Wohlen

Alkohol ist Spitzenreiter bei der Suchtberatung im Freiamt

· Online seit 06.05.2023, 16:06 Uhr
Die Auswirkungen der Pandemie machen sich bei der Wohler Stelle der Aargauer Suchtberatung mit einer hohen Auslastung bemerkbar. Die Hälfte der Hilfesuchenden nennen Alkohol als Grund für ihre Probleme.
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Wer sich bei der Wohler Suchtberatung meldet, der will, dass sich etwas ändert – in seinem Leben oder in jenem seiner nächsten Angehörigen. Denn längst berät das Team um Bereichsleiterin Tanya Mezzera nicht nur Suchtkranke. Sie sagt gegenüber der «Aargauer Zeitung»: «Wir beraten auch Ehepartner oder Eltern im Umgang mit ihren süchtigen Angehörigen.»

Im vergangenen Jahr nahmen 435 Klientinnen und Klienten die Dienste der Suchtberatung in Anspruch. Das sind deutlich mehr als in den vorangehenden Jahren. Von 2019 bis 2021 pendelten sich die Beratungen bei 350 Personen ein. Diese Zunahme führt Mezzera auf die Pandemie zurück. Bei vielen Ratsuchenden habe sich der Konsum während des Lockdowns noch akzentuiert.

Bei der Alltags- und Freizeitgestaltung wird geholfen

Dies führte unter anderem dazu, dass die psychiatrischen und psychotherapeutischen Dienste überlastet waren und vermehrt bei den psychosozialen Beratungsstellen um Unterstützung nachfragten. Mezzera schreibt in ihrem Jahresbericht: «Die zunehmende Fokussierung auf die Alltagsbewältigung der Klientinnen und Klienten hatte zur Folge, dass wir mehr Zeit für administrative Abklärungen und Vernetzungsarbeit aufwenden mussten.»

Konkret bedeutet dies, dass die Mitarbeitenden die Hilfesuchenden bei der Alltags- und Freizeitgestaltung beraten. Die Beratungsstelle übernahm auch die Triage, wenn es beispielsweise darum ging, finanzielle Probleme zu lösen. Mezzera stellt fest: «Das haben wir bisher nicht in diesem Umfang angeboten, es besteht aber offensichtlich ein Bedarf.»

Hilfesuchende sind meist zwischen 30 und 50 Jahre alt

Die Hälfte der Hilfesuchenden hat Alkoholprobleme und wendet sich deshalb an die Stelle. Das Suchtmittel gehöre seit Jahren zu den Spitzenreitern, stellt Mezzera fest. 19 Prozent der Hilfesuchenden wandten sich wegen ihres Cannabiskonsums an die Beratungsstelle. Ebenfalls Thema in den Gesprächen sind Heroin und Kokain, aber auch Spiel- und Esssucht.

Tanya Mezzera erzählt: «Es gibt keine typische Klientin oder typischen Klienten. Das reicht vom Jugendlichen, der beim Kiffen erwischt und von der Jugendanwaltschaft an uns verwiesen wurde bis zum Hochschulabgänger.» Zur Hauptsache aber sind die Menschen, die sich an die Stelle wenden, zwischen 30 und 50 Jahre alt. Mezzera erzählt: «Das sind Personen, die eine Auffälligkeit bei sich feststellen und etwas daran ändern möchten.»

Die Beratungen finden nicht mehr nur auf der Beratungsstelle statt. Hilfesuchende können sich auch via Telefon oder online beraten lassen. Wer nicht mehr mobil ist, den besuchen die Mitarbeitenden auch zu Hause.

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(Nathalie Wolgensinger, Aargauer Zeitung)

veröffentlicht: 6. Mai 2023 16:06
aktualisiert: 6. Mai 2023 16:06
Quelle: Aargauer Zeitung

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