Rauch im Schlafzimmer und im ganzen Haus – einige Anwohnende sind wegen der Bäckerei Aukofer in Möhlin genervt. Weil um Mitternacht jeweils der Holzofen eingefeuert wird, stinke es stark nach Rauch, man könne, wie jetzt im Sommer, nicht mehr bei offenem Fenster schlafen.
Die Bäckerei erhält seit rund zwei Jahren Reklamationen deswegen und hat nun beschlossen, per Ende August mit der Produktion von Holzofenbrot aufzuhören. Es ist ein emotionales Thema, das in der Gemeinde die Menschen bewegt – und auch gegeneinander aufbringt. Das zeigen nach dem Bericht von Tele M1 und ArgoviaToday auch die Kommentare und Mails an die Redaktion.
So berichtete Tele M1 zum Holzofen-Zoff in Möhlin
Quelle: Tele M1 / Anja Leibacher / CH Media Video Unit / Linus Bauer
Sensible Nachbarn, böse Gemeinde, armer Bäcker? Was stimmt denn nun?
Marc Aukofer erzähle nicht die ganze Wahrheit, wenn er sage, er höre wegen der Belastung durch die Reklamationen auf, ist da zu lesen. Er wolle bloss kein Geld investieren in Massnahmen, die ihm die Gemeinde mit einer Frist von fünf Jahren auferlegt habe. Andere finden, die Nachbarn reagierten mit den Beschwerden zu sensibel, sie verhinderten regionales Gewerbetreiben, während künftig noch mehr Menschen ihre Lebensmittel ennet der nahen Grenze einkaufen würden.
Tatsache ist, das bestätigt der Gemeindeammann von Möhlin Markus Fäs gegenüber ArgoviaToday, man habe von Spezialisten Messungen durchführen lassen, die eine Überschreitung der zugelassenen Werte insbesondere beim Einfeuern belegen. Das hat übrigens auch Bäcker Aukofer gegenüber Tele M1 nicht bestritten.
Die Rückmeldungen aus der Nachbarschaft hätten die Gemeinde dazu bewogen, diese Messungen durchführen zu lassen, sagt Gemeindeammann Fäs. Er betont dabei: «Die Bäckerei Aukofer war sehr zuvorkommend und hat Hand geboten zu allem, was wir von ihr für die Messungen verlangen mussten.» Die Sanierungsfrist, die man ihm auferlegt habe, sei überdies üblich. Die Bäckerei habe aber wohl «die Energie verloren, als scheinbar auch privatrechtliche Klagen aufgetaucht sind und stellt die Produktion des Holzofenbrots nun ein.»
Kein runder Tisch geplant
Aber auch die Gemeinde muss teilweise einstecken, man habe dem Gewerbe damit keinen Gefallen getan und verhindere, dass die Bäckerei ihr einzigartiges Brot weiter unter die Leute bringen kann. Stimmt das? Mindestens Marc Auckofer fühlt sich von der Verwaltung nicht gegängelt. Er bedankt sich auch vor der Kamera für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung.
Für Markus Fäs ist der ganze Knatsch eine komplexe und unliebsame Geschichte. Das zeigten ihm auch die gemischten Rückmeldungen der Anwohnerinnen und Anwohner zu der Stärke der Geruchsemissionen und wie störend diese wahrgenommen würden. Das Thema rufe offensichtlich starke Emotionen in beiden Lagern hervor, das zeigten ihm auch Kommentare in den einschlägigen Facebook-Gruppen, die teilweise unter die Gürtellinie gingen.
Dass sich die Gemeinde im Holzofen-Zoff noch als Vermittlerin zwischen den verhärteten Fronten versuchen wird, ist derweil eher unwahrscheinlich: «Ich glaube, dieses Tuch ist zerschnitten», sagt Markus Fäs. Nach seiner Beurteilung ist es wohl so, dass die Bäckerei aus der Sache nun einfach rauswolle.
Immerhin: Ein neues Brot ist schon
In wenigen Tagen ist das Aushängeschild aus dem Holzofen also Vergangenheit. Für sie hat Bäcker Marc Aukofer aber einen Lichtblick: Ab dem 1. September soll ein neues Brot lanciert werden, das statt im Holzofen auf Schamottsteinen gebacken wird und fast identisch schmecke. Wer weiss, vielleicht setzen sich die Beteiligten fürs gemeinsame Brotbrechen mit dem neusten Produkt aus der Bäckerei Aukofer wieder an einen Tisch.
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