Quelle: Tele M1
«Mittlerweile sind es im Gebiet Liebrüti rund 300 Krähen», sagt der zuständige Gemeinderat Jean Frey. Seit rund vier Jahren holt die Gemeinde Nester von den Bäumen, um den Bestand einzuschränken. Mit mässigem Erfolg, laut Jean Frey nimmt die Zahl der Vögel trotzdem zu. Je nach Jahreszeit sei der Lärm der Kolonie «ohrenbetäubend». Nicht nur am Feierabend, sondern gerade in Zeiten, wo viele von zu Hause aus arbeiten, sei es nicht haltbar, wenn man kaum das Fenster aufmachen könne wegen der Krähen. Zudem verkoten die Vögel die Umgebung – zum Beispiel Sitzbänke. «Das ist nicht gerade hygienisch», sagt Frey.
Ferngesteuerter Falke eingesetzt
Saatkrähen sind Koloniebrüter. Heisst, sie machen ihre Nester in grösseren Gruppen am selben Ort. Dem beugt die Gemeinde also vor, indem sie mit der Sonderbewilligung des Kantons die Nester bis zur Eiablage immer wieder entfernt. Diese Erlaubnis braucht es, weil ab dem 16. Februar die Schonzeit für die Vögel beginnt.
Ausserdem habe man mit dem lokalen Abfallentsorger Massnahmen ergriffen, um das Futterangebot für die Vögel zu dezimieren. Allerdings sind Saatkrähen keine Abfallfresser, diese Massnahme richtet sich eher gegen Rabenkrähen. Und auch bejagt wird die Saatkrähe während der erlaubten Zeit.
Vogelwarte Sempach zweifelt an Wirksamkeit
Aber eben: Die Vögel sind trotz allen Mitteln nicht weniger geworden, der Bestand ist höchstens weniger schnell gewachsen. Unter anderem deshalb würde es Gemeinderat Frey begrüssen, wenn man auch Eier aus den Nestern entfernen dürfte. Das aber verbietet das Bundesgesetz heute.
«Untersuchungen in verschiedenen Schweizer Städten haben gezeigt, dass das Herunterholen von Nestern nicht sehr erfolgreich ist», sagt Livio Rey von der Vogelwarte Sempach zu der Aktion in Kaiseraugst. Das Vorgehen sei auch aus tierschützerischer Sicht kritisch: «Die Saatkrähe ist jagdbar, Massnahmen können also ausserhalb der Schonzeit durchgeführt werden, auch das Entfernen der Nester wäre möglich», sagt Rey. Er wünscht sich etwas mehr Gelassenheit gegenüber den interessanten Vögeln. Er wohne selbst neben einer Saatkrähen-Kolonie und natürlich sei es ab und zu sehr laut. Bau- und Strassenlärm sind aber um einiges lauter. «Wir müssen uns bis zu einem gewissen Grad mit dem Tier arrangieren. Trotz aller ergriffenen Massnahmen wird die Saatkrähe nicht verschwinden».
In Kaiseraugst findet man sich bis auf Weiteres aber nicht einfach mit dem zeitweise lauten Vogel ab. Seit Februar werden Nester mithilfe von Hebebühnen nun entfernt. Gegen die Saatkrähe habe man grundsätzlich nichts, betont Gemeinderat Jean Frey. «Wir wollen aber auch, dass sich die Bevölkerung bei uns wohl fühlt.»