George Weber hält in einem Brief fest, dass «eine solch umfassende Sanierung für die Mieter unzumutbar ist.» Dieser Brief liegt der Today-Redaktion vor. Sein 92-jähriger Vater Rudolf Weber sei gehbehindert und schwerhörig und wohne bereits seit vielen Jahren in der Überbauung an der Engerfeldstrasse in Rheinfelden. Eigentümerin ist die Coop-Pensionskasse und diese will die 30 Wohnungen in den kommenden Monaten umfassend sanieren. Leitungen, Küchen und Nasszellen sollen erneuert und eine Asbest-Sanierung vorgenommen werden.
Schlichtungsbehörde eingeschaltet
«Angeblich sollen die Mieter nur zwei Tage ausziehen müssen, weshalb jede Mietperson für die beiden Auswärtsübernachtungen 150 Franken erhalten soll», schreibt George Weber. Während der übrigen Bauzeit müssten sich die Mietenden mit Staubschutzwänden, Camping-WCs, Duschen im Keller und einer mobilen Herdplatte begnügen, heisst es weiter. Auch die älteren Mieterinnen und Mieter, die entweder im Rollstuhl sitzen oder einen Rollator benötigen, sind davon betroffen. «Die Rechte der Mieter werden mit Füssen getreten, weshalb mehrere Mieter jetzt mit einer Art Sammelklage vor die Mietschlichtungsstelle gehen», kündigt Weber in seinem Brief an.
Er und seine Mitstreiter hoffen, dass die Schlichtungsbehörde die geplante Sanierung in der vorgegebenen Version als unzumutbar einstuft. Ausserdem soll die Eigentümerin dann verpflichtet werden, für die vollständige Räumung und Einlagerung des Hausrats, die Wohnungsreinigung und auch für den Wiedereinzug aufzukommen. Darüber hinaus soll die Coop-Pensionskasse für eine angemessene Ersatzunterkunft sorgen. «Das Verhalten von Eigentümerin, Verwaltung und deren Beauftragten erachten wir als Nötigung», halten sie im Schreiben an die Schlichtungsbehörde für Mietwesen fest.
Neben Kritik gibt es auch Verständnis
Jedoch gibt es auch Bewohnende, welche die Sanierung nicht ganz so kritisch sehen. «Wir sind froh, dass die Wohnungen nun saniert werden sollen. Wir wohnen seit 38 Jahren hier und in dieser Zeit ist nie etwas passiert», erklären Rudolf und Verena Hofer der «Neuen Fricktaler Zeitung». Demnach wollen die beiden während der Arbeiten in eine Ferienwohnung ziehen.
Wie Coop auf Anfrage der Zeitung mitteilt, sind derzeit 25 der insgesamt 30 Wohnungen vermietet. «Die Pensionskasse-Coop führt die Sanierung in Rheinfelden in einem Rahmen durch, in dem die Wohnungen während der Bauphase grundsätzlich weiterhin bewohnbar sind. Damit verzichtet sie auf Leerkündigungen und nimmt Rücksicht auf die Mieterschaft. Dieser wird nämlich ermöglicht, ihre Wohnungen weiterhin zu behalten», sagt Mediensprecher Caspar Frey. Die Baumassnahmen in Etappen einzuteilen, sie indes nicht möglich. «Deshalb kann die Pensionskasse-Coop auch keine Ersatzwohnungen oder interne Provisorien zur Verfügung stellen.»
Steigen die Mieten nach der Sanierung?
Die Wohn- und Schlafräume sollen aber während der gesamten Bauzeit nutzbar sein – mit Ausnahme der zwei bis drei Tage für die Schadstoffsanierung. Jedoch sollen Küchen und Badezimmer während sieben Wochen nicht zugänglich sein. «Als Ersatz stehen den Mieterinnen und Mietern Kocheinrichtungen inklusive Kühlschrank in den Wohnbereichen zur Verfügung. Im Keller werden ausreichend Nasszellen zur Nutzung bereitgestellt. Falls gewünscht, erhalten die Mieterinnen und Mieter zusätzlich Chemietoiletten in der Wohnung», erläutert Frey gegenüber der Regionalzeitung. «Wegen der Umtriebe werden den Mieterinnen und Mietern für die Sanierungszeit insgesamt zwei Monats-Nettomieten erlassen.» Darüber hinaus bestätigt der Mediensprecher der «NFZ», dass «nach Abschluss der Sanierungen die Mieten erhöht werden sollen.» Die Schlichtungsbehörde entscheidet nun, ob die Zustände zumutbar sind oder eben nicht.
(sib)
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