Es ist eine simple, aber umso perfidere Masche, die eine in Zug ansässige Firma in der Region Muri offenbar abzieht. Alles beginnt mit den anstehenden Jubiläumsfeiern des TV Muri. Die Firma ruft nämlich bei regionalen Gewerbetreibenden an und verspricht Werbemöglichkeiten als Gegenleistung für Sponsorengelder im Rahmen des Jubiläums. Dass sie nicht im Auftrag des TV Muri handelt und Werbung nur auf der firmeneigenen Sportwebseite platziert wird, und nicht etwa vor Ort an den Jubiläums-Feierlichkeiten, erwähnt die Person am Telefon nach Aussage mehrerer angesprochener Unternehmen nicht.
(Fast) auf Granit gebissen
So geschehen bei der Freiämter Generalagentur von «Die Mobiliar» in Muri. Ein Mitarbeiter erhielt einen Anruf von der Firma «Sporttotal.ch»: «Er hat gesagt, er habe eine Sponsoring-Anfrage für den Jubiläums-Event des TV Muri.» Da der Mitarbeiter nicht selbst zuständig fürs Sponsoring ist, verwies er an seine Kollegin, und dass er die Anfrage gerne per Mail schicken könne. Der Mann wollte allerdings lieber nur telefonischen Kontakt. Verdacht geschöpft hat man bei der Mobiliar schnell: Die Sponsoring-Verantwortliche der «Mobi» ist nämlich auch für die Sponsorensuche für den Jubiläums-Event des TV Muri zuständig und hat der Firma nie ein Mandat erteilt. Auch deren Eltern wurden von der Firma mit der gleichen Masche angefragt, sie betreiben in Muri eine Bäckerei. Zwei andere Firmen haben aber Inserate auf der Seite geschaltet.
Bist du von der Firma auch schon kontaktiert worden? Erzähl uns davon:
Dem Präsidenten des Vereins, Lukas Bächler, sind derweil keine weiteren Fälle bekannt. Jedenfalls ruft Bächler alle Gewerbetreibenden, aber auch Privatpersonen auf, sich zu melden, wenn solche Anrufe im Namen des TV Muri getätigt werden. Auch auf Facebook mahnte der Verein zur Vorsicht.
Im Kanton Zürich waren Gewerbetreibende die Dummen
Weit erfolgreicher war die Firma übrigens im Kanton Zürich. Bereits im November hatte das Konsumentenmagazin «Saldo» über «Sporttotal.ch» berichtet. Dort hatte diese demnach anderem Sponsoren gesucht im Rahmen von Schwingfesten, zum Beispiel des Niklausschwinget in Dietikon und des Gibelschwinget in Bonstetten. Ein Garagist sagte dem Magazin: «Die Inserateverkäuferin fragte am Telefon, ob ich das Gibelschwinget sponsern wolle. Da war für mich klar, dass der Schwingerverein Geld erhält.» Über 20 Betriebe haben demgemäss Beiträge von bis zu 500 Franken bezahlt, im Glauben, am Schwingfest mit Werbung Auftritte zu haben. Das alles natürlich auch ohne das Wissen, geschweige denn im Auftrag der Veranstalter.
Rechtlich nah am Betrug, aber…
ArgoviaToday hat einem Aargauer Rechtsanwalt die Vorfälle geschildert. Die ganze Sache rieche schon nach Betrug. Dieser sei allerdings schwierig nachzuweisen, weiss der Experte. Insbesondere liegen keine schriftlichen Dokumente vor, die eine Arglist im Vorgehen der Firma beweisen würden. Die Firma stellt sich denn gegenüber «Saldo» auch auf den Punkt, im Rahmen der Auftragsbestätigung klar auf die Art der Gegenleistungen hingewiesen zu haben. Letztlich bleibt Gewerbtreibenden also nur, genau hinzuhören und -zuschauen sowie im Zweifelsfall auch mit den Verantwortlichen des Vereins Kontakt aufzunehmen, wenn solche Sponsoringanfragen ins Haus flattern.
Das sagt der Geschäftsführer
ArgoviaToday hat den geschäftsführenden Chefredaktor der Firma, Adrian Strässle, mit dem Vorfall konfrontiert. Wieso wird bei den Telefonanrufen nicht klar, dass seine Firma kein Mandat des TV Muri hat und auch keine Werbemöglichkeit am Jubiläumsanlass selber verkauft? Und ob er das Vorgehen statthaft findet? Und versucht er in der Region Muri weiter, Sponsoringverträge zu akquirieren? Strässle leitete bloss eine E-Mail an eine Lokalzeitung weiter. Darin äussert Strässle, der Sachverhalt werde «in den Verkaufsgesprächen dargelegt». Und weiter in einem Klammersatz: «Bedauerlich ist, wenn die Angefragten nicht genau hinhören.» Und wie gehabt: In den Auftragsbestätigungen sei festgehalten, das Sportler, Vereine und Veranstalter nicht entschädigt würden. Mehr gebe es zu der Angelegenheit nicht zu sagen. Dabei wäre es zum Beispiel spannend zu wissen, warum das in der Auftragsbestätigung noch einmal so klar geschrieben wird, sollte das in den Verkaufsgesprächen nie zur Debatte gestanden haben.
Zwei Inserate hat die Firma in Muri übrigens zu 320 Franken verkauft.