Aargau/Solothurn
Freiamt

Dottikon: Knatsch um Tieffurt-Brücke zieht sich weiter

Dottikon

«Ein emotionales Thema» – Knatsch um Tieffurt-Brücke zieht sich weiter

21.09.2023, 09:19 Uhr
· Online seit 21.09.2023, 06:02 Uhr
Seit nunmehr fast einem Jahr wird in Dottikon über die Tieffurt-Brücke diskutiert. Diese soll nämlich ersetzt werden, in welcher Form ist höchst umstritten. Die eine Seite will eine autofreie Brücke, die andere auf keinen Fall. Ein runder Tisch sollte der Thematik Klärung bringen, doch bleiben die Fronten verhärtet.

Quelle: ArgoviaToday / Simone Brändlin/ Michelle Brunner

Anzeige

Die Debatte um die neue geplante Tieffurt-Brücke in Dottikon nimmt kein Ende. Am 24. August 2023 hat der Gemeinderat mit den Vertretern des Referendumskomitees, der direkten Anwohnerschaft der Tieffurtstrasse und auch der Familie Ackermann, welcher das Grundstück rund um die Brücke gehört, zum Runden Tisch geladen.

Dabei sollten sie sich über die unterschiedlichen Auffassungen und das weitere Vorgehen austauschen. Ziel war es, einer der nächsten Gemeindeversammlungen die richtigen Varianten zur Beschlussfassung zu unterbreiten. In einer Mitteilung des Gemeinderats vom 7. September 2023 heisst es, dass die Diskussionen um das weitere Vorgehen in zwei Statements zusammengefasst werden können. «Die Gegner der Autobrücke stellten sich auf den Standpunkt ‹Entweder gar keine Brücke oder dann eine Fussgänger-/Velobrücke›. Die Befürworter der Autobrücke bekennen sich zu der Aussage ‹Ersatz der bisherigen Brücke oder günstigere Fussgänger-/Velobrücke›». Daraus haben sich zwei Lösungsansätze ergeben, welche anschliessend geprüft werden sollten. Es schien, als wäre man dem Ziel ein Stück näher.

Leserbrief sorgt für weiteren Unmut

Zwei Wochen später zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Das Ziel wurde offenbar nicht erreicht, die Fronten bleiben verhärtet: «Es ist ein emotionales Thema», erklärt Lukas Jansen, Gemeindeschreiber von Dottikon. Dabei störe ihn vor allem der Umstand, dass die Referendumsvertreter für sich in Anspruch nehmen würden, genau zu wissen, was die Dottiker Bevölkerung will. «Man kann davon ausgehen, dass der Gemeinderat auch das Beste für die Gemeinde will. Und wenn man anschliessend in der Zeitung einige Äusserungen liest, fragt man sich schon, ob man an der gleichen Sitzung war wie die Referendums-Vertreter», so Jansen weiter. Dabei bezieht sich der Gemeindeschreiber auf einen Leserbrief des Referendumskomitees, welcher am 14. September im Dottiker Generalanzeiger veröffentlicht wurde.

Darin schreiben die Vertreter des Referendumskomitees, dass die Aussagen vom Runden Tisch nicht korrekt wiedergegeben worden seien. Sie schreiben in einer Mitteilung: «Es wurde wortwörtlich gesagt, dass wir entweder eine Autobrücke oder keine Brücke möchten. Dies ist nicht richtig! Wir haben gesagt, dass wir allenfalls auf ein weiteres Referendum verzichten, wenn eine erheblich günstigere Variante (die Rede war von 200'000 Franken) der Fussgängerbrücke von der Gemeindeversammlung angenommen würde.»

