Anträge der Bevölkerung bearbeitet und den Bericht zum Kommunalen Gesamtplan Verkehr in diesen Tagen verabschiedet. Bei Themen wie Verkehrsberuhigung gingen die Meinungen der Bevölkerung allerdings weit auseinander.
Anzeige

Etwa zwei Jahre lang wurde am Kommunalen Gesamtplan Verkehr (KGV) für Suhr gearbeitet. Nach der Online-Mitwirkung mit 314 Rückmeldungen und der späteren öffentlichen Mitwirkung mit weiteren 200 Voten wurden alle Beiträge aus der Bevölkerung vom Gemeinderat geprüft und das Dokument angepasst. Der Schlussbericht zum KGV ist nun seit wenigen Tagen verabschiedet, die Gemeindeversammlung wird am 9. Juni das letzte Wort dazu haben.

Sorgte 2018 bei der ersten Ankündigung vom KGV das Thema Parkplatzverwirtschaftung für Aufruhr, beinhaltet das Schlussdokument nun kaum Angaben dazu. Es steht lediglich, dass das Parkierungsreglement aus dem Jahr 2000 «an die heutigen Ansprüche angepasst werden muss». Auch eine Abstimmung an die Reglemente angrenzender Gemeinden ist vorgesehen. Ob öffentlich zugängliche Parkplätze gratis bleiben oder nicht, hängt auch nicht vom KGV ab: Der Gemeinderat könne schon jetzt Parkgebühren verfügen, wenn er dies wolle, wird im Bericht hervorgehoben.

3000 Zuzüger in 20 Jahren erwartet

Um Parkgebühren geht es im KGV denn auch nicht: Das Dokument legt die Ziele der Verkehrsentwicklung für die nächsten 10 bis 15 Jahre behördenverbindlich fest. Hauptauslöser für einen KGV in Suhr sei die trennende Wirkung der Kantonsstrassen für das Dorf gewesen, heisst es im Dokument. Die heute erschwerten Übergänge für Fuss- oder Veloverkehr sollen verbessert werden. An der Tramstrasse etwa strebt der Gemeinderat seit längerem Tempo 30 an. Im KGV nun wurde das Thema Mobilität generell über das ganze Gemeindegebiet tiefgehender betrachtet.

Die Hauptstrategie wird vom Kanton vorgegeben: Als Teil der Agglomeration Aarau hat Suhr den Nutzeranteil von Fuss-, Velo- und öffentlichem Verkehr zu erhöhen und den Autoverkehr zu mindern. Die Gemeinde mit heute 11'000 Einwohnerinnen und Einwohnern könnte laut Prognosen in 20 Jahren auf knapp 14'000 anwachsen. Wenn alle nur mit dem Auto unterwegs sind, ist der Verkehrskollaps auf den Strasse vorprogrammiert.

Künftiges Streitthema wird wohl die Mittlere Dorfstrasse

Unter den rund 200 Eingaben, mit denen sich der Gemeinderat beim Mitwirkungsverfahren zuletzt befasst hat, findet sich von kurzen Hinweisen über konkrete Vorschläge bis hin zu Frustmeldungen alles. Oft gehen die Meinungen diametral auseinander: Fordern die einen bessere Radwege, gibt es andere, die dezidiert «keine Priorisierung des Radverkehrs» verlangen. Zufahrtsbeschränkungen und Beruhigungselemente werden teils begehrt, teils verteufelt.

Für Zündstoff dürften die so unterschiedlichen Meinungen bezüglich der Zukunft der Mittleren Dorfstrasse sorgen. Die einen fordern eine Begegnungszone, radikal mit Fahrverbot zwischen Postweg und Bachstrasse, die anderen wollen das heutige Regime beibehalten und vor allem die Parkplätze auf keinen Fall streichen. Gemässigtere Voten schlagen ein Einbahnregime vor oder eine Neuanordnung der Parkflächen, um gefährliche Situationen beim Rückwärtsausfahren zu vermeiden.

Schleichverkehr und Buslinien auf der Prioritätenliste

Doch wie bei den Parkgebühren fährt der Gemeinderat auch hier vorsichtig und legt sich im KGV nicht dazu fest. Neue Begegnungszonen würden separat geprüft, wobei die Umwandlung der Mittleren Dorfstrasse in eine Begegnungszone als «längerfristig denkbar» eingestuft wird. Im KGV steht zudem, dass eine attraktive Verbindung vom Suhrepark in die Mittlere Dorfstrasse «im Sinne einer urbanen und zeitgemässen Flaniermeile» angestrebt wird. Auf Hinweis der Bevölkerung wurde der unsichere Schulweg an der Ecke Bachstrasse/Mittlere Dorfstrasse neu als Schwachstelle vermerkt, die es zu verbessern gilt.  

Hervorzuheben bei den Eingaben ist auch die Befürchtung von zusätzlichem Schleichverkehr, etwa durch die Schmittegasse und den Neumattweg. Auch wenn es Voten gab wie «der Schleichverkehr lindert zu Stosszeiten die Staulängen», will der Gemeinderat laut KGV auf Verkehrsberuhigungen setzen, etwa bei den Ortseinfahrten oder wie bereits heute bei der Suhrestrasse. Dass der Galeggenweg nur für Zubringer erlaubt werden soll, gefällt auch nicht allen.

(Aargauer Zeitung/Daniel Vizentini)

veröffentlicht: 22. April 2022 07:35
aktualisiert: 22. April 2022 07:35
Quelle: ArgoviaToday

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch