Fachkräftemangel

Die Tourismusbrache boomt wieder – und hat nun ein Personalproblem

· Online seit 25.05.2022, 06:45 Uhr
Während der Pandemie kehrten etliche Mitarbeitende der Tourismusbranche den Rücken und wollen nun nicht mehr zurück. Das wird jetzt zum Problem, weil das Reisen nach der Pandemie wieder im Aufschwung ist. Man setzt auf Quereinsteiger.
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In den Reisebüros selber, aber auch im Marketing, bei den Reiseveranstaltern oder in der Buchhaltung: In der Tourismusbranche gibt es momentan viele offene Stellen. «Uns fehlen Leute in allen Bereichen», sagt Markus Kohli, CEO von Knecht Reisen. Das Problem: Während der Corona-Krise lag der Tourismus flach, viele Reiseunternehmen mussten Kündigungen aussprechen oder Mitarbeitende verliessen die Branche freiwillig wegen mangelnden Zukunftsperspektiven. «Einige dieser ehemaligen Mitarbeiter wollen nun nicht mehr zurückkommen», sagt Kohli. Zusätzlich wurden während der Pandemie kaum Leute ausgebildet.

Und nun läuft die Schweizer Wirtschaft nach dem Corona-Einbruch wieder gut, das Konjunkturbarometer zeigt nach oben. Was auch heisst, dass andere Branchen Fachkräfte suchen. «Dies alles führt nun dazu, dass wir einen ziemlich ausgeprägten Fachkräftemangel haben», so der CEO des Aargauer Reiseunternehmens.

Freud und Leid des Aufschwungs

Die letzten zwei Jahre haben die Leute wohl auch ein wenig abgeschreckt, es sei teilweise sehr anspruchsvoll gewesen, man musste viel annullieren und umbuchen, musste mit erboster Kundschaft umgehen. «Ich denke, das ist der Hauptgrund, dass viele nicht zurückwollen. Es herrscht eine gewisse Angst vor der Zukunft.»

Wie weiter? Denn die Zukunft scheint gar nicht schlecht zu sein. Nach der Pandemie boomt die Reisebranche wieder, die Nachfrage steigt stetig. Doch dies führt im Umkehrschluss zu einer weiteren Verschärfung des Personalproblems: Viel Nachfrage und (zu) wenig Personal.

Die Jagd auf Quereinsteiger

Markus Kohli relativiert: «Wir sind noch nicht wieder zurück auf dem Niveau von vor der Pandemie, was die Buchungen betrifft. Einige Kunden werden von den hohen Preisen abgeschreckt und auch vom Krieg in der Ukraine. Wir können es personaltechnisch gerade noch so stemmen.» Dennoch fährt das Aargauer Unternehmen nun eine Kampagne, um neue Mitarbeitende zu gewinnen: Man sucht gezielt nach Quereinsteigern.

Konkret will Knecht Reisen Mitarbeitende gewinnen, die schon ein wenig Erfahrung im Kundenkontakt haben und beispielsweise aus dem kaufmännischen Bereich kämen. «Solchen Leuten würden wir eine Ausbildung bezahlen und grundsätzlich gute Konditionen anbieten, damit sie bei uns arbeiten. Jeder erhält eine Vertragsgarantie, also eine gesicherte Stelle nach der Ausbildung.» Man könnte theoretisch gleich eine ganze Klasse einstellen, sagt Kohli.

Das Unternehmen habe nun auch wieder mehr Anfragen für Lehrstellen bekommen. Insgesamt gehe es also in die richtige Richtung. «Es ist eine spannende Branche, das wird auch so bleiben. Besonders, wenn die Leute nun wieder mehr reisen.»

veröffentlicht: 25. Mai 2022 06:45
aktualisiert: 25. Mai 2022 06:45
Quelle: ArgoviaToday

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