Die Leiterin des Kantonalen Sozialdienstes Pia Maria Brugger spürt eine Zunahme der Gesuche. Die Situation sei anforderungsreich. Der Durchschnitt der Zuweisungen sei bis anhin auf 17 Personen täglich gewesen, schlägt aber in diesen Tagen teilweise bis zu 50 Personen hoch. 4600 Personen sind momentan im Aargau untergebracht – 56 Prozent davon in privaten Unterbringungen. Mit hohen Anforderungen verbunden sei besonders der Bereich der unbegleiteten, minderjährigen Personen. Da diese eine intensivere Begleitung in Anspruch nehmen, würde sich die Zunahme dort auch personell besonders bemerkbar machen.
Steigender Zuwachs nicht nur bei Ukrainer
Die Personen aus der Ukraine bilden klar die grösste Gruppe. Ein anderer grosser Bereich seien aber auch die Personen aus Afghanistan. Von dort kämen die meisten Minderjährigen ohne Begleitung. Ein Zuwachs stellt man auch bei Asylsuchenden aus der Türkei, Irak und Burundi fest. Der Zuwachs erklärt sich Zolldirektor Christian Bock in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen aufgrund einer Umstellung im Ausland: «Wir führen das darauf zurück, dass viele visumsfrei nach Serbien einreisen können.»
Entwicklung bis Ende Jahr
Die Situation in der Ukraine spitzt sich zu und die Angriffe weiten sich zunehmend auch im Westen des Landes aus. Im Moment sei aber noch keine Prognose der kommenden Schutzsuchenden vorliegend: «Im Moment ist es zu früh, um die Auswirkungen des Bombardement abzuschätzen. Aber abgesehen von der Ausdehnung des Krieges ist es denkbar, dass aufgrund der Versorgungslage in der Ukraine die Zuweisungen aus der Ukraine in den nächsten Wochen und Monaten zulegen wird», erläutert Brugger.
Im Moment noch genügend Kapazität
Die Reservesituation sei dank Gemeinden und Privatunterkünften mit 1400 Plätzen zurzeit noch befriedigend. Wenn die Zuweisungen aber wie im Frühling sprunghaft zunehmen würden, müsse man noch mehr Plätze akquirieren. «Wir beobachten und aktualisieren die Lage jede Woche und schaffen sukzessiv neue Plätze», zeigt Brugger auf. Vergangene Woche hat der Kantonale Sozialdienst in der Gemeinde Unterentfelden weitere Unterkunftsplätze für Geflüchtete aus der Ukraine geschaffen. Auch in Brugg wird in einer militärische Fahrzeughalle ab dem 1. November 2022 die bisher 220 genutzten Plätze auf 440 erhöht.
Grosse Solidarität
Brugger wiederholt, dass die Lage im Kanton Aargau anspruchsvoll sei. Sie möchte aber betonen, dass der Kanton sehr gut mit den Gemeinden und Privatpersonen zusammenarbeiten kann: «Die Verantwortung wird wahrgenommen und es ist eine grosse Solidarität vorhanden. Ich möchte mich bei allen, die sich engagieren, bedanken.» Alle hilfsbedürftigen Menschen sollen ein Bett erhalten und in eine besondere Situation rücken können.