Quelle: ArgoviaToday / Severin Mayer
Es sind 12 Monate vergangen, seitdem die Jugendstil-Villa Ferrette vom ehemaligen Aargauer Staatsschreiber Marc Pfirter im Schwarzwald niedergebrannt ist. Vor Ort waren damals 80 Personen von Polizei und Feuerwehr im Einsatz. Eine Person wurde leicht verletzt, den vier weiblichen Gästen, die zum Zeitpunkt des Brandausbruchs in der Sauna verweilten, konnte Marc Pfirter das Leben retten, indem er sie aus dem Gebäude holte.
Für den ehemaligen Aargauer Staatsschreiber ist durch den Brand nicht nur ein grosses finanzielles Loch, sondern auch ein unbezahlbarer emotionaler Schaden entstanden.
Die Brandermittlungen dauerten fast ein Jahr
Ein Jahr später sieht er sich über die Tragödie hinweggekommen: «Man muss sich damit abfinden und die Chance für einen Neuanfang erkennen. Man schwankt aber immer ein bisschen zwischen Trauer, Demut und Wut. Eigentlich erlebt man alles an Gefühlen in dieser Zeit.» Und auch die darauffolgenden Monate waren schwierig: «Es war fast nicht zum Aushalten, sich während sechs Monaten die fast unberührte Brandruine ansehen zu müssen», sagt Pfirter, der mit seiner Frau direkt daneben wohnt.
Denn im Schwarzwald habe noch sehr viel Schnee gelegen, deshalb konnten die Abbrucharbeiten erst später beginnen. Der Schnee habe die ohnehin schon völlig zerstörte Villa noch mehr zusammengedrückt. «Das hat die Abbrucharbeiten unmöglich gemacht und die Ermittlungen zusätzlich erschwert. Es wurden dann noch Drohnen und Spürhunde eingesetzt, um die Denkmalwürdigkeit zu überprüfen und zu schauen, ob man die Villa wieder wahrheitsgetreu aufbauen könnte. Die Begehung durch Spezialisten war gar nicht möglich.»
Ein falsch benutzter Kamin war wohl der Auslöser für den Brand
Es könne nicht abschliessend geklärt werden, wer die Schuld am Brand trägt. Es sei aber davon auszugehen, dass einer der beiden Kamine, welche die Gäste benutzen durften, zum Brand geführt habe. «Die vier Gäste haben den Kamin wohl falsch benutzt. Das kann man aber nicht nachweisen. Da man nicht mal mehr nachkonstruieren kann, wo die Kamine standen, liessen sich auch keine Spuren mehr finden», so Pfirter über die Brandursache.
Von den Gästen kam nie eine Rückmeldung, auch kein Danke für die Rettung. «Wir haben nie erwartet, dass sie uns Geld bringen, aber wir waren schon enttäuscht, dass nicht mal ein Zeichen der Dankbarkeit kam.» Zuerst habe sich das Ehepaar noch überlegt, wie und in welchem Umfang man die Damen haftpflichtig machen könne, diese Idee habe man aufgrund der geringen Beweisbarkeit aber aufgeben müssen. «Solange man Altem nachtrauert, kann mach sich nicht auf die Zukunft konzentrieren», sagt Marc Pfirter. Und nach vorne schauen möchte er. Denn der Betrieb seines Kurs- und Veranstaltungszentrums soll wieder aufgenommen werden.
«Wir hätten uns das nicht leisten können»
«Letzte Woche wurden die Abbrucharbeiten nun endlich abgeschlossen und wir können mit dem Wiederaufbau beginnen.» Originalgetreu kann man die Villa aber nicht mehr aufbauen, denn das würde rund 15 Millionen Franken kosten. «Allein schon die Materialien zu bekommen und jemanden zu finden, der das Handwerk besitzt, wäre sehr schwierig.» Und mit den 15 Millionen würde zwar das Gebäude wieder stehen, der Inhalt aber wäre noch nicht finanziert.
Da der Denkmalschutz erloschen ist, müsse man die Villa auch nicht mehr genau so wiederherstellen. «Wir hätten uns das finanziell auch gar nicht leisten können und der Betrag der Gebäudeversicherung hätte nicht ausgereicht», sagt Pfirter. Mittlerweile habe man sich mit der Versicherung aber einigen können und das Ehepaar erhält rund einen Drittel des Gesamtschadens, der sich zwischen 10 und 20 Millionen bewegt.
Mit dem Geld sollen ein Kurs- und Veranstaltungszentrum, ein Wohnhaus, ein Gästehaus und ein offener Pavillon entstehen. «Der Geist und die Aussage, welche die alte Villa beinhaltet hat, soll auch baulich aufgenommen und abgebildet werden», so der ehemalige Aargauer Staatsschreiber über die neue Villa. In zwei Jahren soll dann alles wieder so sein wie vorher – «nur noch besser» – und der Betrieb soll wieder aufgenommen werden können.
Der Schock über den Verlust sitzt heute nur noch halb so tief: «Wichtig ist, was man aus so einer Situation macht – wir haben einen Weg gefunden und sind stolz darauf. So ein Ereignis stärkt auf jeden Fall die Widerstandsfähigkeit», sagt Marc Pfirter.
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