Noch gibt es den Fritzenverein – doch Grund zur Jubiläumsfeier diesen Herbst gibt es kaum. «Wir haben wenig Hoffnung, dass wir in Kürze wieder jüngere Fritzen rekrutieren können», erklärt der Präsident Fritz Bürgi. Während der Vorname noch vor 60 Jahren rege verbreitet war, ist er in den heutigen Jahrgängen kaum mehr anzutreffen.
Eine Tradition stirbt aus
Heute führen Noa, Liam und Matteo die Hit-Liste der Jungennamen in der Schweiz an. Noch vor 60 Jahren waren es Hans, Peter und Max. «In der früheren Zeit war es auch Tradition, dass der Vater einem seiner Söhne den Vornamen weitergegeben hat», erinnert sich Fritz Bürgi. Doch auch er selbst hat diese Tradition nicht weitergeführt. Keiner seiner 3 Söhne darf dem Fritzenverein heute beitreten: «Das habe ich wohl etwas vermasselt», sagt der 84-jährige, lacht und erklärt: «In dieser Zeit, als meine Söhne zur Welt kamen, war das schon nicht mehr so üblich. Zudem hat es damals auch immer wieder Verwechslungen gegeben, wenn Vater und Sohn denselben Namen und dann auch noch dieselbe Adresse hatten. Das war manchmal etwas schwierig», erinnert sich der Präsident an seine eigene Kindheit zurück. Auch er hatte den Namen von seinem Vater weitergegeben bekommen.
Einen Fünfliber für jeden neuen Fritz im Lande
Im Protokollbuch von 1933 findet man, nebst dem Gründungsdatum des Vereins vom 14. November, auch zahlreiche Bestimmungen. So war es beispielsweise auch üblich, einen Vereinsbeitrag zu bezahlen: «Sie haben pro Monat 50 Rappen geheuscht», sagt der Präsident. Und: «Jedes Vereinsmitglied, das die Welt mit einem jungen Fritzen beehrte, wurde mit einer Prämie von fünf Franken belohnt.» Ist dies auch heute noch so? «In den letzten Jahrzehnten hat sich diese Frage leider gar nicht mehr gestellt», meint Fritz Bürgi mit trauriger Stimme und fährt fort: «Wir haben keine Kenntnisse von Kindern, die in den letzten Jahren auf den Namen Fritz getauft wurden.» Etwas organisieren würden sie jedoch bestimmt, wenn bald ein Fritz das Licht der Welt erblickt und die Eltern sich bei ihm melden würden, meint der Präsident mit einem Schmunzeln. Und den Fünfliber für Mitglieder würde der Verein bestimmt auch noch aufbringen können.
Seltener Verein in der Schweiz
11 Mitglieder zählt der Fritzenverein aktuell und der exotische Namensclub ist akut vom Aussterben bedroht: «Der altersmässig jüngste Fritz ist momentan 57 Jahre alt. Alle anderen sind bereits im AHV-Alter», erklärt Fritz Bürgi. Deshalb würde er sogar eine Ausnahme machen, wenn heute ein Kind zum zweiten Vornamen Fritz getauft würde oder gar eine Untergruppe mit dem Geschlechtsnamen Fritz wäre zu überdenken. Gemäss Bundesamt für Statistik sind in den letzten 10 Jahren jedoch tatsächlich 33 neue Fritzen in der Schweiz geboren worden. Doch bis diese dem Verein beitreten könnten, dauert es nochmals mindestens ein Jahrzehnt: «Grundsätzlich nehmen wir nur volljährige Fritzen bei uns auf», sagt der Präsident. Der gesellige Verein trifft sich übrigens zwei Mal im Jahr. Immer am 14. November zum Namensfestli, wo zeitgleich die Generalversammlung abgehalten wird, und ein weiteres Mal für einen gemeinsamen Ausflug.
Vereinsgründung 1933
Vor 90 Jahren, am 14. November 1933, hatte der Ochsen-Wirt mittels Zeitungsinserat alle Fritzen zum Namensfest in sein Wirtshaus in Erlinsbach eingeladen. Zehn Fritzen, darunter Metzger, Lehrer und Fuhrhalter kamen vorbei. Und weil am Stammtisch zufällig Briefträger Hermann Schmid sein Feierabendbier trank und den anwesenden Fritzen verriet, dass er selbst im Hermannen-Verein war, kamen die Fritzen spontan auf die Idee, ebenfalls einen Verein zu gründen – Ein Verein, welcher nun zum 90-jährigen Jubiläum kurz vor dem Untergang steht.
Fritz: Melde dich!
«Fritz ist doch so ein schöner Name. Ich wollte nie anders heissen», sagt Fritz Bürgi. Wer also Fritz heisst und dem Fritzenverein Erlinsbach beitreten möchte, der könne sich jederzeit gerne bei ihm melden.