Der Stau am Grenzübergang Rheinfelden von der Schweiz nach Deutschland sorgt bei Pendlerinnen und Pendler beinahe jede Woche für Frust. Pünktlich zum Feierabend klemmt es regelmässig auf der A3 – zeitweise vom A3-Autobahnzubringer Rheinfelden-West bis nach Basel hinein.
So auch am Donnerstag, dem 3. Oktober 2024. «Feiertage in Deutschland, wie etwa der Tag der Deutschen Einheit, können für ein erhöhtes Verkehrsaufkommen sorgen», sagt Thomas Rohrbach, Sprecher des Bundesamts für Strassen (Astra) auf Anfrage von ArgoviaToday.
Pendelnde sind genervt
«Das liegt aber nicht an den Zollabfertigungen der Lkws, die müssen unter anderem an dem Notwarteraum auf der A3 bei Mumpf zwischen den Anschlüssen Eiken und Rheinfelden-Ost halten, sondern entweder am Einkaufstourismus oder dass Deutsche ihren freien Tag in der Schweiz verbracht haben.» Doch nicht nur vor Feiertagen ennet der Grenze gibt es längere Wartezeiten, auch in Richtung Feierabend reiht sich häufiger mal ein Fahrzeug an das nächste.
Auch wenn sich die meisten Autofahrenden wohl schon an die regelmässigen längeren Wartezeiten gewöhnt haben, sägt das erhöhte Verkehrsaufkommen immer mal wieder am Geduldsfaden. «Es nervt ungemein, wenn ich nach einem langen Arbeitstag einfach nur nach Hause will», sagt ein Pendler, der in Basel arbeitet und im deutschen Rheinfelden wohnt. «In der Regel brauche ich eine halbe Stunde, bis ich bei der Arbeit bin, manchmal dauert es länger, manchmal kürzer. Aber wenn ich nach Feierabend noch über eine Stunde im Auto sitzen muss und kaum vorwärtskomme, stresst mich das schon sehr.» Er sehe auch keine Verbesserungen, meint er. «Es wird in Zukunft wohl eher mehr Verkehr geben als weniger.»
Rund 195 gemessene Staustunden
Dass sich das Verkehrsaufkommen seit der Eröffnung der Anlage 2006 erhöht habe, sei dem Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) bewusst, heisst es auf Nachfrage. «Der Zollübergang wurde für rund 600 Lkws pro Tag und etwa 3,5 Millionen Personenwagen pro Jahr konzipiert, aber mittlerweile beträgt das Verkehrsaufkommen ein Vielfaches davon», erklärt Simon Erny, Leiter der Medienstelle. Laut dem Astra fahren rund 28'000 Autos – davon rund 2200 Lastwagen – täglich über den Autobahnzubringer in Richtung Deutschland. «Im Durchschnitt nutzen täglich mehr Menschen den Zollübergang Rheinfelden als den Gotthard-Tunnel», so Rohrbach. Der Grenzübergang Rheinfelden wurde vor knapp 20 Jahren gebaut, um die Stadt Rheinfelden zu entlasten. Daher sei eine Umfahrung des Staus auch keine Option, erklärt Rohrbach. «Denn dies führt nur zu Stau und Überlastung in den Nebenstrassen.»
Hinzu kämen seit knapp einem Jahr auch die verstärkten Kontrollen der deutschen Behörden, auch das könne punktuell zu Stau führen – genauso wie Unfälle oder Wendemanöver. «Allerdings ist nicht immer genau klar, warum es zu einem Stau kommt», gibt Erny an. Im Jahr 2023 sind in Richtung Deutschland bis zum Grenzübergang rund 195 Staustunden gemessen worden. Im Vergleich dazu stehen ab dem Zoll in Richtung Schweiz rund 15 Staustunden. Das zeigen Zahlen vom Astra, die ArgoviaToday vorliegen.
Um dem Stau auf der Autobahn A3 entgegenwirken zu können, wurde vor etwa einem Jahr die Verkehrsführung an der Anschlussstelle Rheinfelden-West angepasst. «Der Pannenstreifen wurde verbreitert und das Verkehrsmanagement schaltet diesen frei, wenn es auf der Autobahn zu Rückstau kommt», berichtet Rohrbach. «Dann können drei Spuren befahren werden.»
Welche Massnahmen sind für die Zukunft geplant?
Für die Zukunft werden bei der Verkehrsführung am Zollübergang Rheinfelden keine Änderungen vorgenommen, erklärt Rohrbach. «Beim Astra läuft derzeit aber ein Projekt zur Umgestaltung des Anschlusses Rheinfelden-West. Aktuell ist es noch in der Planung, soll aber 2025 öffentlich aufgelegt werden.»
Darüber hinaus will auch der Kanton mit verschiedenen Verkehrsmanagement-Massnahmen die Stausituationen auf den Kantonsstrassen im Siedlungsgebiet entschärfen, wie Simone Britschgi vom Aargauer Departement Bau, Verkehr und Umwelt mitteilt. Dazu soll auch die Fahrplanstabilität in der Region verbessert werden, damit Pendlerinnen und Pendler eher auf Bus und Bahn umsteigen, als ins Auto zu steigen.
Grenzüberschreitender Verkehr ist ein zentrales Thema im Aargau
Weiterhin seien mehrere Massnahmen im Fricktal und Zurzibiet geplant, um die Staus an den Aargauer Grenzübergängen zu mildern. «Für den Raum Frick, Stein und Laufenburg wird ein Gesamtverkehrskonzept erarbeitet», so Britschgi. Die neue Rheinquerung bei Sisseln soll geprüft werden. Bereits 2019 gab es schon Überlegungen zu einem neuen Grenzübergang in der Region. Daneben wurde in Stein die Fridolinsbrücke in Richtung Bad Säckingen beinahe zwei Jahre lang modernisiert und für den Fuss- und Veloverkehr aufgewertet.
Dazu soll der Kreisel Rheinbrücke und Zoll in Laufenburg optimiert werden, damit der Verkehr verbessert wird.
In Koblenz ist ein Ersatz der Rheinquerung Koblenz geplant und ein Gesamtverkehrskonzept für den Raum Zurzibiet in Arbeit, wie Britschgi ausführt. Weiter ergänzt sie, dass der grenzüberschreitende Verkehr ein wichtiges Thema für den Aargau sei. «Neben Infrastrukturmassnahmen können auch betriebliche Veränderungen an den Zollanlagen sowie Verbesserungen der grenzüberschreitenden Fuss-, Velo- und ÖV-Verbindungen einen Beitrag zu einer nachhaltigen Mobilität leisten.» Es soll sich definitiv etwas an den Zollübergängen ändern, die Frage ist nur: wann? Dem Kanton sind die Stauvorkommen an den Grenzübergängen bewusst und «diese sind zentraler Gegenstand in den laufenden Gesamtverkehrsplanungen für die Grenzregionen», merkt Britschgi an.