Weitere Vorwürfe vonseiten des Referendumskomitees

Weiter heisst es in dem Leserbrief, dass die zweite Aussage vom Gemeinderat so interpretiert wurde, dass das Komitee mit einer günstigeren Fussgänger-Brücke einverstanden wäre. «Dem ist nicht so, wir haben gesagt, dass wir bei einem massiv günstigeren Projekt wohl kaum nochmals die Energie aufbringen werden, ein Referendum zu starten», teilt Daniel Zimmermann, Vertreter des Referendumskomitees, auf Anfrage von ArgoviaToday mit. «Ich gehe davon aus, dass der Gemeinderat nun zwei Projekte vorstellen wird, einmal eine teure Autobrücke und eine günstigere Fussgänger- und Velobrücke. Daher müssen wir nun für diese Gemeindeversammlung mobilisieren, damit die Stimmbürger unser Vorhaben weiter unterstützen. Sollte das nicht der Fall sein, müssen wir wohl akzeptieren, dass das für die Mehrheit nicht relevant ist», so Zimmermann.

Laut Zimmermann wurde am Ende der Sitzung vereinbart, dass der Gesprächsinhalt nicht veröffentlicht werden darf. Darum wirft Zimmermann dem Gemeinderat vor, diese Vereinbarung gebrochen und ohne Stellungnahme des Referendumskomitees die Interpretation des Gesprächs veröffentlicht zu haben. «Diese Behauptung ist falsch», heisst es in einer aktuellen Stellungnahme des Gemeinderats vom Donnerstag. Es sei kein Stillschweigen verlangt worden.

Zwei Varianten sollen vorgestellt werden

Weiter schreiben sie, dass sich «der Gemeinderat dazu entschlossen habe, bei einer der nächsten Gemeindeversammlungen zwei neue Varianten für eine mögliche Ersatzbrücke zu unterbreiten». Die erste Variante beinhaltet den Bau einer Autobrücke so breit wie technisch vorgeschrieben beziehungsweise nötig. Die zweite Variante ist die günstigere Fussgänger- und Velobrücke. Sollte jedoch keine der beiden Varianten eine Mehrheit finden, greift die letzte Option: «Dann wird es keine Brücke in der Tieffurt geben», schreibt der Gemeinderat in der Mitteilung vom 21. September. Damit will er die Entscheidungsfreiheit der gesamten Dorfbevölkerung wahren.

Bisher wurde immer noch nicht klar kommuniziert, welche Art von Brücke das Referendumskomitee haben will, so Jansen. Für Zimmermann steht jedoch fest, dass «es besser wäre, keine Brücke zu bauen, als eine teure Struktur für den Langsamverkehr zu errichten». Für die Anwohnerschaft sei es wichtig, weiterhin in ihre Quartiere fahren zu können. «Allerdings wollen wir auch nicht, dass dies eine Durchfahrtsstrasse wird und haben uns dazu bereits klar und deutlich geäussert. Das Problem ist, dass der Gemeinderat seine eigenen Interessen verfolgt und daher unsere Bedürfnisse nicht genügend berücksichtigt. So wie es jetzt gerade ist, das ist der Status quo», klagt Zimmermann.

Die Tieffurt-Brücke als Gesamtkonzept

«Der Status quo kann nicht gehalten werden», sagt Jansen. Dies liege an der Revitalisierung der Bünz und an dem Alter der Brücke. «Wichtig ist auch, dass es hierbei nicht um einzelne Interessensgruppen geht, sondern um das Interesse der ganzen Bevölkerung», betont der Gemeindeschreiber weiter.

Darüber hinaus teilt Zimmermann mit, dass der Generalanzeiger am Donnerstag ein Korrigendum des Leserbriefs veröffentlicht. Die Redaktion habe den Brief nicht korrekt wiedergegeben, so Zimmermann. «Das ist nicht richtig!», habe nicht im Leserbrief gestanden und hat für einige Verwirrungen gesorgt, wie der Dottiker Generalanzeiger mitteilt. Ob dies die Wogen etwas glätten kann, wird sich zeigen. Wie das Kapitel Tieffurt-Brücke weitergeht, wird sich wohl an einer der nächsten Gemeindeversammlungen zeigen.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 21. September 2023 06:02
aktualisiert: 21. September 2023 09:19
Quelle: ArgoviaToday

Anzeige

Mehr für dich

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch