Was darf in den Kunststoff-Sammelsäcken entsorgt werden und was nicht? Wo können diese bezogen und abgegeben werden? Diesen Unklarheiten soll der Sammelsack von Recypac ab dem 1. Oktober ein Ende setzten und ein schweizweit einheitliches Plastiksammelsystem ermöglichen. Trotzdem sorgt das noch lange nicht bei allen für Begeisterung. Das liegt nicht an der Idee, sondern eher an der teils nicht durchdachten Realisierung.
Die Mission von Recypac
Der Unterschied, den Recypac zu den bereits bestehenden Plastiksammlungen anbieten will, ist die Einbindung der gesamten Wertschöpfungskette. Die Inverkehrbringer, Detailhändler, Gemeinden und Verwerter sollen alle mit einem einheitlichen System entsorgen. So könne der Kreislauf der Plastikentsorgung ganzheitlich optimiert werden. «Dazu gehört, dass die Verwertung und das Verpackungsdesign aufeinander abgestimmt werden können. Dank dieser Koordination kann aus dem Schweizer Sammelgut künftig hochwertiges Rezyklat für den Wiedereinsatz auf dem Schweizer Markt hergestellt werden», heisst es auf der Website von Recypac.
Damit auch Privatpersonen – also die Konsumentinnen und Konsumenten – einheitlich Plastik entsorgen, verkauft Recypac einen Sammelsack für Plastikabfall. Dieser Sammelsack soll in der ganzen Schweiz gleich daherkommen und eine bequeme Lösung bieten. Dafür will der nicht-gewinnorientierte Verein auch «eine flächendeckende Rückgabeinfrastruktur» aufbauen.
Recypac teilte Mitte September mit, dass die nationale Recycling-Lösung für Plastikabfälle in den Startlöchern stehe und das Angebot nahtlos ab dem 1. Oktober von Gemeinden in die bestehende Recycling-Landschaft eingefügt werden könne. Offenbar hinkt die Organisation dem Zeitplan aber hinterher.
Offene und ungeklärte Fragen
Laut Recypac machen zwar viele Organisationen wie beispielsweise die grossen Schweizer Detailhändler und Verpackungsproduzenten mit – auch viele Gemeinden haben bereits Interesse bekundet. Wo die Sammelsäcke aber abgegeben werden können und welche Gemeinden oder Entsorgungsstellen mitmachen, ist alles noch unklar. Es scheint, als wäre die Aktion Recypac doch nicht ab Oktober startklar.
Auf Anfrage von ArgoviaToday gibt der Verein dann auch bekannt, dass gewisse Prozesse noch nicht restlos geklärt seien. «Es ist noch nicht klar, ab wann die Sammelsäcke wirklich verkauft werden und wo diese entsorgt werden können», teilt Mediensprecherin Stefanie Brauchli mit. Mit einem Verkaufsstart ab Oktober ist also definitiv nicht zu rechnen. Weiter teilt sie mit: «Es ist aber geplant, dass bis Ende Jahr mit der Umsetzung gestartet werden kann.»
Entsorgungsstellen befürchten ein Chaos
Vor allem kleinere und lokale Entsorgungsstellen befürchten ein Chaos im Zusammenhang mit der Einführung der neuen Säcke – so auch die Aargauer Gemeinde Oberrohrdorf. «Wir können uns aufgrund der extrem kurzfristigen und schlechten Kommunikation von Recypac nicht genügend vorbereiten und dementsprechend handeln», sagt Gemeindeschreiber Thomas Busslinger auf Anfrage.
Auch diverse andere Recyclingstellen im Aargau geben bekannt, dass sie diese Sammelsäcke von Recypac nicht entgegennehmen werden und weiterhin auf die eigenen Sammelsäcke setzen. Gründe dafür sind bereits lokal etablierte Modelle, die eine kurzfristige Einführung eines national einheitlichen Systems verhindern.
Nicht nur Gegner
Andere Aargauer Gemeinden nehmen das Angebot von Recypac gerne an – zum Beispiel Remetschwil. Dort wollen die Behörden sowieso eine Plastiksammlung anbieten, dank dem Projekt von Recycap kann die Gemeinde jetzt auf eine externe Lösung setzen. Aber auch hier tappt der Gemeindeschreiber im Dunkeln. Auch ihm fehlen diverse Informationen zur Umsetzung.
Welche Gemeinden und sonstige Sammelstellen definitiv mit dem System von Recypac mitziehen, muss sich sowieso noch zeigen. Offenbar hat der Verein noch keine einzige Konzession für die kommunale Plastikentsorgung. Sprich: Weder eine Gemeinde aus dem Aargau, noch sonst eine Schweizer Gemeinde ist offiziell mit an Bord. Das bestätigt auch Mediensprecherin Brauchli: «Diese Abklärungen beginnen erst jetzt.» Dabei stellt der Verein den Gemeinden gestaffelt das Projekt vor und will so die notwendigen Konzessionen erhalten.