Rheinfelden

Taucher entdecken historische Mauer im St. Anna-Loch

· Online seit 19.02.2023, 06:38 Uhr
Am vergangenen Wochenende haben Taucher am St. Anna-Loch ein Mauerfragment mit einem Schacht entdeckt. Woher es kommt, wird aktuell untersucht. Die groben Messungen sind durch, nun geht es an die Detailarbeit.

Quelle: ArgoviaToday / Severin Mayer

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Viele Mythen, Sagen und Legenden ranken sich um den Rhein. Da ist zum einen die Loreley an der Rheinschlucht in Sankt Goarshausen in Deutschland, zum anderen das Rheingold, welches bei Worms im Rhein liegen soll oder eben die goldene Glocke von Rheinfelden, die der Sage nach im St. Anna-Loch vermutet wird.

Die Tauchgruppe «xPLORIS» versucht, direkt in Rheinfelden rund um das Inseli einige Geheimnisse zu entschlüsseln. «Wir waren im Flachwasser unterwegs, im sogenannten ‹Trümmerfeld Alpha›. Das ist eigentlich der einfachere Bereich zum Tauchen und dort liegen viele Mauerfragmente», erklärt Projektleiter Petar Ljubicic. Zudem hat die Tauchgruppe recht viele Welse im Rhein an der Stelle entdeckt. «Alleine waren wir bisher nicht, sondern hatten recht viel Gesellschaft.» Nachdem die Gruppe in dem Bereich aufgeräumt haben und alte Velos als auch Einkaufswägen entsorgt haben, soll nun ein 3D-Modell von diesen grossen Mauerstrukturen erstellt werden.

Historiker soll unterstützen

Die genaue Grösse des entdeckten Objekts lasse sich allerdings noch nicht genau beziffern. «Ich schätze, dass der Schacht zirka 30 mal 60 Zentimeter breit ist», schildert Ljubicic. Woher das Mauerfragment mit dem Schacht kommt, ist noch nicht ganz eindeutig. «Es könnte sich um einen alten Kamin handeln, ein Abluftschacht wäre auch möglich oder auch von einer Festung stammen, welche im 17. Jahrhundert im Zuge des österreichischen Erbfolgekriegs von den Franzosen gesprengt wurde.»

Bei der Aufklärung soll der Fricktaler Historiker Linus Hüsser unterstützen. «Er wird den geschichtlichen Teil übernehmen, weil er einen recht guten Zugang zu alten Dokumenten und Plänen hat», berichtet der Taucher. Hüsser betreut seit knapp 20 Jahren das Stadtarchiv und könne so aus dem künftigen 3D-Modell einiges ableiten. Auf dem Inseli in Rheinfelden stand früher die Burg Stein, daher wird es auch Burgstell genannt. Es war der Wohnort von König Rudolf von Rheinfelden. «Allerdings wurde die Burg im Laufe der Zeit immer mehr abgetragen, weil die Steine für den Städtebau gebraucht wurden.» Später habe man dort Kanonen sowie Baracken für die Schützenmannschaft aufgestellt.

«Das Kastell und die Stadt wurde von den Franzosen erobert, man hatte dort etwa 14 bis 16 Kanonen, die dann ausgeräumt wurden. Das Kastell wurde anschliessend gesprengt und die Mauerteile sind dann in den Rhein gefallen», erläutert Hüsser. Er geht davon aus, dass die Mauerfragmente von der frühneuzeitlichen Artilleriefestung stammt.

Bergung zu aufwändig

Der Historiker geht davon aus, dass die Mauerreste im Rhein bleiben. «Es wäre ein zu grosser Aufwand und würde mehrere Zehntausend Franken kosten, diese aus dem Wasser zu holen. Schliesslich sind sie auch mehrere Meter gross, um sie einfach irgendwo hinzustellen.» Wichtiger sei es, zu wissen, dass an dieser Stelle im St. Anna-Loch diese Mauerreste liegen.

Nun sollen diese Fragmente genauer analysiert werden. «Wir schauen uns den Mörtel näher an, um festzustellen, aus welchem Jahrhundert dieser stammen könnte.» Die Ergebnisse können dann zeigen, ob die Mauer wirklich aus der Zeit des Kastells ist oder erst später in den Rhein  als Abfallprodukt geworfen worden ist. «Es könne natürlich auch sein, dass die Mauer von der mittelalterlichen Burg stammt, welche die Zähringer einst gebaut haben.» Die stand jedoch eher auf der Stadtseite, wie der Historiker anmerkt.

Projekt auf längeren Zeitraum ausgelegt

Für ihn sei vor allem spannend herauszufinden, aus welchem Stein das Mauerstück besteht. «Ist das der rote Sandstein, der in der Region verwendet wurde, oder ist es Rauhstein? Hin und wieder gab es noch Ziegelstein oder ist es ein Stein, der von weit her transportiert wurde.» Diesen Fragen will der Historiker nun nachgehen.

Das Projekt ist auch auf einen längeren Zeitraum ausgelegt. Ziel soll sein, 3D-Modelle des ganzen Unterwassergebietes zu erstellen, Fotos und Videos zu generieren sowie Proben von Funden für die Kantonsarchäologie zu erstellen, die am Ende den Fund einordnen wird.

veröffentlicht: 19. Februar 2023 06:38
aktualisiert: 19. Februar 2023 06:38
Quelle: ArgoviaToday

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