Aargau/Solothurn

Feuerteufel vom Wasseramt: So ist der Prozess abgelaufen

12 Brände

Staatsanwalt verlangt 15 Jahre Haft im Feuerteufel-Prozess – Verteidigung will Freispruch

16.09.2024, 19:37 Uhr
· Online seit 13.09.2024, 10:55 Uhr
Vor zwei Jahren sorgte ein Brandstifter in der Region Wasseramt im Kanton Solothurn für Angst und Schrecken. Am Montag hat vor dem Amtsgericht Bucheggberg-Wasseramt die Gerichtsverhandlung stattgefunden. Dabei präsentierte die Staatsanwaltschaft zahlreiche Indizien für eine Täterschaft des Beschuldigten.
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Die Serie von zwölf Bränden im Frühling 2022 hatte im Wasseramt, in einer ländlich geprägten Region südlich der Kantonshauptstadt Solothurn, grosse Unsicherheit, viel Angst und gegenseitiges Misstrauen ausgelöst.

Jeweils vom Samstag auf Sonntag brannten im Zeitraum vom 3. April bis 21. Mai 2022 Waldhäuser und Clubhäuser sowie Lagerhallen. Brandstiftungen gab es auch bei einem Einfamilienhaus, bei Schreinereien und einem Schulhaus. Personen wurden nicht verletzt. Intensive Ermittlungen der Polizei führten Ende Mai 2022 zur Festnahme des mutmasslichen Brandstifters. Danach endete die Brandserie schlagartig.

Unauffälliger Mann ohne viele Worte

Vor dem Amtsgericht sass am Montag ein Beschuldigter, der wie ein unauffälliger Geschäftsmann wirkte, mit Brille, kurz geschnittenen Haaren und Bart. Zur Brandserie und den Feuerwehreinsätzen sagte er: «Es war sehr belastend. Man musste damit rechnen, dass es weitergeht.» Im Prozess bestritt er die vorgeworfenen Brandstiftungen erneut.

Die Beweislage spricht weitgehend gegen den Angeklagten, wie die Befragung deutlich machte. Bereits bei der ersten Brandstiftung am 2. April 2022 - das Clubhaus der Hornussergesellschaft Halten SO ging in Flammen auf - zeigten die ausgewerteten Handydaten, dass sich der Schweizer zur Tatzeit in diesem Gebiet aufgehalten hatte. Der Gerichtspräsident wollte vom Angeklagten wissen, wie er sich das erkläre. «Das weiss ich nicht», sagte der Mann.

Staatsanwalt forderte hohe Strafe

Keine Zweifel äusserte der Staatsanwalt Raphael Stüdi. Er forderte eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren. Das Gesamtbild des Beweisergebnisses stimme. Die Brandherde hätten sich «extrem geglichen», sagte er in seinem Plädoyer.

Es gebe «erdrückende, glasklare Beweise», dass der Angeklagte die Brandstiftungen verübt habe. Dazu gehörten auch verschiedene DNA-Spuren und Handy-Randdaten zu seinen Standorten zum Zeitpunkt der Brände. An einem Sonntag nach Brandstiftungen habe er nach dem Ausschlafen als erstes eine neue Packung Anzündwolle gekauft.

Der Schweizer soll der mehrfachen Brandstiftung, des mehrfachen Hausfriedensbruchs und der mehrfachen Tierquälerei schuldig gesprochen werden, forderte der Staatsanwalt.

Bei einem Brand waren zehn Schafe getötet worden. Angeklagt ist der ehemalige Feuerwehrmann wegen insgesamt zwölf Brandstiftungen. Es gab keine Verletzten. Gemäss Staatsanwaltschaft waren jedoch Menschen an Leib und Leben gefährdet. Es entstand ein Schaden an Gebäuden und Mobiliar von rund 5,7 Millionen Franken, wie aus der Anklageschrift hervorgeht.

Feuerwehr-Kollege wies Liebe ab

Der Staatsanwalt skizzierte als mögliches Motiv eine emotionale Krise des 35-Jährigen. Der Beschuldigte soll sich demnach in einen Kollegen seiner Feuerwehr verliebt und ihn bedrängt haben. Dieser «Mister X» habe die Schwärmerei jedoch unmissverständlich zurückgewiesen. Der Angeklagte habe mit der Staatsanwaltschaft nicht darüber sprechen wollen.

Die Bevölkerung in der Region habe ein anderes Bild des Beschuldigten gehabt, führte der Staatsanwalt aus. Er sei überaus beliebt und geschätzt gewesen. Viele hätten geglaubt, es sei der Falsche verhaftet worden.

Verteidigung: Kein Motiv, keine Beweise

Die Verteidigerin forderte einen Freispruch. Es gebe keine einheitliche Handschrift des Täters - weil es auch keine einheitliche Täterschaft gebe, sagte sie. Das Motiv fehle. Als Feuerwehrmann habe er bei den Löscheinsätzen nicht den Helden gespielt. Er sei nie beim Legen eines Brandes gesehen worden. Alles stützte sich nur auf seine Handy-Randdaten in der Nähe der Brände.

Ein forensisch-psychiatrischer Gutachter schloss beim Angeklagten eine Persönlichkeitsstörung und mit grosser Wahrscheinlich auch eine Pyromanie (krankhafter Drang zum Feuerlegen) aus.

Das Amtsgericht verhandelte den Fall im Saal des Obergerichts: Knapp 40 Privatpersonen verfolgen zu Beginn den Prozess. Das Amtsgericht, das in Dreierbesetzung tagte, wird das Urteil voraussichtlich am Freitag eröffnen.

(sda)

Hier gibt es den 32Today-Liveticker aus dem Gericht zum Nachlesen:

Die Vorgeschichte

Im Frühling 2022 sorgte eine unheimliche Brandserie im Solothurner Wasseramt für Aufsehen in der ganzen Schweiz. In unschöner Regelmässigkeit gingen Wald- und Hornusserhütten, Ställe, Scheunen und Firmengebäude in Flammen auf, meist am Wochenende. Insgesamt 13 Brände wurden registriert.

Nach mehreren Wochen konnte ein mutmasslicher Täter Ende Mai 2022 gefasst werden. Schlagartig hörten die Brände auf.

Quelle: TeleM1

Quelle: TeleM1

Verdächtigt wird ein ehemaliger Feuerwehrmann. Bei einigen Bränden soll er sogar bei den Löscharbeiten dabei gewesen sein. Er wurde gefasst, weil er kurz vor einem Brand in Kriegstetten von einer Überwachungskamera gefilmt wurde. Der Mann war in verschiedenen Vereinen aktiv – niemand hatte ihn verdächtigt. Im Dezember 2023 wurde der Mann von der Solothurner Staatsanwaltschaft angeklagt, er soll für 12 Brände verantwortlich sein.

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veröffentlicht: 13. September 2024 10:55
aktualisiert: 16. September 2024 19:37
Quelle: 32Today

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