Mutschälle-Zähni und Sebni

Diese Nostalgiebahnen fahren regelmässig durchs Freiamt

Simone Brändlin, 25. März 2023, 08:10 Uhr
Auf der Strecke zwischen Bremgarten und Dietikon sind zuweilen Waggons zu sehen, die wie aus der Zeit gefallen scheinen. Das Mutschälle-Zähni fährt seit über 90, das Sebni seit knapp 60 Jahren durch das Freiamt.

Quelle: ArgoviaToday/Michelle Brunner

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Vorbeiziehende schöne Landschaften, Glücksgefühle, stimmige Atmosphäre und eine kleine Zeitreise – das alles bieten die Nostalgiebahnen der Aargau Verkehr AG (AVA). Seit über 90 Jahren ist das Mutschälle-Zähni – den Namen erhielt es über einen Leserwettbewerb – auf den Gleisen zwischen Bremgarten und Dietikon unterwegs, während das Sebni seine Jungfernfahrt im Jahr 1969 hatte.

Eine kleine Zeitreise mit dem Mutschälle-Zähni

Das Mutschälle-Zähni wurde 1928 in Betrieb genommen und wurde von der Schweizerischen Wagonfabrik in Schlieren sowie der Maschinenfabrik Oerlikon gebaut, wie die AVA auf ihrer Website schreibt. Bis im Jahre 1986 verkehrte die Bahn, danach wurde sie ausrangiert und zum Gesellschaftswagen umgebaut. Seitdem kann das Mutschälle-Zähni für sogenannte Genussfahrten gebucht werden.

«Neun Mal im Jahr bieten wir sonntags das ‹Mutschälle-Zmorge› an. Die Bahn startet in Bremgarten, über den Mutschellen nach Dietikon und dann wieder zurück nach Bremgarten bis nach Erdmannlistein, der kleinsten Haltestelle in der Schweiz mitten im Wald», sagt Thomas Koch, Leiter Kundenservice Region Ost der AVA. «Das Zmorge bieten wir entweder im Sebni oder Mutschälle-Zähni für 58 Franken pro Person an.» Neben dem Frühstück gibt es noch eine weitere Genussfahrt mit einem Menü für 69 Franken. «In den Bahnen können auch Firmenfeiern oder Geburtstagspartys gefeiert werden und je nach den Wünschen der Kunden variieren auch die Preise.» Das sei auch immer von den jeweiligen Strecken abhängig, ob ein Lokführer zur Verfügung stehe und ob es in den Fahrplan passe. «Das Angebot ist das ganze Jahr hinweg buchbar.»

Gemütlichkeit im Sebni

Das Sebni wurde 1969 in Betrieb genommen und endete im Jahr 2010. Aber das war noch nicht das Ende für den orangenen Wagen, welcher damals neue Massstäbe für die weitere Entwicklung von Schienenfahrzeugen im Regionalverkehr setzte. Anlässlich des Jugend-, Stadt-, und Bruggefäscht 2012 wurde das Sebni getauft.

Im Sebni haben 42 Personen im Restaurant-Abteil Platz. «Das Sebni bietet schon mehr Raum und ist grosszügiger eingerichtet als das Mutschälle-Zähni. Und im hinteren Abteil haben wir auch eine Art Lounge gebaut, dort haben dann auch noch bis zu zehn Personen Platz und eine Bar haben wir schliesslich auch noch», so Thomas Koch.

Panoramafahrten im Sommerwagen

Schon über 100 Jahre alt ist der Sommerwagen. Die Ersten wurden bereits 1903 bestellt und bis etwa 1949 hergestellt. Die Werkstatt der Bremgarten-Dietikon-Bahn machte sich etwa 50 Jahre daran, so einen Sommerwagen zu rekonstruieren, welcher 1999 in Betrieb genommen werden konnte. Vor allem im Sommer ist die Fahrt mit diesem Wagen ein Erlebnis – sei es die Fahrt über die Reussbrücke Bremgarten und den atemberaubenden Blick auf die Reuss oder mit dem Zug durch den Wohler Wald. «Und, wenn das Wetter nicht mitspielt, kann der Wagen mit Planen geschlossen werden», ergänzt Koch.

Spezielle Lokführer-Ausbildung für die Nostalgiebahnen

Im Gegensatz zu den aktuellen Wagen, die auf der Strecke verkehren und mit der neuesten Technik ausgestattet sind, braucht es für die Nostalgiebahnen eine spezielle Ausbildung und sehr viel Stehvermögen – denn der Lokführer im Mutschälle-Zähni hat keinen Sitzplatz und gebremst «wird noch mit einem Bremsrad.» Das ist eine komplett andere Technik wie bei den Diamant-Wagen, die aktuell in Umlauf sind, wie Koch erklärt. «Und jeder, der sich dafür interessiert, kann sich für die Ausbildung melden. Es ist eine spezielle Weiterbildung für die Nostalgiefahrzeuge nötig. Wenn diese abgelegt wurde, kann es schon losgehen.»

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Quelle: ArgoviaToday
veröffentlicht: 25. März 2023 08:10
aktualisiert: 25. März 2023 08:10